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Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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Agentur verirrte, wurde er von Tixu Oty mit einem derart scheelen Blick bedacht, dass er schnell eine Entschuldigung stammelte und wieder abzog. Welchen Eindruck mussten die unglücklichen Reisenden nur von dieser Firma haben, dem »wichtigsten Reiseveranstalter des bekannten und des unbekannten Universums«?! Von dem InTra, mit seinen Abertausenden Niederlassungen auf Hunderten Planeten der Naflin-Konföderation,
inbegriffen die auf den entlegenen Welten der Marken. Das allmächtige InTra, das mithilfe einprägsamer Slogans und Mauscheleien zwischen Politik und Finanzwelt zum Quasi-Monopolisten innerhalb des galaktischen Transportsektors geworden war.
    Gefangen in seiner Lethargie wusste Tixu jedoch, dass früher oder später ein Inspobot – ein Inspektor-Roboter – im Auftrag des Entscheidungskollegiums bei ihm erscheinen und seine Arbeit überprüfen würde. Die Direktion kümmerte sich um jede Agentur, auch wenn sie an den Grenzen des registrierten Universums lag. Wenn er viel Glück hatte, würde man ihn einfach nur rausschmeißen, wie man jeden anderen Faulenzer aus einer verantwortungsvollen Stellung entlassen hätte. Allein, diese Vorstellung entsprach seinem Wunschdenken. Viel wahrscheinlicher war, dass er vor dem Ethiktribunal des InTtra erscheinen musste, wo sein gesamtes Versagen in beruflicher Hinsicht offenkundig werden würde. Und da das InTra äußerst empfindlich war, wenn es um das Renommee seines Unternehmens ging, würde man ein Exempel an ihm statutieren, was bedeutete, dass er zu zehn bis fünfzehn Jahren Dienst in einer der Recyclingwerkstätten auf dem Planeten Oursse verurteilt werden würde. Dort würde er dann die Wahl haben, als Versuchspilot – Mortalitätsrate: 30,3 Prozent – zu arbeiten, oder im Strahlenlabor – Mortalitätsrate: 26,7 Prozent –, um Anomalien jedweder Art aufzudecken.
    Doch Tixu war es dank seines bewundernswerten Phlegmas gelungen, diese Gedanken aus seinem Kopf zu verbannen: den Eid, den er auf die Airain-Charta geleistet hatte; die Inspobots; die Maxime: der Kunde ist König; und das deprimierende Schicksal, das ihn erwartete … Ihn
interessierte nur eins: der Augenblick, an dem die Computerstimme der Hostess des internen Senders die Schließung aller Reiseagenturen in der Zone 1098-A der Marken verkündete.
    Reflexartig tippte Tixu dann auf der veralteten Tastatur den Geheimcode ein, drückte auf den Knopf, der die magnetische Schutzvorrichtung aktivierte, hievte seine immense Körpermasse aus dem Sessel und vergaß jedes Mal die altmodische holografische Leuchtschrift auszuschalten, bei der seit Ewigkeiten die Hälfte der Buchstaben fehlte. Dieses Reisebüro war wahrscheinlich das heruntergekommenste des bekannten und unbekannten Universums.
    Dann machte sich Tixu träge auf den Weg und schlurfte durch die dunklen und verschlungenen Gassen der Innenstadt. Bald musste er auf schmale Stege ausweichen, die zur Regenzeit kleine Seen, Bäche und Flüsse überbrückten. Die Wassermassen reflektierten, zerbrochenem Spiegelglas gleich, den fahlen Schein der Lichtblasen, die vom Wind geschüttelt wurden. Manchmal tauchte plötzlich in der Gischt eine der Flussechsen auf, ein etwa zehn Meter langes, fleischfressendes Reptil. Sein gelb geschuppter Leib und seine kleinen rubinroten Augen leuchteten im grauen Zwielicht und wenn es sein Maul öffnete, glänzte eine Dreierreihe spitzer Zähne, während sein kräftiger Schwanz wütend die Wasseroberfläche peitschte.
    Schon oft hatte eine Windbö einen betrunkenen oder vom Fieber geschwächten Passanten von einem der Stege geworfen. Der Mann hatte keine Chance, mit dem Leben davonzukommen. Immer lauerte eine Echse in der Nähe, und sie verschlang ohne Zögern ihre unverhoffte Beute (Todesrate: 100 Prozent).

    Manchmal beobachtete Tixu diese Wassermonster eine Weile. Dann hielt er sich immer an den an den Stegen angebrachten Seilen fest. Nicht, dass er übermäßig am Leben hing, aber immerhin hielt er sich an dem fest, was sich ihm bot, und in dem Fall war es eben ein Seil.
    Die Ureinwohner der Zwei-Jahreszeiten, die Sadumbas, glaubten, dass die Flussechsen Wassergottheiten seien. Vor der Ankunft der Kolonisten aus der Konföderation auf ihrem Planeten hatten sie den Echsen einige ihrer Neugeborenen in einem Ritual geopfert. Und obwohl das Konföderierte Recht einheimische kulturelle und ethische Gebräuche schützte, waren diese jahrhundertealten Praktiken verboten worden, weil man sie für barbarisch und einer

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