Krieger der Stille
Wort ›Blasphemie‹ benutzt habt?«, fragte der Ex-Kardinal Parakumadj mit glühenden Augen.
Pamynx musterte den Häretiker, eine tragische Gestalt. Wie der Kapitän eines sinkenden Schiffs stand er auf dem Podium.
»Weil es rechtens ist, teurer Kardinal de Laboityp. Darf ich Euch daran erinnern, dass der Großkonnetabel einer
der Paladine ist? Damit bin ich ermächtigt, die heilige Gerichtsbarkeit auszuüben. Aber ich versichere Euch, Kardinal de Laboityp, Ihr werdet nicht sofort hingerichtet. Erst müsst Ihr Euch vor dem Tribunal der heiligen Inquisition verantworten … Dann dürft Ihr beten, dass die Kirche des Kreuzes Euer Leiden verkürzt.«
»Und was … was habt Ihr mit uns vor?«, stammelte der Direktor der Akademie der Vergänglichen Künste.
Artuir saß wie erstarrt da, in kalten Schweiß gebadet. Sein Herz schlug nicht mehr, seine Atmung hatte ausgesetzt. Er war überzeugt, nicht lebend aus diesem Saal herauszukommen.
Der Assistent schüttelte ratlos den Kopf vor seinem stummen Holofon. Tist begriff, dass alles verloren war. Er stieg wieder auf das Podium und umarmte Maryt. Sie begann laut zu weinen, und ihre Tränen glichen den Mondsteinen auf ihrem Cape.
»Alle hier Versammelten sind ein Hindernis für unsere Machtergreifung, denn wir wollen eine neue Welt erschaffen. Deshalb müssen wir ausnahmslos alle krankhaften Elemente entfernen, damit sie die anderen nicht infizieren. Im Namen des Herrschers Ranti Ang und kraft meines mir übertragenen Amtes erkläre ich alle Anwesenden deshalb des Hochverrats für schuldig!«
Panik ergriff die Gäste. Einige liefen zur Eingangstür, andere zu einer Seitentür, wieder andere versteckten sich hinter dem Podium. Doch sie kamen nicht weit. Die Phalanx der Weißmaskierten blockierte den Flüchtenden den Weg, und an ihren ausgestreckten Armen blitzten die Stäbe der Wurfmaschine. Vor lauter Panik drängen sich die Höflinge in der Mitte des Raums zusammen, ein wirrer jämmerlicher Haufen.
»Ihr habt nicht das Recht, ihnen das Leben zu nehmen!«, rief Tist d’Argolon mit starker Stimme. »Wenn Ihr nach Blut dürstet, dann nehmt das meine, Konnetabel! Macht mit mir, was Ihr wollt, aber habt Erbarmen und verschont die anderen! Im Namen dessen, was uns heilig ist …«
Er presste seine Hände gegen die Schläfen. Ein unerträglicher Schmerz tobte in seinem Schädel: kalte Tentakel zerrissen sein Gehirn. Er sank zu Boden, zuckte noch ein paar Mal zusammen und rührte sich nicht mehr. Maryt stieß einen herzzerreißenden Schrei aus und warf sich schluchzend über ihren toten Gatten.
In ihrem Schmerz wollte sie noch einmal für ihren über alles geliebten Mann singen, denn durch die Kunst des Gesangs konnte sie ihre Verzweiflung zum Ausdruck bringen. Sie stimmte ein uraltes Liebeslied an und riss sich ihre Kopfbedeckung ab. Ihr langes dunkles Haar fiel über Schultern und Rücken. Dann brach ihre Stimme.
Währenddessen hatten Jadaho d’Ibrac und mehrere seiner Freunde mit Nachdruck ihre Unschuld beteuert und allein ihrem Gastgeber die Schuld zugewiesen: Sie seien durch Vorspiegelung falscher Tatsachen zu dieser Veranstaltung gelockt worden; er habe schamlos von ihrer Unwissenheit profitiert, und sie wollen nichts anderes, als in Frieden mit den Scaythen leben. Auch die Schauspielerin erklärte sich für unschuldig und verfluchte dieses verräterische Paar. Dann deutete sie auf Parakumadj und fügte hinzu: »Der Beweis ist dieser Mann. Wie hat er ihn nur hierherbringen können.«
Artuir Boismanl hingegen war völlig niedergeschlagen in seinem Sessel sitzen geblieben; vor seinem geistigen Auge sah er das liebe, ernste Gesicht seiner Frau. Und er dachte an die Kinder, die er noch nicht hatte zeugen können,
an sein Atelier, das er erst kürzlich mit Maschinen ausgestattet hatte, die phonisch bedient werden und mit denen er die herrlichsten Stoffe herstellen konnte. Viel Geld hatten ihn diese Maschinen gekostet, ein Vermögen … Und er überlegte, dass seine Frau das Programm ändern lassen müsse, denn die Maschinen gehorchten nur seiner Stimme. Wahrscheinlich würde sie sich auch einen neuen Mann suchen müssen, den sie demütigen konnte … Das gehörte zu ihrem Naturell, aber eigentlich war es von ihr ja nicht böse gemeint … Da merkte er, dass er sie liebte.
Die Schauspielerin kniete jetzt vor Pamynx in der Nähe des Podiums, wo Maryt und Tist d’Argolon im Tode vereint waren, und bettelte um ihr Leben.
Artuir hatte jetzt begriffen, dass der Tod
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