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Krieg und Frieden

Krieg und Frieden

Titel: Krieg und Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lew Tolstoi
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und Suwórow! Dieser Moreau da wäre längst gefangen, wenn Suwórow die Hände frei gehabt hätte. Aber da saß ihm dieser Hof-kriegs-wurstschnaps-rat [Fußnote: Im Original deutsch mit russischen Buchstaben] auf dem Hals. Er wurde seines Lebens nicht froh mit diesem Hofkriegswurstrat. Suwòrow konnte nicht mit ihnen auskommen. Wie wird es nun Kutusow verstehen? Nein, Freundchen, mit euren Generalen ist gegen Bonaparte nichts auszurichten, dazu muß man Franzosen haben. Den Deutschen, Pahlen, hat man nach New York in Amerika geschickt nach dem Franzosen Moreau, er soll in den russischen Dienst treten. Prachtvoll! Sind Patjomkin und Suwòrow und Orlow etwa Deutsche gewesen? Nein, Freundchen, entweder seid ihr alle verrückt oder ich.«
    »Ich will nicht behaupten, daß alle Anordnungen gut seien«, erwiderte Fürst Andree, »aber ich begreife nicht, wie Sie so über Bonaparte urteilen können, er ist jedenfalls ein großer Heerführer.«
    »Oho, Bonaparte ist im Hemd geboren worden, seine Soldaten sind vortrefflich. Zuerst ist er über die Deutschen hergefallen und hat sie übel zugerichtet. Seit die Welt steht, sind die Deutschen immer geschlagen worden, und sie haben niemand geschlagen, nur immer einander zerzaust. An ihnen hat er seinen Ruhm gewonnen.«
    Dann erklärte der Fürst alle Fehler, welche nach seiner Ansicht Bonaparte in allen seinen Kriegen gemacht habe. Fürst Andree erwiderte nichts darauf und wunderte sich nur, wie dieser alte Mann, der seit vielen Jahren in der Einsamkeit gelebt hatte, mit solcher Genauigkeit alle kriegerischen und politischen Ereignisse Europas kannte und beurteilte.
    »Du glaubst, ich verstehe nichts davon, weil ich alt bin«, schloß er. »Nun, wo hat er sich denn ausgezeichnet, dein großer Heerführer?«
    »Das wäre zu viel, hier aufzuzählen«, erwiderte der Sohn.
    »Geh mir mit deinem Bonaparte! Fräulein Bourienne, da ist noch ein Verehrer Ihres lumpigen Kaisers!« rief er in vortrefflichem Französisch.
    »Sie wissen, Fürst, daß ich keine Bonapartistin bin.«
    »Gott weiß, wann er wiederkehrt«, sang der alte Fürst wieder in falschem Ton und verließ den Speisesaal. Die kleine Fürstin hatte schweigend und erschreckt bald Marie, bald den alten Fürsten angesehen. Beim Verlassen der Tafel ergriff sie Marie am Arme und führte sie in das andere Zimmer. »Was für ein kluger Mann Ihr Väterchen ist«, sagte sie, »vielleicht deswegen gerade fürchte ich ihn.«
    »Ach, er ist so gut«, erwiderte Marie.

25
    Am folgenden Abend reiste Fürst Andree ab. Der alte Fürst beobachtete auch an diesem Tage streng seine Tagesordnung und ging nach Tisch in sein Zimmer. Die junge Fürstin war bei Marie. Fürst Andree im Reisemantel, ohne Epauletten, rüstete sich mit seinem Kammerdiener zur Reise. Er besichtigte selbst den Wagen und das Einpacken der Koffer. Im Zimmer waren nur noch die Stücke zurückgeblieben, welche Fürst Andree immer selbst mit sich nahm, eine Schatulle, ein großes, silbernes Reisenecessaire, zwei Türkenpistolen und der Säbel, ein Geschenk seines Vaters. Alles war neu und rein bei Fürst Andree, in Überzügen von Tuch.
    Im Augenblick der Abreise, an Wendepunkten des Lebens befinden sich Leute, welche fähig sind, ihre Handlungen zu überlegen, gewöhnlich in ernster Stimmung. In solchen Augenblicken überdenkt man die Vergangenheit und macht Pläne für die Zukunft. Das Gesicht Fürst Andrees war sehr nachdenklich. Er hatte die Hände auf den Rücken gelegt und ging rasch im Zimmer auf und ab. Vielleicht war es ihm schrecklich, in den Krieg zu ziehen und seine Frau zu verlassen, aber er wünschte nicht, in solcher Stimmung gesehen zu werden, und als er draußen Schritte hörte, stellte er sich an den Tisch, als ob er den Überzug der Schatulle zubinden wolle, und nahm seine alltägliche ruhige Miene an. Es waren die schweren Schritte der Fürstin Marie.
    »Du hast einspannen lassen, wie ich hörte«, sagte sie keuchend nach dem raschen Lauf. »Ich wollte noch mit dir allein sprechen. Gott weiß, wann wir uns wiedersehen! Du hast dich sehr verändert, Andruscha!« Sie lächelte, als sie das Kosewort »Andruscha« aussprach, es schien ihr sonderbar vorzukommen, daß dieser ernste, schöne Mann derselbe Andruscha, der schwächliche, hagere Knabe, der Gefährte ihrer Kindheit war.
    »Wo ist Lisa?« fragte er, indem er ihre Fragen nur mit einem Lächeln beantwortete.
    »Sie ist so ermüdet, daß sie in meinem Zimmer auf dem Diwan eingeschlafen ist. Ach, Andree,

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