Krieg um den Mond (German Edition)
herkommen?“
„Das Wort ‚unmöglich‘ halte ich in der Wissenschaft für sehr bedenklich. Ich könnte dir ...“
„Du könntest mir zehn Tatsachen aufzählen, die mal für unmöglich gehalten wurden“, fiel Anne Olaf ins Wort.
„Mehr als zehn“, lächelte Olaf. „Deshalb bin ich nicht festgelegt, und ich denke, jeder seriöse Wissenschaftler sollte immer wieder offen für etwas ganz Neues sein. Vielleicht gibt es noch andere Möglichkeiten, an die niemand denkt. Oft ist die Wirklichkeit phantastischer als alle Phantasie. Aber egal was herauskommt, eines ist klar: Irgend ein Teil unseres Weltbilds wird auf den Kopf gestellt. Wir wissen nur noch nicht welcher Teil. Auf jeden Fall wird unsere Welt in Zukunft nie mehr so sein, wie sie war.“
Gedankenverloren hockten sie da und sahen sich die Bilder an. Es war nicht einfach, die Konsequenzen aus der Entdeckung als Realität anzuerkennen. Olafs Worte klangen noch in Annes Ohr: ‘Oft ist die Wirklichkeit phantastischer als alle Phantasie.’ Was würde auf sie zukommen? Was war ihr Teil an dieser Zukunft?
„Was sollen wir jetzt tun?“, unterbrach Anne das Schweigen.
Olaf hätte sofort antworten können. Er wusste, was jetzt sein musste, aber er wollte es bewusst nicht sagen. Anne musste diese Entscheidung treffen - aus freien Stücken.
„Wir haben zwei Optionen. Welche wir wählen, ist deine Entscheidung. Es ist schließlich deine Entdeckung.“
„Und die Optionen wären?“
„Wir riskieren etwas und gehen offensiv voran oder du rahmst dir die Bilder ein und hängst sie über dein Bett.“
Im Raum wurde es still. Lisa und Olaf sahen Anne an. Die spürte plötzlich, welche Last eine Entscheidung bedeuten konnte. Sie hatte sich die Finger gehörig verbrannt. Sie hatte gekämpft bis zum Ende ihrer Kräfte - aber aufgeben und die Sache auf sich beruhen lassen? Das widersprach ihr zutiefst.
Olaf hatte zwei Optionen genannt, doch allen war klar, dass es nur eine geben konnte.
„Du weißt ganz genau, dass ich jetzt nicht aufgeben kann.“
Olaf sagte nichts. Hier musste Anne durch.
Die wusste, was sie eigentlich wollte. Sie wusste aber auch, dass diese Entscheidung ihr ganzes Leben verändern würde. Anne sah erst Lisa und dann Olaf an.
„Ich will weitermachen, aber nur unter einer Bedingung.“
„Ich höre.“
„Wir machen es zusammen. Alleine schaffe ich das nicht.“
Das war ganz in Olafs Sinn, aber da war etwas, das er geklärt haben wollte: „Ist das jetzt meine Aufwertung zu einem ‘richtigen’ Wissenschaftler? Oder bleibe ich Hilfsassistent?“
„Was meinst du denn damit?“, fragte Anne, obwohl sie mehr als nur eine Ahnung hatte, was Olaf meinte.
Sie erhielt umgehend die unangenehme Bestätigung.
„Es stand dir vom ersten Augenblick an im Gesicht geschrieben, dass du mich nicht für voll nimmst.“
„Das war nicht so gemeint. Das ...“
Anne geriet ins Stocken, holte tief Luft und fuhr dann fort: „Ach, was soll’s! Ja du hast Recht. So war es. Aber ich habe eingesehen, dass es nicht nur darauf ankommt, wie gut jemand wissenschaftlich rechnen kann. Ich brauche dich. Ohne dich schaffe ich es nicht. Machst du mit?“
„Hm, wenn so eine schöne Frau so etwas Nettes sagt, wie könnte ich da ‘nein’ sagen? Klar. Ich mache mit!“
Anne atmete befreit auf. Sie war immer eine Einzelkämpferin gewesen, aber irgendwann kam jeder an die Grenzen seiner Möglichkeiten. „Okay, das haben wir geklärt. Was sollten wir als Erstes tun?“
„Ganz einfach. Wir gehen zur ESA. Was sonst?“
Anne hatte geahnt, dass Olaf genau das sagen würde. Es war das, was sie am wenigsten wollte. Dahin zurück, wo sie die größte Niederlage ihres Lebens erlitten hatte?
Olaf wusste, dass auch diese Hürde genommen werden musste. Der Stachel, sich dermaßen blamiert zu haben, saß tief. Solange er nicht beseitigt war, würde Anne nie zu ihrem alten Mut zurück finden - und den brauchten sie mehr denn je. „Eins müssen wir für unsere Zusammenarbeit festlegen: Das Wort ‘unmöglich’ kennen wir nicht mehr. Sonst haben wir bei dieser Sache keine Chance.“
Anne schloss die Augen. Die Szene in Dr. Bardouins Büro passierte Revue.
Ich bin in die Flucht geschlagen worden, aber ich lebe noch. Und dieses Mal habe ich die Beweise.
„Einverstanden.“
„Sehr schön. Dann lasse ich euch beide einen Augenblick alleine. Ich muss etwas in Ruhe regeln.“
Olaf stand auf und ging hinaus, um ungestört telefonieren zu können. Nach 10 Minuten kam er
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