Krieg um den Mond (German Edition)
Verzögerung hatte seine Laune nicht verbessert.
„Die Spezialpumpen für die Treibstoffzufuhr bekommen wir auch nicht rechtzeitig. Dadurch verlieren wir an anderen Stellen Zeit, sodass wir dort keinen Puffer herausarbeiten können.“
„Hat es da auch gebrannt?“, fragte Wincent sarkastisch.
„Nein. Dem Werk fehlen ein paar simple Teile, um die Pumpen komplett zusammenzusetzen.“
„Dann sollen sie welche kaufen, verdammt noch mal.“
„Sie kommen aus China.“
„Ja und? Vieles kommt aus China.“
„Die Chinesen sagen, sie können nicht liefern, weil ihnen die Steuerung einer Maschine kaputt gegangen ist. Das Ersatzteil brauchen sie von einer Firma aus den USA, aber wegen der Beschränkungen bei der Ausfuhr von Hightech haben sie Probleme es zu bekommen.“
„Verstehe ich das richtig? Weil wir kein Ersatzteil nach China liefern, können wir von denen die Bauteile nicht kriegen, die wir brauchen?“ Wincent stand nahe vor einem Tobsuchtsanfall. „Scheiß Globalisierung! Besorgen Sie das verdammte Ersatzteil und stecken es in einen Flieger nach China. Aber schicken Sie zwei Spezialisten von uns mit. Die sollen zusehen, dass die Chinesen uns nicht verarschen und das Teil sofort einbauen.“
„Wird sofort erledigt.“ Gordon beeilte sich, aus dem Büro von Wincent zu kommen.
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29. China
Drei Tage später trafen die beiden Spezialisten, Frank und Josh, in dem Werk in China ein. Es lag nicht im Perlflussdelta wie viele exportorientierte Firmen sondern weit außerhalb in der chinesischen Provinz. Sie hatten 24 Stunden gebraucht, um vom Flughafen in Beijing bis dorthin vorzudringen. Long Fu, der Direktor des Werks, empfing sie höchstpersönlich. Mit einem Lächeln im Gesicht hieß er sie willkommen.
„Ich bin sehr erfreut über die Hilfsbereitschaft der Amerikaner in dieser unglücklichen Situation. Es ist außerordentlich zuvorkommend, dass Sie uns dieses wichtige Ersatzteil persönlich bringen.“
„Wieso liegt Ihr Werk eigentlich soweit außerhalb?“, wollte Frank wissen. Frank war der Wortführer der beiden und kein Techniker. Er kam vom CIA, um den Chinesen auf den Zahn zu fühlen. Josh war der Einzige, der sich mit Maschinen auskannte. Er sollte die Reparatur durchführen.
„Das bitte ich zu entschuldigen“, erklärte Long. „Aus Kostengründen haben wir viele Produktionsstätten ins Landesinnere verlegt. An der Küste sind die Arbeitskräfte zu teuer geworden. Hier in der Provinz sind die Ansprüche nicht so hoch.“
„Dafür sind die Wege um so weiter. Egal. Zeigen Sie uns bitte die defekte Maschine. Dann können wir Ihnen das Ersatzteil direkt einbauen.“
Frank nahm Josh ein kleines Paket aus der Hand, auf dem in großen, schwarzen Buchstaben zu lesen stand: MU-358. Das war exakt das fehlende Teil, das ihnen die Chinesen per Fax genannt hatten. Der Einbau würde nur zwei Stunden beanspruchen, für Josh eine Routineangelegenheit.
Direktor Long lächelte. „Ich weiß es sehr zu schätzen, dass Sie uns anbieten das Ersatzteil persönlich einzubauen. Leider ist das nicht möglich.“
Josh nahm es gelassen hin. Als Servicetechniker war er von eigenwilligen Kunden allerhand gewohnt. Frank fiel es wesentlich schwerer. Er hatte sich trotz der Strapazen um ein freundliches Auftreten bemüht. Jetzt brach sein Gesichtsausdruck zusammen. Er hatte mit Dankbarkeit gerechnet und nicht mit Ablehnung. „Warum nicht?“
„Oh, Sie werden es nicht glauben, aber wir haben große Sorge, dass jemand unsere Produkte kopiert. Deshalb ist Fremden der Zutritt zu den Produktionsstätten streng verboten. Ich bin sicher, dass gerade Sie als Amerikaner diese Sorge sehr gut verstehen können.“
Bei Frank schwollen die Halsschlagadern sichtlich an. Da waren sie um die halbe Erde geflogen und bis in die chinesische Provinz gekrochen. Jetzt sollte er sich von einem ewig lächelnden Provinz-Firmen-Direktor abweisen lassen? Er wollte lospoltern, wie er es in einem amerikanischen Unternehmen getan hätte, als ihm Josh zuvor kam.
„Herr Direktor Long“, begann Josh mit größter Freundlichkeit. „Wir versichern Ihnen, dass wir keines Ihrer Produkte ausspionieren werden. Wir sind nur hier, um Sie zu unterstützen. Wir werden ausschließlich die Maschine reparieren und uns sonst nichts ansehen.“
Long Fu’s Lächeln wurde noch breiter. „Sehen Sie! Ich wusste, dass Sie mich verstehen werden.“
Das Angebot zur Reparatur der Maschine schien er nicht gehört zu haben.
„Wir nehmen Ihre
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