Krieg – Wozu er gut ist
dass es ihnen unter wirtschaftsfreundlichen Regierungen schlechter gehen würde, und Königen fiel es schwer, die Plünderungs- und Ausgabenpolitik aufzugeben, die in der Vergangenheit gut funktioniert hatte.
Die vierte und konstruktivste Lösung für das Problem der Kriegsfinanzierung nutzte das Paradox des Krieges. Könige reduzierten ihre zunehmend tödlichen Streitkräfte, schmiedeten aber Allianzen, um sich die Kriegskosten zu teilen. Das Ergebnis war eine Art Machtgleichgewicht, das den Preis der Aggression erhöhte (wenn ein Staat es störte, taten andere sich zusammen, um es wiederherzustellen) und die Überlebenskosten senkte (wenn einem Staat die Vernichtung drohte, retteten andere ihn, um das Gleichgewicht zu bewahren).
Da Streitkräfte nun eine so tödliche Wirkung erzielten, nahm die Zahl ihrer todbringenden Einsätze ab. Um keine feindlichen Koalitionen zu provozieren, führten Könige nur noch begrenzte Kriege mit eng umrissenen Zielen und setzten Gewalt sorgsam ein. Die Schlachten waren so grauenvoll wie eh und je (1665 riss der Kopf des enthaupteten zweiten Sohns des Earl of Burlington den englischen Duke of York von den Füßen), aber die Kriege verliefen in geordneteren Bahnen – wofür sich die Bezeichnung »Kabinettskriege« durchsetzte. Ein französischer Politiker stellte in den 1780er Jahren fest: »Es sind nicht mehr Nationen, die gegeneinander kämpfen, sondern nur Armeen und Experten; Kriege sind wie Glücksspiele, in denen niemand alles riskiert; was früher ein wildes Wüten war, ist heute nur noch Torheit.« 29
In einem klassischen Fall schlossen sich 1701 sieben europäische Staaten zusammen, um zu verhindern, dass ein einziger Monarch die Kronevon Frankreich und von Spanien auf sich vereinte. Die Vereinigung von Paris und Madrid hätte eine Supermacht geschaffen und das Gleichgewicht zerstört. Um das zu verhindern, donnerten ein Jahrzehnt lang Salven und Breitseiten von Blindheim bis Barbados. Die Allianz errang 1710 eindeutig die Oberhand, aber bei einigen Verbündeten wuchs die Sorge, dass es die Machtverhältnisse zu weit zugunsten Englands verschieben könnte, wenn Frankreich und Spanien vernichtend geschlagen würden. Zum Ausgleich wechselten sie die Seiten. Schließlich verliefen die Kämpfe 1713 bis 1714 im Sande.
Nimmt man nur die Vorgänge in Westeuropa als Maßstab, so waren die Entwicklung von Feuerwaffen und die Schließung der Steppe nicht sonderlich produktiv. Sie befreiten Europa zwar vom langen Zyklus produktiver und unproduktiver Kriege, führten aber nicht zur Wiederbelebung des produktiven Krieges, wie es in Asien der Fall war, wo ab 1500 große neue Kontinentalreiche entstanden. Die Westeuropäer steckten offenbar im unproduktiven Krieg fest, der weder produktiv eskalierte, noch kontraproduktiv zum Zusammenbruch größerer Gesellschaften führte.
Der Krieg gegen die Welt
Dreihundert Jahre Krieg von 1415 bis 1715 veränderten zwar die Landkarte Westeuropas kaum, führten aber im Rest der Welt zu drastischen Umwälzungen. Europas Konflikte schwappten über die Meere, und die Europäer gerieten in einen Krieg gegen die Welt. Von Portugal bis zu den Niederlanden waren europäische Herrscher entlang der Atlantikküste versessen auf Überseeaktivitäten, die sie besteuern konnten, um Kriege in der Heimat zu finanzieren. Mit den reichlich fließenden Einnahmen bezahlten sie einen Großteil der europäischen Militärrevolution, die wiederum Europäern die Waffen verschaffte, die eine Übersee-Expansion ermöglichten.
Geschütze verliehen den europäischen Seeleuten des 15. Jahrhunderts Überlegenheit, wohin sie auch kamen, und bewirkten bei widerstrebenden Handelspartnern wahre Wunder. Als Vasco da Gama 1498 Händler in Mozambique und Mombasa durch Feilschen nicht zu bewegen vermochte, ihm Proviant zu verkaufen, stellte er fest, dass Kanonenfeuer sie umstimmen konnte; und als Pedro Álvares Cabral zwei Jahre später Indien erreichte (nachdem er bei der Umrundung der afrikanischen Westspitze etwas zuweit auf den Atlantik hinaus gesegelt war und Brasilien entdeckt hatte), öffnete ihm die Beschießung Kalikuts – bei der 500 Menschen starben – prompt die Märkte der Stadt.
Portugal hatte um 1506 einen atemberaubend ehrgeizigen Plan entwickelt, der die Piraterie zu einer großangelegten Strategie erhob. Jedes Schiff im Gewürzhandel musste einige wichtige Häfen anlaufen. Also überlegten portugiesische Seefahrer, wenn sie Hormus, Aden, Goa und Malakka beschossen
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