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Krieg – Wozu er gut ist

Krieg – Wozu er gut ist

Titel: Krieg – Wozu er gut ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Morris
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Ichs von uns geben: die alte, nichtoptimierte biologische Version, Spielball ihrer (möglicherweise auch gewalttätigen) Leidenschaften, dem altersbedingten Verfall preisgegeben, und eine neue, unveränderliche maschinelle Version. Mehr noch: Die maschinengestützten Gehirne werden imstande sein, Informationen mit derselben Leichtigkeit auszutauschen, mit der wir heute Dateien zwischen Computern hin und her schicken, und 2045 werden, wenn der Trend anhält, Computer imstande sein, Scans von allen acht Milliarden Gehirnen auf der Erde zu speichern. Kohlenstoff- und siliziumbasierte Intelligenz werden zu einem globalen Bewusstsein von solcher Denkleistung verschmelzen, wie die Welt sie noch nie gesehen hat. Kurzweil bezeichnet diesen Moment als Singularität – eine Zukunft, in der das Tempo des technologischen Wandels so hoch, seine Tragweite so groß geworden ist, dass es den Anschein hat, als expandiere die Technologie mit unendlicher Geschwindigkeit.
    Das sind wahrlich außergewöhnliche Mutmaßungen, aber wie auch immer, etliche Zukunftsforscher stimmen Kurzweil hinsichtlich des allgemeinen Trends zu, und nicht wenige halten gar seine Prognosen für nicht kühn genug. Im Jahr 2012 kam eine Umfrage unter solchen Kristallkugeldeutern zu dem Schluss, dass mit besagter Singularität in etwa um 2040 zu rechnen sei, fünf Jahre früher als Kurzweils Schätzung. Henry Markram, Leiter eines großen europäischen Forschungsverbunds namens Human Brain Project, glaubt gar, dass er (mit Hilfe milliardenschwerer Mittelzuwendungen seitens der Europäischen Union) bis 2020 so weit sein kann.
    Natürlich gibt es auch jede Menge Skeptiker, führende Wissenschaftler ebenso wie konkurrierende Zukunftsforscher. Sie sind nicht zimperlich. Die Singularität sei eine reine Computerfreakhysterie, meint der Sciencefiction-Autor Ken MacLeod, während der viel gelesene Technologiekritiker Evgeny Morozov diesen ganzen »digito-futuristischen Quatsch« für »cyber-liberalistische Spinnerei« hält (ich bin nicht ganz sicher, was er damit meint, wie ein Kompliment klingt es allerdings nicht). Ein Neurowissenschaftler wurde 2012 auf einer Konferenz, auf der das Human Brain Project evaluiert werden sollte, gar noch deutlicher: »Das ist Mist.« 52
    Wenn wir uns nun von der Wahrsagerei dem zuwenden, was in den Labors wirklich geschieht, entdecken wir – wenig überraschend vielleicht –, dass zwar niemand die Ergebnisse im Einzelnen vorhersagen kann, der allgemeine Trend aber tatsächlich in Richtung Automatisierung von allem und jedem geht. Ich habe mich in meinem Buch Wer regiert die Welt? mit einem Teil der Wissenschaft hierzu befasst, kann es daher an dieser Stelle kurzmachen, aber ich möchte ein paar bemerkenswerte Fortschritte erwähnen, die die Neurowissenschaft seit Erscheinen des Buchs 2010 auf dem Gebiet des sogenannten Brain-to-Brain-Interfacing, kurz BTBI – einfacher ausgedrückt: Telepathie via Internet – gemacht hat. Gemeint ist damit die elektronische Kopplung von Gehirnen – die direkte Kommunikation von einem Gehirn zum anderen mittels »Hirn-Hirn-Schnittstellen«, wenn man so will.
    Um das Zusammenschließen von Gehirnen mittels Maschinen möglich zu machen, ist es zunächst einmal nötig, dass Maschinen die Signale in unserem Schädel entziffern können, und im Jahr 2011 konnten Wissenschaftler von der University of California in Berkeley einen großen Schritt in diese Richtung tun. Die Neurowissenschaftler maßen den Blutdurchfluss im visuellen Cortex, der Sehrinde, von Versuchspersonen, die sich kurze Filme anschauten, und wandelten dann die gewonnenen Daten mittels Computeralgorithmen wieder in Bilder um. Die Ergebnisse waren grobschlächtig, körnig und einigermaßen verwirrend, aber wie der leitende Wissenschaftler es ausdrückte: »Wir haben ein Fenster zu den Filmen in unseren Köpfen geöffnet.« 53
    Nur wenige Monate später zeichnete ein zweites Berkeley-Team die elektrische Aktivität im Gehirn von Probanden auf, die menschlicher Sprache lauschten, und ließen die Signale dann von Computern zurück in Worte übersetzen. Beide Experimente waren noch einigermaßen unbeholfen: Beim ersten mussten die Versuchspersonen stundenlang im Kernspinresonanztomografen festgeschnallt stillliegen, das zweite konnte nur bei Patienten durchgeführt werden, die sich einer Schädeloperation unterziehen mussten, bei denen ein Viertel der Schädeldecke abgenommen worden war und sich die Elektroden direkt auf die

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