Krieger der Stille
empfehlen …«
»Was macht das schon! Ich muss jetzt reisen. Und was diesen Schuldschein angeht …«
»Bah! Vergessen Sie ihn! Auf jeden Fall werde ich nicht mehr hier sein, sollten Sie eines Tages auf die hirnrissige Idee kommen, Ihre Schulden bezahlen zu wollen … Aber Sie können Ihre Kleidungsstücke abholen. Das InTra verpflichtet sich, sie zwei Jahre aufzubewahren, und sollten Sie wieder einmal diesem wunderschönen Planeten einen Besuch abstatten …«
Die Syracuserin musterte ihn von oben bis unten.
»Machen Sie damit, was Sie wollen. Aber ich habe meine Zweifel, ob meine Kleidung Ihnen passt.«
Tixu hatte vollständig vergessen, wie widerwärtig er aussah und welchen Gestank er verbreitete. Und noch einmal schämte er sich abgrundtief.
»Folgen Sie mir!«, befahl er barsch.
Mit einer brutalen Geste entriegelte er die Schleuse und öffnete die gepanzerte Tür. Er betrat vor seiner Kundin den Flur, der zur Deremat-Kammer führte. Die Schleuse schloss sich automatisch hinter den beiden. Die Bildschirme zur Überwachung schalteten sich einer nach dem anderen ein. Sie waren in eine Metallwand integriert und dienten theoretisch dem Reisebüroangestellten dazu, einen
Transfer zu kontrollieren oder sich im Fall eines auftretenden Problems an die Techniker des Unternehmens zu wenden.
Tixu spürte eine ohnmächtige Wut in sich aufsteigen. Er hätte alles getan, um diese arrogante Person an ihrer Reise zu hindern. Sie verachtete ihn, sie betrachtete ihn zweifellos als einen Irrtum der Natur. Aber sie hatte ihn wieder zum Leben erweckt, und deshalb klammerte er sich an den völlig absurden Gedanken, dass dieses wundervolle Geschöpf nicht rein zufällig seinen Weg gekreuzt hatte. Dieser Gedanke beherrschte ihn, obwohl er wusste, dass sie nun für immer aus seinem Leben verschwinden würde. Und diese Tatsache stürzte ihn in einen Zustand tiefster Traurigkeit und unendlichen Schmerzes.
Die Maschine thronte auf einem Podium in der Mitte der gewölbeartigen Kammer. Sie hatte die Form einer Halbkugel mit gebogenen schwarzen Flanken. Sie ähnelte einem riesigen umgestülpten Kochkessel aus prähistorischer Zeit. Auf den ersten Blick schien es unwahrscheinlich, dass dieses Ding auch nur jemanden auf die andere Straßenseite expedieren könnte.
Tixu betätigte einen Hebel, der links vom Eingang in die Wand eingelassen war. Sofort war die Kuppel der Maschine in gleißendes Licht getaucht, und das runde schwarz verglaste Einstiegsloch öffnete sich.
»Steigen Sie ein!«, murmelte der Oranger. Plötzlich hatte er es eilig, die ganze Prozedur zu beenden. »Legen Sie sich auf die Liege, und befolgen Sie die Instruktionen, die auf dem Monitor an der Decke zu lesen sind. Beachten Sie Folgendes: Sie dürfen sich nicht an den Wänden festklammern. Wahrscheinlich werden Sie nach der Rematerialisation zwei oder drei Stunden lang Kopfschmerzen haben.
Aber das wissen Sie sicher bereits … Sie sind doch schon auf diese Weise gereist, oder nicht? Das war für Sie unerlässlich, weil der normale Transport hierher nur alle vierzehn Tage stattfindet.«
Ehe sich die Syracuserin durch den engen Einstieg gleiten ließ, drehte sie sich noch einmal um und sah Tixu an.
»Sie sind zu neugierig. Auch wenn die Neugier manchmal die Evolution in großen Schritten vorantreibt …«
»Ganz recht, ganz recht … Dürfte ich Ihnen eine letzte Frage stellen? Ein Verurteilter brennt immer darauf zu wissen, welches der eigentliche Grund für seine Verurteilung ist. Diese Geschichte, die Sie mir da erzählt haben, nämlich dass die Konföderation ernsthaft bedroht wird … das ist doch nichts weiter als ein Witz, nicht wahr? Jetzt können Sie es zugeben, denn Sie haben ja erreicht, was Sie wollten …«
»Nein, das ist kein Witz, das ist mein voller Ernst! Aber mehr darf ich Ihnen darüber nicht sagen. Je weniger Sie darüber wissen, umso besser für Sie. Wie dem auch sei, ich bin Ihnen unendlich dankbar für das, was Sie für mich getan haben.«
Sie hatte mit derart viel Wärme gesprochen und Tixu ein so strahlendes Lächeln geschenkt, dass er völlig durcheinander war. Dann stieg sie mit den Beinen zuerst in die Kapsel. Von unerklärlichen Gefühlen überwältigt, beugte sich Tixu über das Außenmikrofon und machte automatisch die nötigen technischen Angaben.
»Ankunft auf dem Planeten Roter-Punkt in voraussichtlich zwei Standardminuten. Atmosphäre: atemtauglich. Lokalzeit: dreizehn Uhr. Temperatur: neunundvierzig Zentigrade.
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