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Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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der Françao und Tixu durch die Menge. Niemand beachtete sie. Doch gerade als sie durch die Tür traten, durch die Zorthias vor ein paar Minuten verschwunden war, legte jemand plötzlich seine Hand auf die Schulter des Françaos. Maïtrelly drehte sich um, auf alles gefasst, seine Waffe schussbereit.
    Als er von Doncq, einen seiner Françao-Freunde erkannte, entspannte er sich. Von Doncq war ein Greis von über hundertdreißig Jahren – ein ungewöhnliches Alter für einen Anführer der Camorre, da solche Männer gewöhnlich noch in jüngerem Alter einem Attentat oder inneren Machtkämpfen zum Opfer fielen. Er hatte Sif Kérouiq, Bilo Maïtrellys Mentor, noch gut gekannt.
    Von Doncq trug eine klassische weinrote Toga. Sein fast kahler, mit braunen Flecken übersäter Schädel war von einem spärlichen schlohweißen Haarkranz umgeben. Die Haut seines faltigen Gesichts erinnerte an sprödes Leder. Doch seine schwarzen Augen glühten noch immer. Als er seine klauenartige Hand von Maïtrellys Schulter nahm, sah er den Oranger mit bohrendem Blick an.
    »Dient dein Vorhaben wirklich den Interessen der Camorre, Bilo?«, fragte er in schneidendem Ton.
    Die Frage überraschte Maïtrelly nicht, denn der alte Françao verfügte über ein ausgezeichnetes Netz an Informanten. Er hatte überall Augen und Ohren.
    »Was ich plane, geschieht im eigenen Interesse, also logischerweise auch im Interesse der Camorre«, antwortete er ruhig. »Denn unsere Interessen sind immer dieselben.«

    »Daran habe ich nie gezweifelt, Bilo. Aber du wirst allein dastehen. Wir können dich nicht öffentlich bei einer Operation unterstützen, die gegen unsere Gesetze ist. Solltest du diesen fetten, widerwärtigen Glaktus nicht eliminieren, wird niemand es mehr wagen, ihn anzugreifen. Dann wird er den Sklavenhandel an sich reißen, ohne uns weiter die übliche Kommissionsgebühr zu bezahlen. Und um ihn wieder in die Schranken zu weisen, wären wir verpflichtet, dich zu eliminieren.«
    Von Doncq gab Maïtrelly die Hand und sah ihn liebevoll an. »Mach keinen Fehler, Bilo! Schon immer habe ich davon geträumt, seinen fetten Wanst zu durchbohren, aber ich habe es nie getan. Hüte dich vor seinen Killern! Deine Männer müssen gut zielen und sie mit dem ersten Schuss erledigen … Denn wenn sie verwundet sind, sind sie noch viel gefährlicher.«
    Von Doncq verbeugte sich und verschwand in der lärmenden Menge.
     
    Im Käfig herrschte wieder dieses grünliche Halbdunkel. Aphykit versuchte fieberhaft etwas Ordnung in ihre wirren Gedanken zu bringen, ein ständiger innerer Kampf zwischen Resignation und Hoffnung, zwischen dem Willen zu leben und der Sehnsucht nach dem Tod.
    Sie wurde derart streng bewacht, dass niemand es wagen konnte, sie aus diesem Albtraum zu befreien, und die astronomische Summe, die der unbekannte Käufer investierte, dessen Gesicht sie nicht einmal gesehen hatte, verbesserte ihre Lage nicht. Sie wusste intuitiv, dass sie von diesem Mann kein Mitleid zu erwarten hatte. Ihr künftiger Käfig würde um nichts besser als ihr jetziges Gefängnis sein.

    Aphykit hörte durch die undurchdringlichen Wände nichts als undeutliches Gemurmel. Ihr Gesicht und ihr Körper waren ganz verschwitzt, und ihre Wahrnehmung war derart getrübt, dass sie den Eindruck hatte, in einem Wachtraum zu leben, wo Farben, Formen und Geräusche ineinander verschwammen. Nur ein Gefühl beherrschte sie: die Präsenz dieser mikroskopisch kleinen Organismen in ihren Venen, die ihren Körper zerstörten.
    Der Luftdruck ließ allmählich nach, sodass sie sich setzen und an die Wand lehnen konnte. Sie dachte an ihren Vater und zürnte ihm, weil er sie in die Inddikische Wissenschaft eingewiesen hatte. Ihr schien, dass Sri Alexu, der Großmeister, und nicht ihr eigener Vater, alle diese Schicksalsschläge vorausgesehen habe.
    Noch lebe ich, dachte sie. Aber um welchen Preis? Vater, hast du das schon damals gewusst? Hast du gewusst, dass man aus deiner Tochter eine Sklavin machen wird, eine minderwertige Kreatur, die man mit Drogen vollpumpt, derer man sich bedient, oder die man wegwirft, ganz nach Belieben? Ist das das wirkliche Leben? Ist das mein Leben?
    Während der Fahrt auf der Wasserschiene beruhigten sie allmählich die sanft schaukelnden Bewegungen und schließlich schlief sie erschöpft ein.
     
    Die Kabine schoss mit hoher Geschwindigkeit durch die Tunnel. Das aufspritzende Wasser trübte die Sicht durch die Fenster. Im Untergrund von Roter-Punkt-Stadt gab es ein

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