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Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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seine Müdigkeit, warf die Wasserdecke von sich, stand auf und beobachtete seinen Retter. Sein
langes, mit spitzen Zähnen bewehrtes Maul schien zu lächeln, und seine sechs runden weißen Augen, direkt unter den Hörnern, blitzten fluoreszierend auf.
    »Er hat uns gesehen!«, schrie der Fischer. »Wenn er uns jagt, enden wir auf den Schwarzen Inseln der Ager.«
    »Beruhigen Sie sich«, sagte Tixu. »Er wird uns nicht jagen.«
    Und wie um das Gesagte zu bestätigen, legte sich das große Säugetier auf den Bauch und schwamm mit kräftigen Bewegungen seiner Flossen aufs weite Meer hinaus. Jetzt begriff Tixu, dass sein Retter in der Nähe geblieben war, um sicherzugehen, dass der Fischer ihn rettete.
    Als der Monager verschwunden war, hob Kwen Daël die Decke auf und legte sie Tixu um die Schultern.
    »Sie sind ja völlig durchgefroren«, murmelte er verwirrt. »Aber … aber wie kommen Sie überhaupt hierher? Noch nie hat sich jemand außer mir so weit aufs Meer hinaus gewagt.«
    »Der Deremat, mit dem ich auf Selp Dik gereist bin, war schlecht programmiert. Normalerweise hätte die Rematerialisation in Houhatte stattfinden sollen …«
    »Davon sind Sie ziemlich weit entfernt, so viel ist sicher.«
    Kwen Daël hatte einen kupfernen Becher unter den Hahn einer an der Rumpfwand befestigten Korbflasche gestellt. Als der Becher mit einer heißen grünen Flüssigkeit gefüllt war, reichte er ihn Tixu.
    »Trinken Sie! Das dürfte Sie besser kräftigen als der Kuss eines Feechens.«
    Der Oranger trank schlückchenweise, vorsichtig. Das Getränk schmeckte nach Anis.
    »Alle halten mich für verrückt, weil ich mit meiner
Aquakugel so weit hinausfahre«, sagte der Fischer. »Aber dieses Mal hat uns das Glück gelacht: Ihnen, weil ich Sie vor dem Ertrinken gerettet habe. Und mir, weil ich mit eigenen Augen einen Monager gesehen habe. Und nicht einen kleinen, sondern einen richtig großen! Einen schönen! Einen, der wenigstens achtzig Schritte lang und fünfzehn Schritte breit ist! He, aber woher wussten Sie, dass er uns nichts antun würde? Der Legende nach attackiert ein Monager sofort ein Meeresfahrzeug und bringt es zum Sinken. Denn diese Aufgabe wurde ihnen von den Magiern und den Feen übertragen.«
    »Ohne ihn wäre ich schon längst ertrunken«, antwortete Tixu. »Ich geriet in einen Sturm. Als ich unterging, hat er mich gerettet und auf seinem Rücken getragen. Bis zu der Stelle, wo Sie mich fanden … Er hätte mich doch nicht gerettet, um mich dann zu töten.«
    Kwen Daëls schmale blasslila Augen wurden vor Erstaunen rund. »Ein Monager soll so etwas getan haben? Einen Menschen vor dem Ertrinken aus dem Meer der Tränen der Feen von Albar gerettet haben? Aber die Monager sind seit Urzeiten die eingeschworenen Feinde der Menschen! Sie bewachen die Insel, wo einst die Armee ihrer Vorfahren ertrank, die Ager der Grenzen … Das ist eine Insel, die kein Menschenfuß je betreten hat … Und dieser Monager soll Sie gerettet haben?«
    Doch Tixu war von dem Getränk und der wohligen aromatischen Wärme der Decke schläfrig geworden. Also zuckte er als Antwort nur mit den Schultern.
    Kwan Daël merkte, wie erschöpft er war. »Ich gehe Ihnen mit meinen Fragen auf die Nerven. Schlafen Sie jetzt. Wir reden später noch einmal darüber. Mein Fischzug ist ohnehin beendet, und es ist Zeit, nach Houhatte zurückzukehren,
wenn die Feen uns denn dorthin geleiten wollen. Schon morgen beginnen in der Stadt die Feierlichkeiten zum Gedenken an die heilsamen Tränen der Feen von Albar. Da müssen wir ausgeruht sein … Wie heißen Sie?«
    Babsée Obraillènes Verrat auf dem Marquisat mahnte Tixu, doppelt vorsichtig zu sein. »Bilo Maïtrelly«, antwortete er deshalb. »Ich komme vom Planeten Roter-Punkt.«
    »Schlafen Sie, Bilo. Nach diesem langen Aufenthalt im Ozean der Feen müssen Sie wieder zu Kräften kommen.«
     
    Trotz des Gewichts des im Steven verstauten Fangs, der aus Fischen und Krustentieren bestand, glitt die Aquakugel leicht über die Wellen dahin. Bei Anbruch der Dämmerung kam bereits das Land in Sicht.
    Der Fischer Kwen Daël – ein einzelgängerischer Mensch – wohnte mehrere Meilen von Houhatte entfernt. Sein von einem wunderlichen Onkel (wie Kwen sagte) aus schwarzem Stein erbautes, bizarres Haus thronte auf einem steilen Felsvorsprung über einer kleinen, geschützt gelegenen Bucht. Er lenkte seine Kugel durch eine schmale natürliche Fahrrinne und machte neben einem hölzernen Anlegesteg fest. An dem

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