Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
Vom Netzwerk:
einem Fieber, das während der Regenzeit grassierte und unheilbar war. Die Erkrankten hatten Schweißausbrüche, ihnen fielen die Zähne aus, und sie halluzinierten. Sie kamen aus allen Gegenden des Universums und waren an ihrer Kleidung erkennbar, einem Overall aus dickem braunem Stoff, dem Tibou’ch. Und sie alle hatten nur eine Hoffnung: genug Geld zusammenzukratzen, um in ihre Heimat-Welten zurückkehren zu können und dort in Frieden zu sterben. Mit normalen Raumschiffen würden sie Jahre brauchen und die Reise nicht überleben. Diese Relikte aus der Eroberungszeit brauchten sechs Monate und manchmal sogar ein Jahr, um die Verbindungen zwischen den Hauptplaneten der Konföderation aufrechtzuerhalten, die Risiken der Piraterie und der Havarie nicht eingerechnet.
    »Laut Expertise der Geodriller ist der Planet Zwei-Jahreszeiten reich an weißem Optalium …«
    Diese lapidare Mitteilung, die von irgendeinem obskuren Bullovisionsender verbreitet wurde, hatte einen Ansturm auf den Planeten ausgelöst. Glückssucher hatten sich erbitterte Kämpfe geliefert und waren auch vor Mord nicht zurückgeschreckt, um die besten Claims zu ergattern … Doch durch den unablässigen Regen und das damit einhergehende tödliche Fieber sowie die Flussechsen hatte sich die Gewinnung des kostbaren Metalls äußerst schwierig gestaltet.
    Gegen die von Insekten übertragene Zenoïba hatten sich sowohl die Medikamente der renommiertesten Mediziner des Gesundheitskonvents der Konföderation, des
GDK, als auch die Zaubertränke der Imas der Sadumbas, der einheimischen Schamanen, als wenig wirkungsvoll erwiesen. Auch unter den Sadumbas wütete das Fieber und forderte viele Todesopfer, was vielleicht auch auf die mangelnde Hygiene der Einheimischen und auf deren exzessiven Konsum von Mumbë zurückzuführen war. Denn die Sadumbas vom Planeten Zwei-Jahreszeiten kannten keine Kleidung. Sie blieben trotz des strikten Verbots der Kirche des Kreuzes weiterhin nackt, obwohl sie eine transparente und völlig haarlose Haut von einem krankhaften Weiß hatten, durch die ihre dunklen Venen schimmerten. Doch alte oder neue Dekrete waren ihnen völlig egal. Auf Nichteinheimische wirkten sie melancholisch, fast finster, was einen seltsamen Kontrast zu ihren runden Köpfen und ihren eher üppigen Formen bildete.
    Die ältesten und sehr kranken Optalium-Sucher versicherten jedoch, dass sich die Sadumbas bei Anbruch der Trockenzeit vollkommen veränderten. Dann werde ihre Haut so trocken wie Baumrinde, und sie bekäme einen schönen Braunton, und vor allem würde sich ihr Charakter vollständig ändern: Sie seien großzügig, gastfreundlich und voller Lebensfreude, würden gerne singen und tanzen und rauschende Feste feiern.
    Doch in Erwartung dieser glorreichen Tage – die wahrscheinlich nur in den von Fieber zerfressenen Hirnen der Optalium-Gräber existierten – saßen ein paar männliche und weibliche Sadumbas brav in einer Ecke; mit ihren Bechern voller Mumbë in der Hand schienen sie finstere Gedanken über das bekannte und unbekannte Universum zu spinnen.
    Da betrat pünktlich wie auf den Glockenschlag einer prä-naflinischen Standuhr, wie jeden Abend um dieselbe
Zeit, ein seltsamer Mann die Schenke. Er war groß und bleich. Sein struppiges rotes Haar schaute unter der Kappe seines safranfarbenen, schmutzigen und löchrigen Colancors hervor. Sein kantiges Gesicht war zerfurcht, und seine Augen unter den buschigen Brauen funkelten wütend. Sein Hals war so dürr wie der eines Geiers. Jetzt streckte er seinen skelettartigen Arm aus dem purpurfarbenen Umhang hervor und deutete anklagend auf die Zecher.
    »Gesetzesbrecher!«, rief er so laut, dass seine kräftige Stimme das Prasseln des Regens auf dem Blechdach übertönte. »Der Alkohol hat aus euch Raskattas gemacht, Ungesetzliche, Tiere, die auf den Stufen der Evolution noch niedriger als die Flussechsen stehen! Ihr seid nichts als ein Haufen widerwärtiger Kreaturen, Sklaven des Alkohols. Früher oder später werdet ihr vor dem Tribunal der Kirche stehen, die euch durch das Feuer von euren Sünden reinigt! Bald ist die Zeit gekommen. Fürchtet die Qualen der Kreuze des Heils! Sie werden euch für eure Schamlosigkeit bestrafen!«
    Die Gäste konnte der Sermon seiner Rede nicht beeindrucken. Die Huren provozierten ihn sogar, indem sie ihre Schenkel spreizten, mit der Zunge ihre geschminkten Lippen befeuchteten oder ihre Brüste streichelten. Zornentbrannt wandte sich der Missionar der Kirche des

Weitere Kostenlose Bücher