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Krieg – Wozu er gut ist

Krieg – Wozu er gut ist

Titel: Krieg – Wozu er gut ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Morris
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die so in alten Paradigmen gefangen sind, dass sie nicht erkennen können, wie sehr die Automatisierung alles verändern wird, wohingegen die Sicherheitsleute Technologen gerne als Träumer abtun, die sich so in ihren utopischen Phantasien verlieren, dass sie nicht begreifen können, dass die harten strategischen Realitäten ihr Technogeschwätz immer und allezeit in den Schatten stellen werden.
    Jedes der beiden Lager hat in gewisser Weise recht – was natürlich heißt, dass die einzige Möglichkeit zu verstehen, was hier wirklich vor sich geht, darin besteht, beide Perspektiven zusammenzubringen. Für den Rest dieses Abschnitts werde ich mich auf die Vorhersagen der Technologen konzentrieren und im nächsten die Sicherheitsbedenken auf ihre Realitätsnähe prüfen. Die Kombination aus beidem zeichnet ein Bild von der nahen Zukunft, das ebenso erhebend wie bedenklich ist.
    Mein Ausgangspunkt ist eine einfache Feststellung: Computer, die leistungsstark genug sind, Kampfjets in Echtzeit zu fliegen, werden sehr bald zu einer Menge mehr in der Lage sein. Wie viel dieses Mehr im Einzelnen sein wird, kann niemand sicher sagen, aber Hunderte von Zukunftsforschern haben trotzdem höchst bereitwillig ihren Senf dazu abgegeben. Es verwundert vielleicht nicht, dass kaum je zwei davon sich in besonders vielen Dingen einig sind, und wenn es eines gibt, dessen wir uns sicher sein können, so ist es der Umstand, dass diese Visionen mindestens genauso voller Fehler stecken wie die uralten Sciencefiction-Geschichten eines Jules Verne und eines H.   G. Wells. Andererseits aber haben die Futurologen unserer Tage, wenn man ihre Aussagen insgesamt und nicht Spekulation für Spekulation einzeln wertet, doch insofern Ähnlichkeit mit ihren Kollegen aus Viktorianischer Zeit, als sie in Sachen Weltveränderung eine Reihe von allgemeinen Trends ausmachen. Und was allgemeine Trends anbelangt, so haben Verne und Wells unbestritten häufiger richtig als falsch gelegen.
    Die meiste Einigkeit unter den Futurologen der Gegenwart besteht in Bezug auf die Tatsache (Hauptsäule der Matrix -Filme), dass wir im Begriff sind, uns mit unseren Maschinen zusammenzuschließen. Das ist eine relativ wenig gewagte Prognose, denn wir tun das bereits, seit 1958 der erste Herzschrittmacher implantiert wurde (oder weniger aufsehenerregend seit den ersten falschen Zähnen und Holzbeinen). Die Version des 20. Jahrhunderts aber ist sehr viel großartiger. Wir verbinden uns nicht nur mit unseren Maschinen, sondern über unsere Maschinen auch miteinander.
    Die Idee hinter dieser Aussage ist recht einfach. In unserem Gehirn, den zweieinhalb Pfund Magie, über die ich im Kapitel zuvor so viel erzählt habe, flitzen in jeder Sekunde 10   000 Billionen elektrische Signale zwischen ungefähr 22 Milliarden Neuronen hin und her. Diese Signale machen Sie zu dem, der Sie sind, bestimmen Ihre ganz spezielle Art zu denken und die etwa zehn Billionen Einzelinformationen, die Ihr Gedächtnis ausmachen. Noch kommt keine Maschine an dieses Wunder der Natur heran, aber Maschinen holen rasch auf.
    Ein halbes Jahrhundert hindurch haben sich Leistungsfähigkeit, Geschwindigkeit und Kosteneffizienz von Computern mit jedem Jahr etwa verdoppelt. Im Jahr 1965 lieferte ein Dollar Rechenleistung auf einem damals neuen superleistungsstarken IBM 1130 in etwa 0,001 Kalkulationen pro Sekunde. Im Jahr 2010 lieferte derselbe Dollar mehr als zehn Milliarden Kalkulationen pro Sekunde, und wenn dieses Buch erscheint, wird der unermüdliche Verdopplungsprozess die Hundert-Milliarden-Grenze gesprengt haben. Billige Laptops können mehr und schnellere Rechenprozesse durchführen als die riesigen Großrechner von vor fünfzig Jahren. Wir können sogar winzige biologische Computer herstellen, nur wenige Moleküle groß, die sich in unsere Blutgefäße einschleusen lassen und bösartig veränderte Zellen so umprogrammieren, dass sie sich wieder gegen unkontrolliertes Wachstum wehren können. Vor einem Jahrhundert noch hätte all das wie Zauberei angemutet.
    Wir müssen diesen Trend nur bis 2029 weiterdenken, so der berühmte Softwaredesigner, Erfinder und Futurologe Ray Kurzweil, gegenwärtig Leiter der Engieneering-Abteilung bei Google, und sind bei Scannern, mit denen wir menschliche Gehirne Neuron für Neuron werden kartieren können, und bei Computern, die leistungsfähig genug geworden sind, entsprechende Programme in Echtzeit laufen zu lassen. An diesem Punkt, prophezeit Kurzweil, wird es dann zwei

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