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Krieg um den Mond (German Edition)

Krieg um den Mond (German Edition)

Titel: Krieg um den Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
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Firmeninformationen vor: Den Rezepturen für die Legierungen, die in dem Werk hergestellt wurden. Hu wählte das Rezept für die Speziallegierung, die man für die Herstellung von Treibstofftanks für Raketen benötigte. Diese Treibstofftanks mussten hohen Anforderungen gerecht werden. Sie mussten bei extrem tiefen Temperaturen resistent gegen heftige Erschütterungen und Vibrationen sein, wie sie bei Raketenstarts auftraten. Entsprechend wichtig war die Legierung, für die die Firma ein wertvolles Patent besaß.
    Professor Cheng reichte Hu einen USB-Stick mit einer Formel, die er ausgearbeitet hatte. Die Kunst bestand darin, mit einer möglichst geringen Abweichung von der Original-Rezeptur die Eigenschaften der Legierung zu verändern. Professor Cheng war ein Meister dieser Kunst. Die neue Formel unterschied sich kaum vom Original. Die Zutaten waren gleich, nur die Verhältnisse zueinander hatten sich geändert. Außerdem war bei der Zubereitung im Schmelzofen die Temperatur geringfügig niedriger. Kleine Änderungen mit großer Wirkung: Im Endergebnis verhielt sich die neue Legierung zunächst so wie das Original. Erst bei der Befüllung mit dem ultratiefgekühlten Treibstoff wurde die Legierung spröde. Vibrationen würden haarfeine Risse auftreten lassen, durch die dann Treibstoff austreten konnte. Nur wenig - aber mit verheerenden Folgen. Der Vorsprung der Amerikaner würde schmelzen, sodass sein eigenes Land den ehrenvollen Spitzenplatz einnehmen konnte.
     
    Hu überspielte die neue Rezeptur in die Wissensdatenbank des Stahlwerks. Damit war der erste Teil der Aufgabe erledigt, aber das war nur die Rückversicherung. Hu wechselte zur Steuerung der Schmelzöfen. Sie waren hochmodern, wurden vollautomatisch per Computer gesteuert und erforderten kaum qualifiziertes Überwachungspersonal. Vor einer halben Stunde hatte die Schicht von Bill Cleary und Wesley Fox begonnen. Hu kannte die Schichtpläne des Stahlwerks wie seinen eigenen. Er lächelte. Aus Effizienzgründen setzte der Westen mehr und mehr auf Computersteuerung, wobei gleichzeitig die Arbeitsplätze so billig wie möglich sein sollten. Bill und Wesley waren gut eingewiesen, mehr aber auch nicht. Beste Voraussetzungen, um den Schmelzofen von außen unbemerkt zu manipulieren. Hu nahm die gleichen Veränderungen wie in der Wissensdatenbank vor. Nun mussten sie abwarten.
     
    Routinemäßig überprüfte Bill die Vorgaben und Abläufe der Schmelzöfen. Er hatte mehrere Monitore vor sich, die ihm die jeweiligen Zustände anzeigten: Die aktuelle Mischung des Schmelzguts, die Temperatur, den Druck usw. Die Skalen der Kontrollanzeigen standen auf grün. Es war alles okay. Er hätte sich bequem zurücklehnen können. Trotzdem hatte er ein eigenartiges Gefühl. Diese Legierung kannte er. Er meinte sich erinnern zu können, dass die Temperatur für diese Legierung für gewöhnlich erhöht wurde statt abgesenkt. Sein Gedächtnis betrog ihn für gewöhnlich nicht. Er diskutierte mit Wesley darüber. Die Anzeigen teilten ihnen mit, dass der Schmelzofen genau das tat, was er sollte. Aber war das richtig? Bill zweifelte.
    Wesley war dagegen, die Werksleitung einzuschalten.
    „Das bringt nur unnötig Ärger.“
    Es gab für alle Fälle Handlungsanweisungen und für diesen Fall hieß es darin, die Wissensdatenbank heranzuziehen und mit den Werten der Produktion zu vergleichen. In dieser Datenbank war alles gespeichert, was die Wissenschaftler und Ingenieure erarbeitet hatten - das gesamte Know-how der Firma. Bill ging die Wissensdatenbank durch und verglich akribisch alle Daten mit den aktuellen Anzeigen des Schmelzofens. Wesley kontrollierte nach dem Vier-Augen-Prinzip. Sie fanden nicht den geringsten Unterschied.
    „Alles in Ordnung“, entschied Bill.
     
    Hu konnte diese Bemerkung nicht hören. Trotzdem wusste er Bescheid. Er ließ die Kommunikation genauestens überwachen und hätte sofort bemerkt, wenn jemand einen Fehler meldete. Die amerikanische Firma hatte ein modernes, ausgeklügeltes System der Fehlerbearbeitung - selbstverständlich computergestützt.
    Aber auch ohne Zugriff auf das Fehlermanagementsystem wusste Hu, dass es keine Meldung gab. Nicht umsonst hatten sie in den letzten Wochen in Abständen kleine Fehler unterschiedlichster Art provoziert und das Verhalten der Mitarbeiter studiert. Es lief alles so, wie er es vorausberechnet hatte.
    Geduldig wartete Hu‘s Gruppe, bis das Stahlwerk genügend von der Speziallegierung hergestellt hatte. Sie machten

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