Krieger der Stille
die Ager, die Feechen, die beiden Majiken und die Zauberpriester brutal zur Seite. Der Sprecher des Ältestenrats, ein weißhaariger Greis, trat vor und hielt eine Rede.
»Selpdiker und Selpdikerinnen, an unserem heutigen Festtag zu Ehren der Feen von Albar, hat man mich beauftragt, euch Folgendes zu sagen: Die Armeen des neuen Kaiserreichs, deren erste Abordnung ihr hier seht«, er deutete auf die Gestalten hinter sich, ohne den Blick von der
Menge zu wenden, »werden sich heute Nacht in unserer Stadt Houhatte materialisieren, um morgen früh gegen die Ritter der Absolution zu kämpfen. Deshalb herrscht ab sofort Sperrstunde, und die Feierlichkeiten finden logischerweise nicht statt. Folglich fordere ich alle auf, nach Hause zu gehen und das Haus nicht vor morgen früh zu verlassen. Jeder, der sich nach Einbruch der Dunkelheit noch auf der Straße aufhält, wird sofort hingerichtet. Wir, die Rektoren des selpdikischen Rates, werden nach eingehender öffentlicher Beratung nach der Schlacht beschließen, welche Politik wir in Zukunft verfolgen. Jetzt bitte ich euch, ohne Protest so schnell wie möglich in eure Häuser zurückzukehren. Bürger und Bürgerinnen von Selp Dik, mögen die Feen euch beschützen!«
Trotz dieser Worte wurden über dem allgemeinen Gemurmel der Enttäuschung, vehemente Proteste laut. Inzwischen hatte das Antra wieder von Tixus Geist Besitz genommen und seinen Schutzschild der Stille gegen die mentalen Ausforschungen der Scaythen errichtet, die sofort mit ihrer hinterhältigen Arbeit begonnen hatten.
»Die Rektoren bestehen darauf, dass ihr ohne Widerstand zu leisten, den Wald verlasst!«, befahl der Sprecher des Rats mit flammenden Augen. »Für Verhandlungen ist später noch Zeit!«
Da erstarrte die Menge. Eine tödliche Stille senkte sich über die Lichtung. Erneut hörte das Wassers des Brunnens auf zu fließen, und das Kristall des Felsens wurde zu einem trüben Dunkel.
»Dieses Mal wenden sich die Engel und die Gottheiten endgültig von uns ab«, flüsterte ein leichenblasser Kwen Daël.
Eine Stunde später stand Tixu im Bug der Aquakugel und starrte auf das kaum bewegte Meer. Sie fuhren zum Haus Kwen Daëls.
»Morgen brauche ich Ihr Boot zu sehr früher Stunde, noch vor Tagesanbruch. Können Sie es mir leihen?«, fragte er den Fischer.
»Vor Tagesanbruch?«, entgegnete Kwen Daël erstaunt. »Sie haben doch gehört, was der Rektor gesagt hat.«
»Ich bitte Sie nicht, Ihr Leben zu riskieren, sondern nur, mir Ihre Aquakugel zu leihen«, bat Tixu. »Mehr kann ich Ihnen dazu nicht sagen, denn diese drei Kapuzenmänner, die Sie vorhin gesehen haben, sind Scaythen vom Planeten Hyponeros, und sie verfügen über gefährliche mentale Kräfte …«
Kwen Daël schwieg eine Weile und starrte mit schmalen Augen aufs Meer. Schließlich sagte er: »Also Sie, Sie sind wirklich kein gewöhnlicher Mann. Ich begleite Sie. Denn der Ozean der Feen von Albar kann für einen Unkundigen tückisch sein. Mir ist egal, was Sie vorhaben, denn mir genügt der Beweis, dass ein Monager Ihnen das Leben gerettet hat.«
Das waren die einzigen Worte, die der Fischer sagte. Während des Abends und der Nacht sprach er nicht mehr.
NEUNZEHNTES KAPITEL
Und jetzt steht ihr dem Feind gegenüber. Drohend lässter seine Truppen aufmarschieren, er bedroht euch. Und wäre es nicht an der Zeit, euch zu fragen, warum es so weit kommen konnte, ehe ihr ihn bekämpft?
Diese euch als unausweichliche und notwendig erscheinende Konfrontation, ist sie nicht das Resultat eurer Schwäche?
Und trotzdem weist ihr die Schuld an diesem Krieg dem anderen, eurem Feind zu. Ihr klagt ihn an, der Verursacher eures Elends zu sein, ihr schenkt ihm eure Macht …
Seht euch den Feind gut an: Er ist das getreue – das grausam getreue Spiegelbild eurer verlorenen Seelen, denn ihr habt die Kraft der Stille verloren, ihr habt eure Quellen vergessen …
Betrachtet den Feind als ein Zeichen. Als Zeichen, dass ihr so schnell wie möglich den Weg der inneren Besinnung wieder beschreiten müsst, der allein zum See des Xui führt. Als Zeichen, dass ihr eure Herzen weit der Liebe öffnen müsst …
Auszug eines alten Videoholos, das auf wunderbare Weise von der großen Feuersbrunst, die die Fundamente des Klosters des Ordens der Absolution während der Schlacht von Houhatte verwüstete, verschont geblieben war. Trotz der schlechten Bild- und Tonqualität gelang es den Experten, den Kommentator zu identifizieren: Es war der Mahdi Franko D.
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