Krieger der Stille
bereit!«
So weit man sehen konnte, erstreckte sich das Dünenmeer, bleiche Wellen, die von einem Sandschaum gekrönt waren, den der Chounza – ein trockener kalter Wind von den Bergen – beständig weiter trug. Tixu fragte sich, wie Zorthias es anstellte, in diesen gleich aussehenden Dünen den Schlupfwinkel des Tchiins ausfindig zu machen.
»Schalte die Positionslampen aus und den Motor ab!«, befahl der Françao. »Wir haben noch genug Geschwindigkeit und können im Gleitflug landen. Abeer Mitzo ist ein argwöhnischer Mann. Er hat sicher Wachen aufgestellt. Wir müssen sie ausschalten, aber lautlos.«
Das Motorengeräusch erstarb. Der Personenair schwebte wie ein Raubvogel auf unbeweglichen Schwingen vom Firmament,
glitt knapp über die mit Steinen übersäten Hügelkuppen hinweg. Tixu wurde von nervöser Anspannung ergriffen. Schlafmangel und Erschöpfung trieben ihn an den Rand einer Panikattacke. Er erschauderte und bekam eine Gänsehaut.
Sein Sitznachbar warf ihm einen fragenden Blick zu.
»Ich … mir ist kalt«, verteidigte sich Tixu.
»Aber hier ist es doch ziemlich warm«, murmelte der Gardist.
Tixu wollte schon entgegnen, dass das Empfinden von Kälte relativ sei, schwieg aber, als er die spöttischen Blicke der anderen Gardisten bemerkte. Auch das Argument, er sei nur ein armer Sterblicher, würde nichts nützen, denn die Männer des Françaos waren ebenfalls arme Sterbliche.
»Wir gleiten auf die falsche Düne zu«, verkündete Zorthias.
Auf den ersten Blick unterschied sie sich nicht von den anderen. Maïtrelly nahm ein kleines Nachtsichtglas aus der Innentasche seines Jacketts und suchte damit die Wüste ab. Wie erwartet, entdeckte er vier Wachposten, die um die Düne patrouillierten.
Er drehte sich um, wählte vier Gardisten aus und reichte dem ersten das Fernglas.
»Jeder von euch nimmt sich einen der Tchiinen vor. Wenn wir über ihnen sind, lasst ihr euch durch die Bodenluke fallen und stürzt euch auf sie. Das alles muss lautlos geschehen. Nur Stichwaffen sind erlaubt. Wahrscheinlich halten sich noch andere in der Düne auf. Dann schnappt ihr euch die Uniformen der Toten und zieht sie an. Von Weitem wird man euch nicht erkennen. Wir gehen auf den Nachbardünen in Stellung. Wenn wir zu schießen beginnen,
bemächtigt sich einer von euch des Mädchens, und die anderen geben ihm Feuerschutz. Sie werden es nicht wagen, auf das Mädchen zu schießen, weil sie mehr als eine Million wert ist. Wir erledigen den Rest. Die Tchiinen kämpfen mit Waffen, die Todeswellen ausstrahlen, doch die können unsere Magnetschutzwesten nicht durchdringen.«
Er schwieg kurz, sah Tixu an und fügte hinzu: »Deshalb benutzen wir noch immer die alten Bauchtöter wie unsere Großväter auf Roter-Punkt. Hat noch jemand Fragen?«
Die Bodenluke öffnete sich geräuschlos, während sich die vier Gardisten kniend daneben postierten, in den Händen ihre doppelschneidigen Dolche. Das fahle Licht des Nachtgestirns Salom ließ die Klingen aufblitzen. Tixu fing an zu zittern, sein Magen revoltierte, und seine Kehle war so trocken, dass er sich sehnlichst einen Becher Mumbë wünschte.
Der Personenair schoss über die falsche Düne hinweg. Von dem pfeifenden Geräusch aufgeschreckt, reckten die tchiinischen Wachposten die Köpfe in die Höhe. Da fielen bereits gelbe Schatten vom Himmel und stürzten sich auf sie, ohne dass ihnen Zeit blieb, ihre Waffen zu zücken. Maïtrellys Gardisten schnitten ihnen die Kehlen durch oder töteten sie mit einem gezielten Stich ins Herz. Die ganze Operation hatte nicht länger als fünf Sekunden gedauert.
Die Gardisten beseitigten schnell verräterische Blutspuren und versteckten die Leichen. Dann zogen sie deren Kleidung an: grüne Kutten mit roten Applikationen. Die Toten würden beim Aufgang von Grünem Feuer bald eine Beute der Riesengeier mit ihren kahlen Hälsen und scharfen Schnäbeln werden.
Etwa Hundert Meter entfernt war der Personenair am Fuß einer benachbarten Düne gelandet. Der Françao hatte seine übrigen Männer instruiert und Infrarotferngläser verteilen lassen. Außerdem waren jetzt alle mit den schwarzen Magnetschutzwesten ausgerüstet. Die Männer verschwanden in der Nacht. Nach und nach erstarb das Knirschen ihrer Schritte im Sand.
Maïtrelly, Zorthias, Tixu und die vier Gardisten lagen bäuchlings oben auf der Düne. Eine ideale Position zur Überwachung. Doch der Boden war gefroren. Die Kälte drang durch ihre Kleidung. Tixu presste seine Kiefer
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