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Krieg – Wozu er gut ist

Krieg – Wozu er gut ist

Titel: Krieg – Wozu er gut ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Morris
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hervorbrachten, haben sich, wie bereits erwähnt, vor ungefähr 7,5 Millionen Jahren getrennt. Etwa um diese Zeit fingen Menschenaffen an den Rändern des großen zentralafrikanischen Regenwalds an, sich vom Urschimpansen weg zu entwickeln. Wieder scheint die Suche nach Futter im Mittelpunkt des Geschehens gestanden zu haben. Bäume mit Früchten wurden in diesen trockenen Randregionen immer seltener, sie wichen zunächst Mischwäldern und schließlich der offenen Savanne, und die hier lebenden Hominiden mussten neue Futterquellen erschließen. Da Widrigkeit die Mutter evolutionären Erfindungsreichtums ist, bekamen alle möglichen Genmutationen ihre Chance und sorgten für die Anpassung dieser Hominiden. Anthropologen haben ihnen wunderbar exotische Namen gegeben: Sahelanthropus am nördlichen Rand des Regenwalds, Ardipithecus im Osten und verschiedene Australopithecus- Arten ringsum. Ich will sie kollektiv als Vor- und Urmenschen bezeichnen.
    Für das Auge des Nichtfachmanns sehen die Knochen dieser Vorfahren des Menschen ziemlich genau wie die jedes anderen Hominiden aus, doch waren dramatische Veränderungen im Gange. Im Verlauf von wenigen Millionen Jahren wurden die Backenzähne größer, flacher und überzogen sich mit einer dicken Schicht aus Zahnschmelz. Das machte sie ideal zum Knacken von hartem und trockenem Futter. Chemische Untersuchungen an den Zähnen eines drei Millionen Jahre alten Australopithecus haben inzwischen bestätigt, was Anthropologen lange vermutet haben: dass das fragliche Futter aus Knollen und Graswurzeln bestand. Beide sind hervorragende Kohlenhydratlieferanten, verfügbar auch in Trockenzeiten, wenn der oberirdische Teil einer Pflanze verwelkt – sofern sie ausgegraben und zerkaut werden können. Jede Mutation, die zu flinkeren Fingern führte, machte einen dadurch begünstigten Vor- und Urmenschen fetter, stärker und vielleicht auch fitter im Kampf, erhöhte also alles in allem seine Chancen, seine Gene über die gesamte Population zu verbreiten.
    Die Knöchel- und Fußspurenfunde, die von Vormenschen in weicher Asche hinterlassen wurden und später versteinerten, zeigen, dass vor vier Millionen Jahren eine Menge Veränderungen im Gange waren. Diese Wesen unterschieden sich mit Sicherheit noch sehr von uns. Sie waren nur ungefähr einen Meter zwanzig groß, vermutlich fellbedeckt und verbrachten noch viel Zeit auf Bäumen. Sie fertigten – wenn überhaupt – nur wenigeSteinwerkzeuge an und konnten mit Sicherheit nicht sprechen. Es ist stark anzunehmen, dass die Männchen noch immer Testikel im Schimpansen/Bonobo-Format hatten.
    Die im Lauf der weiteren Entwicklung drastisch schrumpfenden Hoden aber wurden mehr als ausgeglichen durch die Evolution hin zu immer größeren Gehirnen. Vor vier Millionen Jahren brachte es der durchschnittliche Australopithecus auf 360 Kubikzentimeter graue Substanz (etwas weniger als ein moderner Schimpanse, der im Durchschnitt eine Gehirngröße von gut 400 Kubikzentimetern hat). Gut drei Millionen Jahre später waren daraus 460 Kubikzentimeter geworden und eine weitere Million Jahre danach 620 Kubikzentimeter (der moderne Mensch bringt es auf knapp 1400 Kubikzentimeter).
    Es scheint auf der Hand zu liegen, dass große Gehirne besser sind als kleine, aber die Evolution gehorcht (ebensowenig wie der Krieg) keiner banalen Logik. Gehirne sind kostspielig zu betreiben: Unser Gehirn macht im Regelfall ungefähr zwei Prozent unseres Körpergewichts aus, verschlingt aber zwanzig Prozent der Energie, die wir zu uns nehmen. Mutationen, die größere Gehirne zur Folge haben, breiten sich nur dann aus, wenn das zusätzliche Hirngewebe sich selbst trägt, indem es hilft, das Mehr an Futter beizubringen, das es für sein Funktionieren benötigt. Im Herzen des Regenwaldes war das kaum der Fall, denn die Menschenaffen mussten keine Einsteins sein, um Blätter und Früchte zu finden. In den trockenen Mischwäldern und Savannen hingegen legten Hirnschmalz und Futterverwertung eine gigantische Aufwärtsspirale hin. Pfiffige Hominiden gruben hier Wurzeln und Knollen aus, die die größere Hirnmasse nährten. Ihre noch schlaueren Nachkommen verfielen auf bessere Jagdtechniken, und das erlegte Fleisch speiste noch mehr von den kostspieligen grauen Zellen.
    Mit solcher Geistesgröße gesegnet machten sich die Urmenschen schnurstracks daran, bessere Waffen zu erfinden. Von modernen Schimpansen und Bonobos weiß man, dass sie Stöcke und Steine als Werkzeuge und Waffen

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