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Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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mich verlassen?«
    »Wenn das so ist, dann bedanke ich mich für Ihre Einladung, und ich nehme sie gerne an«, sagte Tixu gerührt.
    »Recht so! Ich bin Stanislav Nolustrist, Dichter und Hirte. Aber meine Freunde nennen mich Stanis oder Stan …«
    »Hm … Bilo … Bilo Maïtrelly«, log der Oranger, ohne zu wissen warum.
    Vielleicht hatte ihn die Atmosphäre des Misstrauens auf diesem Planeten, von der der Riese gesprochen hatte, bereits infiziert.
     
    Tixu nahm den steinigen Pfad zu Füßen des Gebirges – den Échine de la Marquise, wie Stanislav Nolustrist ihm gesagt hatte – und erreichte bald einen der Außenbezirke Duptinats. Da stand der Silberkönig bereits hoch am Himmel. Seine runde grau glänzende Scheibe hatte die Morgennebel aufgelöst.
    Tixu spürte sofort, dass in der marquinatischen Hauptstadt
irgendetwas nicht stimmte, eine tiefe Angst hatte die Stadt ergriffen. Sie beherrschte alle Hauptstraßen und auch die kleinen finsteren Gassen. Die wenigen Fußgänger, deren Weg er kreuzte, eilten dicht an die Wände der Häuser gedrängt an ihm vorbei. Sie trugen weit geschnittene Wollmäntel und verbargen ihre Gesichter hinter den hochgestellten Kragen, bunten Schals oder Hauben mit Sehschlitzen. Vor den meisten der achteckigen Fenster der grauen Häuser waren die Läden heruntergelassen.
    Der Hirte hatte darauf bestanden, Tixu etwas Geld zu geben.
    »Sie brauchen neue Kleidung, Ihre ist blutbefleckt und viel zu leicht. Sie würden sich erkälten, denn wir haben hier Herbst, und der Silberkönig hat kaum noch Kraft.«
    Stanislav Nolustrist hatte recht: Es war kühl. Also kleidete sich der Oranger in dem ersten Geschäft auf seinem Weg neu ein. Er kaufte eine gefütterte blaue Wolljacke und eine schwarze Samthose, die er sofort in der Umkleidekabine anzog. Dann fragte er die Verkäuferin – eine schöne Frau mit üppigem blonden Haar –, ob sie die Straße der heiligen Goldschmiedekunst kenne. Sie antwortete ihm freundlich, dass er an einer Haltestelle den städtischen Ovalibus nehmen müsse, den er an einem violetten Dreieck an der automatischen Fahrerkabine erkennen könne, und dann müsse er am Jatchaï-Wortling-Platz aussteigen, der leider bald umbenannt werden würde.
    »Jedenfalls heißt er jetzt noch so … Dann ist es ganz einfach, denn die Straße der heiligen Goldschmiedekunst geht direkt von diesem Platz ab. Sind Sie Tourist? Es gibt einige Sehenswürdigkeiten in Duptinat, die ich Ihnen empfehlen …«
    Doch Tixu unterbrach sie mit einer knappen Geste, bedankte
sich, zahlte und ging. Er fand schnell eine Haltestelle, eine Art Podest, das dreißig Meter über einer breiten, von Bäumen mit gelben Blättern gesäumten Allee schwebte. Er stieg in den Aufzug, dessen Türen sich nach Betreten automatisch schlossen.
    Am späten Vormittag warteten nur wenige Fahrgäste auf den Ovalibus: zwei hübsche junge Frauen in eleganten Kapuzenmänteln tuschelten miteinander, ein weißhaariger alter Mann, der ganz in Gedanken versunken zu sein schien, und ein Grüppchen Kinder in Begleitung zweier Jugendlicher.
    In dem Viertel unter der Plattform war es seltsam ruhig. Die fast bedrohlich wirkende Stille wurde nur vom fröhlichen Gesang einiger Vögel unterbrochen.
    Die Fahrgäste mussten eine gute Viertelstunde warten, ehe der Ovalibus durch ein leises Brummen sein Kommen ankündigte. Er war etwas zwölf Meter lang und glich einem großen, glänzenden, durchsichtigen Ei. Vorne saß ein kubischer Robotomat, dessen mechanische Finger auf einer Tastatur die jeweiligen Lande- und Abflugmanöver programmierten.
    Die untere Schleusenkammer öffnete sich mit einem leisen Zischen. Tixu hatte keine Zeit, um nach dem violetten Dreieck Ausschau zu halten. Er stieg ein und fragte die beiden jungen Frauen, ob dieser Ovalibus in die richtige Richtung fahre. Sie sahen ihn entsetzt an, als säßen sie einem Psychopathen gegenüber. Dann begriff eine von ihnen, dass der Fremde nur eine Auskunft von ihnen wollte. Also erklärte sie ihm, dass er an der Kreuzung Sisotöre umsteigen und den Bus in Richtung Rund-Haus nehmen müsse.
    »Die Sisotöre sind Leute, die Sisoten herstellen. Das sind
Puppen mit Stimmbedienung …«, fügte die andere junge Frau hinzu, wohl um den schlechten Eindruck, den ihre erste Reaktion hinterlassen hatte, wieder wettzumachen.
    Danach hüllten sie sich in Schweigen. Der Ovalibus überflog langsam Duptinat, sodass Tixu etwas Zeit hatte, die Stadt aus der Luft zu betrachten. Er bewunderte die

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