Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
Vom Netzwerk:
Himmel: rötlich. Das Intergalaktische Transportunternehmen … ich wünsche Ihnen eine gute Reise.«

    Er progammierte die Daten ein: Roter-Punkt, Hauptstadt, Koordinaten 456, 54. Breitengrad, 321. Längengrad. Relaispunkt X2 T3, liegende Position, Stunde und Ort der Abreise: 7 Uhr 57, Zwei-Jahreszeiten. Preis: fünfzehntausend Standardeinheiten, bezahlt und hinterlegt.
    Die letzte Eingabe musste er zweimal wiederholen, bis sie korrekt war.
    Die Maschine fing leise zu summen an, während das Licht immer schwächer wurde, bis es schließlich ganz erlosch.
    Drei Minuten später leuchtete eine rote Kontrolllampe über dem Einstieg auf. Tixu öffnete die Schleuse. Die Kleidung der Syracuserin lag verstreut auf der Liege im Transferraum. Die heiße, stickige Luft roch nach Blumen. Mit einer hilflosen Geste griff Tixu nach dem Cape. Es war weich bei der Berührung und änderte seine Farbe, je nachdem, wie das Licht darauffiel, von kräftigen zu gedämpften Farbtönen. Zutiefst frustriert atmete er ihren herrlichen Duft ein. Nichts als die Wahrnehmung dieses Geruchs verband ihn jetzt noch mit ihr. Er kauerte sich auf den Boden und vergrub sein Gesicht in dem weißen federleichten Colancor und atmete in tiefen Zügen ein, genoss den feinen Duft ihres Körpers und ihres Parfüms.
    Mit unendlichem Bedauern ging er dann aus der Kabine. Denn nun musste er sich seiner katastrophalen Lage stellen und konnte nur noch resigniert auf den Besuch des Inspobots warten.
    Und das war ohne Zweifel die düsterste Perspektive im bekannten und unbekannten Universum.

DRITTES KAPITEL
    Erster Morgen, Rubinrote Sonne.
Erster Stern, rosafarbene Wonne.
     
    Erste Nacht, Weißer Stein.
Erster Mond, silberner Schein.
     
    Zweiter Morgen, Saphirblaue Sonne.
Zweiter Stern, hellblaue Wonne.
     
    Zweite Nacht, Hand ganz bleich.
Zweiter Mond, im Totenreich.
     
    Syracusa, o Syracusa,
Ich beweine deine Pracht.
     
    Syracusa, o Syracusa,
Ich lebe, fern der Heimat, in der Nacht.
     
    Volkslied aus der Naflin-Periode

     
    D ie zweite Sonne, die Saphir-Sonne, verließ das Himmelszelt inmitten hell funkelnder blauvioletter Farbtöne.
    Die Lichtkugeln entzündeten sich und flogen wie kleine Feuerfackeln über die breiten Avenuen und die engen Gassen Venicias, der herrschaftlichen Stadt.
    »Seht nur, mein Onkel!«, rief List Wortling, der junge Herr des Marquisats.
    Der Regent, Stry Wortling, nickte und begnügte sich mit einem Lächeln.
    Einige der kleinen schwebenden Leuchtkugeln blieben an den Ästen der Büsche und Bäume hängen und ergossen ihr weißes Licht über die durchsichtigen Blätter und Früchte. Jetzt sahen sie wie prächtige, in Gold getauchte Gebilde aus, die sich leicht in der nächtlichen Brise wiegten.
    »Das ist fantastisch!«, rief List begeistert und beugte sich über das fein ziselierte Geländer des Balkons.
    Die Syracuser genossen die Frische der zweiten großen Dämmerung und bevölkerten die schnurgeraden Hauptverkehrsstraßen Venicias. Die meisten strebten auf den kreisrunden Platz inmitten der Stadt zu, in dessen Zentrum sich ein Brunnen aus rosafarbenem Optalium befand. Die grünen Münder einiger Fabelwesen – Skulpturen, die dem Bestiarium der Kirche des Kreuzes entlehnt waren, wie
Drachen, Greife, Teufel und Schlangen – spien irisierende Wasserfontänen in das ovale Becken. Um den Brunnen herum unterhielten alle möglichen Gaukler, Tänzer und Jongleure die Müßiggänger. Doch so sehr sie sich auch anstrengten, die Syracuser reagierten selbst auf die ausgefallensten Darbietungen nur mit blasierter Gleichgültigkeit.
    Doch der Regent des Marquisats und sein Neffe List bewunderten das Spektakel, das sich anläßlich der Asma ihren Augen darbot und viele Artisten aus den Welten des Zentrums in die syracusische Hauptstadt gelockt hatte.
    Sie standen auf einem Balkon des Palastes Ferkti Ang, den die Herrscherfamilie auf einem Hügel im Stadtviertel Romantigua, dem ältesten Teil der Stadt, errichtet hatte. Durch Romantigua schlängelte sich träge der Fluss Tiber Augustus, den elegante Brücken aus Turcomarmor überspannten. Auch auf dem Fluss herrschte reges Treiben: Galeassen mit Heißluftsegeln und teilweise verglasten Böden, die den Blick auf den Flussgrund freigaben, tummelten sich auf dem Wasser. Über ihre mobilen Anlegepontons ergossen sich Ströme lärmender und begeisterter Touristen.
    »Man kann die Leute, die nicht hier geboren sind, sofort erkennen«, sagte List Wortling und seufzte.
    »Ihr seid noch

Weitere Kostenlose Bücher