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Krieg und Frieden

Krieg und Frieden

Titel: Krieg und Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lew Tolstoi
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Interessanteste sein mußte – an die bevorstehende Gefahr. Trotz aller Bemühungen und Selbstvorwürfe wegen seiner Feigheit war ihm in der ersten Zeit seines Dienstes dies nicht gelungen, aber mit den Jahren kam das ganz von selbst. Er ritt jetzt neben Ilin durch die Birkenallee, riß zuweilen ein Blatt von einem Zweigchen ab, oder rauchte seine Pfeife mit so ruhigem Aussehen, als ob er spazierenreite. Mitleidig blickte er in das aufgeregte Gesicht Ilins, welcher viel und unruhig sprach, denn er kannte aus Erfahrung den peinlichen Zustand der Erwartung und Furcht vor dem Tode, in dem sich der Kornett befand. Er wußte, daß nur die Zeit dies heilen könne.
    Die Sonne kam aus den Wolken hervor, der Wind schwieg, als ob er diesen entzückenden Sommermorgen nicht stören wolle. Ein Strom von Licht ergoß sich über die Ebene, in der Ferne ertönten Kanonenschüsse. Noch war Rostow bemüht, zu schätzen, wie weit diese Schüsse entfernt seien, als von Witebsk her ein Adjutant des Grafen Ostermann galoppiert kam mit dem Befehl, im Trab auf dem Wege vorzugehen.
    Die Schwadron überholte die Infanterie und die Batterie, welche gleichfalls vorwärts eilten, ritt einen Abhang hinab durch ein verlassenes Dorf und dann wieder bergan.
    »Halt! Richtet euch!« hörte man vorn das Kommando des Divisionärs. »Nach rechts einschwenken! Im Schritt marsch!« wurde kommandiert. Die Husaren gingen hinter der Linie der Truppen auf dem linken Flügel und stellten sich hinter unseren Ulanen auf, welche in der ersten Linie standen. Rechts stand Infanterie in dichter Kolonne – das waren unsere Reserven. Höher am Bergabhang sah man in der reinen Morgenluft scharf und deutlich unsere Kanonen, vorwärts, jenseits eines Hohlwegs, wurden feindliche Kolonnen und Kanonen sichtbar. Im Hohlweg hörte man unsere Kette, welche bereits das Gefecht eröffnet hatte und sich lustig mit dem Feind herumschoß. Rostow wurde von diesen lange nicht gehörten Schüssen vergnügt zumute. Trap–ta–ta–tap ertönten plötzlich rasch hintereinander einige Schüsse und dann schwieg alles wieder.
    Die Husaren standen etwa eine Stunde auf demselben Platz; während Graf Ostermann mit seiner Suite hinter der Schwadron vorüberritt, begann auch das Geschützfeuer. Dann hörte man bei den Ulanen ein Kommando: »In Kolonne zur Attacke!« Die Infanterie vor ihnen verdoppelte ihre Abstände, um die Ulanen durchzulassen. Lustig flatterten die Fähnchen an den Lanzen, während die Ulanen nach dem Berg zu galoppierten, wo sich französische Kavallerie zeigte.
    Dann erhielten die Husaren den Befehl, an Stelle der Ulanen die Bedeckung der Batterie zu übernehmen.
    Das lange nicht gehörte Pfeifen und Zischen der vorüberfliegenden Kugeln wirkte freudig erregend auf Rostow. Er richtete sich auf und überblickte das Schlachtfeld. Die Ulanen waren den französischen Dragonern schon ganz nahe und verschwanden in einer Staubwolke. Nach fünf Minuten aber kamen sie zurück, und zwischen den Ulanen und hinter ihnen folgten in starken Haufen die französischen Dragoner auf grauen Pferden.

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    Rostow erblickte mit seinen scharfen Geieraugen sehr bald die französischen Dragoner, welche unsere Ulanen verfolgten. Näher und näher kamen die Ulanen in aufgelösten Gruppen. Rostow sah, wie auf der Jagd, was vor ihm vorging, er wußte, wenn er jetzt mit den Husaren auf die französischen Dragoner stürzen würde, so würden diese nicht standhalten können, aber daß dies sofort geschehen mußte, sonst entschwand der günstige Augenblick. Er blickte sich um. Der Rittmeister, der neben ihm stand, blickte auch gespannt nach dem Feinde.
    »Andree Sewastianitsch«, sagte Rostow, »wir werden sie werfen! ...«
    »Das wäre ein feines Stück«, sagte der Rittmeister. »Aber wirklich ...«
    Rostow hörte nicht weiter, galoppierte vor die Schwadron, und noch hatte er kaum das Kommando ausgesprochen, als die ganze Schwadron ihm nachfolgte. Rostow wußte selbst nicht, wie und warum er das tat, er überlegte nicht, er sah nur, daß die Dragoner nahe waren, und stürzte sich fast unwillkürlich mit seiner Schwadron auf den Feind. Als die vorderste Schwadron die Husaren erblickte, wandte sie sich um, die hinteren hielten an, Rostow spornte sein Pferd an und trieb es in die erschütterten Reihen der Dragoner. Sie galoppierten fast alle zurück. Rostow wählte sich einen von ihnen auf einem grauen Pferde und verfolgte ihn. Bald hatte er ihn eingeholt. Der Franzose, nach seiner Uniform ein

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