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Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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entspannen. Dann stand er auf und ging äußerst vorsichtig – niemals hätte er sich vorstellen können, dass die Tatsache, festen Boden unter den Füßen zu haben, zu solchen Gleichgewichtsstörungen führen konnte – zu dem weit offen stehenden Fenster. Er beschattete seine Augen mit den Händen, bis sie sich an das seinem Empfinden nach grelle Tageslicht gewöhnt hatten, denn sie waren wegen des Salzes noch immer gereizt und empfindlich.
    Nebelschwaden hüllten Felsen und Ginstersträucher ein. Die kleine Bucht unter ihm lag im Dunst, der über der Meeresoberfläche immer dichter wurde. Er hörte, wie die Brandungswellen an die Küste schlugen. Um das Haus wuchs eine Mischung aus gelben Kräutern und kleinen blauen Blumen. Als er genug gesehen hatte, ging er aus seinem Zimmer. Er fror, weil er nackt war. Er kam in ein großes, rundes, einfach möbliertes Zimmer, wahrscheinlich das Wohnzimmer. Auf einem Regal stand ein altes viereckiges Holofernsehgerät, das Bilder aus Venicia, der Hauptstadt des Kaiserreichs, übertrug. Das Fenster daneben gab den Blick auf einen gepflasterten kleinen Innenhof frei. Auf einem runden, einbeinigen Tischchen aus
Holz (eine Kostbarkeit auf den Flohmärkten des Planeten Orange!) lagen ein roter Overall und ein Paar gelbe Stiefel sowie ein Zettel mit einer handschriftlichen Nachricht.
    »Ziehen Sie diese Kleidung an. Sie ist sauber. Ich komme bald zurück. Zur Stärkung finden Sie etwas in der Küche. Mögen die Feen Sie beschützen. K.D.«
    Tixu schlüpfte in den Overall. Er war ihm etwas zu groß, aber er hielt ihn warm und war sehr bequem. Dann zog er die Stiefel an, deren Rand sich automatisch hermetisch um seine Oberschenkel schloss. Lange hatte er die Bedürfnisse seines Magens ignoriert. Doch der meldete sich jetzt mit einem lauten Knurren. Als er an einem alten rissigen Spiegel vorbeiging, sah er, dass seine Haare teilweise vom Salz gebleicht waren, blonde, fast weiße Strähnen durchzogen es. Sein Bart kratzte ihn. Auch seine Haut juckte, aber das konnte er ertragen.
    Der Fischer hatte gut vorgesorgt und auf dem Küchentisch bergeweise Essen aufgetürmt: in braune, grüne oder schwarze Algen eingewickelte Fische, Schalen- und Krustentiere. Tixu setzte sich auf einen Schemel und begann ausgehungert mit dem Festmahl. Er verzehrte mehrere Krabbenpasteten, Langusten und in einer Kräutersoße marinierte Fischfilets. Eine Flügeltür in der Küche ging auf einen zweiten kleinen Hof am Rand der Steilküste hinaus. Auf einer Leine hingen mehrere rote Overalls, wie er einen trug, und trockneten im Wind. Auf schwarzen flachen Steinen verschiedener Größe lagen Geräte zum Fischen: Meeressonden, magnetische Köder, sich selbst aufblähende Netze …
    Die Stille, die im Haus Kwen Daëls herrschte, kam Tixu plötzlich verdächtig vor, so als wäre sie die Vorbotin eines verheerenden Sturms …

    Lange stand er da und schaute auf den Hof. Als er nichts Anomales entdecken konnte, zuckte er mit den Schultern und kehrte zu seinem üppigen Mahl zurück.
    In diesem Moment erschien der Inspobot der InTra. Die Küchentür zerbarst, Glas klirrte. Tixu, eine Hummerschere in der Hand, hatte keine Zeit zu reagieren. Vor ihm stand eine Art zwei Meter fünfzig großer schwarzer Pilz, dessen runder Hut mit Blinklichtern versehen war. In dem zylindrischen Leib steckte ein Mini-Deremat, dazu bestimmt, den Robotor und den Deserteur zum Hauptsitz der Gesellschaft zu transferieren. Wie versteinert saß Tixu auf seinem Schemel und starrte auf die Leuchtschrift auf dem winzigen Bildschirm unter dem Hut: InTra IP THU (InTra, Ins-Pobot, Modell Thu).
    Da der Robotor zu groß für die Tür war, hatte er einfach die gesamte Öffnung demoliert. Schon traten aus den kurzen Rohren diese weichen, glitschigen Tentakel hervor, bereit, sich um den Körper und die Glieder seiner Beute zu schlagen. Doch ehe sich diese ekelhaften Blutegel an ihm festsaugen konnten, stieß Tixu den Küchentisch mit aller Kraft gegen den Inspobot. Die Tentakel minderten ihren Griff kaum, doch genug, damit der Oranger sich aus ihnen herauswinden konnte. Sofort sprang er über den umgeworfenen Tisch und rannte wie ein Verrückter in den kleinen Innenhof. Die Tentakel peitschten die Luft hinter ihm wie wütend zischende Schlangen, aber sie stießen ins Leere.
    Tixu umrundete das Haus und lief, so schnell er konnte, vom dumpfen Brummen des Antriebswerks des mechanischen Spürhundes verfolgt. Fast wäre er in den vom Nebel verhüllten

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