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Krieg – Wozu er gut ist

Krieg – Wozu er gut ist

Titel: Krieg – Wozu er gut ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Morris
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und zwar beim Übergang vom Leben in großen, sexuell promisken Herden (wie bei Schimpansen und Bonobos) zur Paarbindung zwischen Mann und Frau.
    Wenn Schimpansen und Bonobos auf Futtersuche gehen, ist jeder von ihnen auf sich gestellt, beide Geschlechter betätigen sich als Jäger und Sammler. Bei menschlichen Jägern und Sammlern hingegen übernehmen im Regelfalle die Männer so gut wie alle Jagd-, die Frauen hingegen so gut wie alle Sammelaktivitäten, und am Ende teilen sie die Nahrung miteinander und mit ihren Nachkommen. Es gibt Unterschiede im Einzelnen, je nachdem wo auf der Welt die Betreffenden leben, aber in so gut wie jeder Jäger-und-Sammler-Gemeinschaft gehört zu den Arbeiten der Frau das Kochen, zu den Aufgaben des Mannes die Verteidigung der Nahrung gegenüber jedem Wesen, das sie dem Paar zu stehlen versucht. Damit steigen die Diebstahlskosten, und so ändert sich die bisherige evolutionär stabile Strategie. Familien ersetzen Herden als Grundpfeiler einer Gesellschaft mit feingesponnenen Netzen aus Benimm- und freiwilligen Teilungsregeln, in denen auch für Ältere, Waisen und andere gesorgt wird, die nicht selbst über Heim und Herd verfügen.
    Diese Veränderungen müssen das Intimleben der Urmenschen dramatisch verändert haben. Im Zuge dessen, dass unsere Vorfahren von einem affenartigen Sexleben zur Paarbindung wechselten, verlagerte sich auch die optimale Strategie des Urmannes für sein Bestreben, seine Gene in der nächsten Generation unterzubringen, vom Kampf an vorderster Front, an dessen Ende es galt, Urweibchen mit Samenfluten zu überschwemmen, hin zu Werbung und Fürsorge. Das machte Viertelpfünderhoden zu einem ebenso teuren Luxus wie ein kolossales Gedärm. Urmänner hatten noch immer die Spermienkonkurrenz von Verführern und Vergewaltigern zu fürchten und konnten sich keine so winzigen Gonaden wie männliche Alpha-Gorillas leisten, aber bis zur Neuzeit war unsere Testikelgröße auf gut vierzig Gramm geschrumpft.
    Zusammen mit seinem riesigen Skrotum verlor der Urmann auch ein etwas befremdliches Merkmal des Bonobo- und Schimpansenpenis: einen kleinen seitlichen Sporn, der dazu dient, alte Samenreste aus der Vagina der Partnerin zu entfernen, bevor es zu einem neuen Erguss kommt. Die Tatsache, dass beide, Bonobos und Schimpansen, über einen solchen Sporn verfügen, lässt stark vermuten, dass unser letzter gemeinsamer Vorfahr diesen auch besessen hat und Urmenschen ihn deshalb verloren haben, weil sie ihn nicht länger benötigten. An seiner Statt wuchsen den Urmännern übergroße Phalli. Der erigierte männliche Penis ist beim Menschen im Durchschnitt 15 Zentimeter lang, Schimpansen und Bonobos bringen es lediglich auf die Hälfte, Gorillas schaffen nur mickrige drei Zentimeter. Urfrauen erwiderten das Kompliment, indem sie Brüste entwickelten, die sich im Vergleich zu den Maulwurfshügeln anderer Affen wie Gebirge ausnehmen.
    In seinem berühmten Buch Der nackte Affe kam Desmond Morris, seinerzeit Primatenkurator im Londoner Zoo, anhand dieser Details zu dem Schluss, Menschen seien »the sexiest primate alive« 6 (das war, bevor Primatenforscher entdeckt hatten, zu was Bonobos imstande sind). Bemerkenswert ist, dass Zoologen sich offenbar nicht darüber einig werden können, warum beim Menschen Brust und Penis dermaßen aufgemotzt wurden. »Das Unvermögen, im 20. Jahrhundert endlich eine angemessene Theorie der Penislänge zu formulieren«, spottet Jared Diamond trocken, sei »ein krasser Misserfolg.« 7 Aber die nächstliegende Vermutung wäre, dass der Übergang vom Kampf um die Sexualpartnerin hin zur Werbung Signalen, die (nicht nur dem anderen Geschlecht, sondern auch gleichgeschlechtlichen Rivalen gegenüber) von sexueller Fitness kündeten, allerhöchste Priorität zukommen ließ. Und womit ließe sich das besser erreichen als mit dem prahlerischen Zurschaustellen von überragender Männlichkeit?
    Vor 1,3 Millionen Jahren, zu der Zeit, als Schimpansen und Bonobos auseinanderzudriften begannen, hatten sich die Urmenschen bereits sehr, sehr weit von anderen Hominiden weg entwickelt. Wie das im Einzelnen ihr Verhältnis zur Gewalt beeinflusst hat, bleibt allerdings umstritten, da wir gegenwärtig nicht einmal ansatzweise über die hinreichende Zahl an einigermaßen kompletten Skeletten verfügen, die wir von jeder Art haben müssten, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie viele Urmenschen versklavt, erstochen oder auf andere Weise zu Tode gebracht wurden. Gegenwärtig

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