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Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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Kreuzianismus, zerstört … So sieht es momentan aus. Sie lernen unsere Welt nicht zu ihren besten Zeiten kennen, junger Freund. Aber kommen Sie! Auch wenn es uns momentan nicht sehr gut geht, wollen wir doch nicht unsere guten Bräuche vergessen, meinen Sie nicht? Die Gastfreundschaft hat eine lange Tradition bei uns. Seien Sie mein Gast und teilen Sie meine erste bescheidene Mahlzeit des Tages zur Begrüßung des Silberkönigs.«
    Ohne auf Tixus Anwort zu warten, marschierte der Riese auf eine Kate, kaum größer als das Haus, zu, die auf der Kuppe eines nahe gelegenen Hügels stand. Tixu folgte
ihm zögernd und war fest entschlossen, weiterhin auf der Hut zu sein.
     
    Das graue Licht des frühen Morgens drang nur spärlich durch die schmalen Fenster in das rustikale Häuschen. Dessen Einrichtung war bescheiden. Sie bestand aus einem Tisch, drei alten Stühlen mit geflochtenen Sitzen und einem gemauerten Büfett mit in die Wand eingelassenen Regalen. Auch hier roch es streng, wahrscheinlich kam der Geruch von den Decken aus schwarzer Wolle, die gefaltet auf einer Eckbank lagen.
    Das einfache Mahl bestand hauptsächlich aus Bovinenkäse und schwarzem köstlichen Brot.
    »Der beste Käse ist der, der am strengsten riecht!«, behauptete der Riese.
    Große Holzschalen dienten als Teller. Die Messer und Gabeln, die Tixus Gastgeber auf den Tisch legte, hätten dringend gespült werden müssen. Diese verwahrloste Behausung erinnerte den Oranger an Moao Ambas Kaschemme am Fluss auf Zwei-Jahreszeiten. Er hatte das Gefühl, die Welt der Sadumbas vor Jahren verlassen zu haben, doch er war erst vor drei Tagen von dort abgereist. Vor drei Tagen war er wie durch ein Wunder den Riesenechsen entkommen, hatte Malinoë ihn mit dem Fett geheilt und ihr Mann, der sadumbische Ima des Tiefen Waldes, Kacho Marum, ihm erlaubt, das Wasser der Unbesiegbarkeit zu trinken … Drei Tage waren vergangen, in denen er im Schnelldurchlauf gleich mehrere Leben durchlebt hatte, so als hätte er versucht, all die Jahre der Trägheit auf einmal zu kompensieren.
    »Kennen Sie jemanden in Duptinat?«, fragte der Riese und biss in eine große Scheibe Brot.

    »Nein«, antwortete Tixu.
    »Und wissen Sie, wohin?«
    »Ich suche jemanden …«, wagte sich Tixu vor. »Ich habe seinen Namen und kenne seine Adresse, aber ich weiß nicht, ob ich ihn finde, denn diese Angaben sind bereits fünfzehn Jahre alt.«
    »Und wenn Sie ihn nicht finden, was wollen Sie dann machen?«, forschte der Riese weiter.
    »Das weiß ich nicht … Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Ich hatte bisher keine Zeit dazu …«
    »Haben Sie Geld?«
    »Nein …«
    Der Riese stützte die Ellbogen auf den Tisch und bettete sein Kinn auf die verschränkten Hände. Er dachte nach.
    »Da Sie kein besonders vorausschauender Reisender zu sein scheinen«, sagte er schließlich, »mache ich Ihnen einen Vorschlag. In einer Stunde können Sie in die Stadt gehen und mit Ihren Nachforschungen beginnen. Die Außenbezirke Duptinats sind nicht weit von hier entfernt. Nach einer Dreiviertelstunde Fußmarsch kommen sie zu den ersten Ovalibus-Haltestellen. Es ist sicherer, die öffentlichen Transportmittel zu benutzen, sie kosten nichts, und die Stadt ist sehr weitläufig. Das ist Ihnen sicher schon aufgefallen. Sollten Ihre Recherchen ergebnislos bleiben, können Sie hier bei mir übernachten. Ich habe Ihnen zwar nur einen Platz in meinem einfachen Haus anzubieten, aber Sie haben ein Dach über dem Kopf und etwas zu essen. Ich mache Ihnen ein Bett, und Sie können sich im nahe gelegenen Bach waschen. Dann müssen Sie nicht durch die Stadt streunen, was unweigerlich die Aufmerksamkeit der Polizei auf Sie lenken würde … Hier haben Sie einen Zufluchtsort … Was halten Sie davon?«

    Tixu sah seinem Gastgeber in die Augen. Er konnte darin nichts Falsches entdecken.
    »Ich weiß nicht, ob ich Ihr Angebot annehmen kann«, wandte er ein. »Ich möchte Ihnen keine Umstände oder sogar Ärger machen …«
    Das Lachen des Riesen war überzeugender als jede Antwort. Er rammte sein Messer in die raue Oberfläche des Tischs.
    »Verdammt noch mal! Mir Umstände machen, mein Freund?«, rief er. »Ich bin glücklich, endlich einmal Gesellschaft zu haben. Meine Bovinen sind nicht sehr gesprächig. Und dann – jetzt kann ich es Ihnen verraten – dann sagt mir mein Instinkt, dass Sie jemand sind, dem ich vertrauen kann … Und ich verlasse mich nur auf meinen Instinkt … Auf was sonst könnte ich

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