Krieger der Stille
begleiten …
Der Mahdi hat mich angelächelt und mir ins Ohr geflüstert: › Sollte ich jetzt sterben, wird der Orden nicht überleben! Mir blieb keine Zeit, die wahre Lehre wieder aufleben zu lassen. Doch wenn ich sterbe, kommt jemand aus dem Universum, der mit seinen Schülern ein neues Werk beginnt. Wenn ich sterbe, darfst du nicht hier bleiben, junger Aspirant, du musst gehen und diesen Mann suchen. Wenn du ihn mit deinem Herzen suchst, wirst du ihn finden, wo auch immer er sein mag … ‹
Dann starb der Mahdi kurze Zeit später, und seine Mörder haben seinen Platz eingenommen …
Aber ich, Nobeer O’An, ich bin nicht gegangen, obwohl ich die Wahrheit entdeckt habe. Dann lebte ich zweiundvierzig Jahre in ständiger Angst vor den Wächtern der Reinheit. Denn sie töteten gnadenlos alle jene, die das
Unglück hatten, etwas über ihre Machenschaften zu erfahren. Die Keller um diese Krypta sind voll mit den Gebeinen der Ritter, die angeblich mit gefährlichen Missionen auf weit entfernte Planeten betraut wurden. Zum Ruhm und zur Ehre des Ordens! Seitdem gründet sich der Orden auf nichts als Lüge und Tod …
Wer sind Sie? Was wollen Sie? Auf diese Weise habe ich, Nobeer O’An, meinen besten Freund verloren … ein Messerstich zwischen die Schulterblätter … Die Trapiten standen im Sold der Weisen … Ich habe seinen Leichnam gesehen … Kennen Sie den Ritter Long-Shu Pae? Er hatte großes Glück, weil er ins Exil geschickt wurde, bevor er die Wahrheit entdecken konnte. Sonst wäre es ihm wie den anderen ergangen …
Und ich, ich habe den Rat des Mahdis nicht befolgt, sondern zweiundvierzig lange Jahre in meiner Angst geschmort. Ich bin nicht gegangen, weil ich Angst hatte, verdächtigt und verfolgt zu werden. Angst! So viel Angst, dass ich mir in meine Kutte gemacht habe. Ich, Nobeer O’An. Da sieht man, zu was die Lehre taugt. Nur um die Machtgier einiger weniger zu befriedigen. Und die anderen in ihrem eigenen Dreck sitzen zu lassen. Aber niemand darf das wissen … Das alles muss sich in Rauch auflösen. In Staub. Alles muss wieder zu Staub werden …
Wer sind Sie? Ich bin Nobeer O’An, ein Haufen Dreck!«
Mit einem dämonischen Lachen beendete der alte Ritter seinen Monolog und häufte wahllos alles, was ihm unter die Hände kam, auf. Er achtete nicht mehr auf Tixu.
Der Oranger glaubte nicht, den vom Wahnsinn Ergriffenen zur Vernunft bringen zu können, deshalb verschwand er so schnell wie möglich durch die unterirdischen Gänge.
Dieser Irre wollte wahrscheinlich das Archiv anzünden, deshalb musste sich Tixu beeilen. Zwei Stufen auf einmal nehmend eilte er die Treppe hinauf, die zu jenem Gebäude führte, wo er Aphykit auf ihrem Krankenbett gesehen hatte. Auf seinem Weg traf er niemanden, nur die Gelbmöwen und Silberkammtölpel kreisten, ängstliche Schreie ausstoßend, über der Klosteranlage.
Tixu verirrte sich mehrmals, bis er schließlich das Zimmer der jungen Frau entdeckte. Aphykit lag noch immer auf ihrem Bett, ihr goldenes Haar umgab ihren Kopf wie ein strahlender Kranz. Mit klopfendem Herzen trat er an ihr Lager. Und wieder war er von ihrer Schönheit ganz betört. Ihre grünblauen mit goldenen Punkten gesprenkelten Augen sahen ihn gleichgültig an. Sie war totenblass.
»Guten Tag«, murmelte er, erschrocken über ihre Apathie. »Ich bin gekommen, weil ich Sie von hier fortbringen will. Denn im Kloster droht Gefahr …«
Sie wandte ihm den Kopf zu und schien etwas sagen zu wollen. Doch kein Laut kam aus ihrem Mund.
»Ich … ich werde Sie tragen. Unterhalb der Festungsmauer wartet ein Freund auf uns …«
Er zog das Laken weg. Aphykit trug ein Hemd aus blauem Leinen, das ihr bis zu den Knien reichte. Er beugte sich hinunter und wollte sie hochheben, als sie plötzlich strampelte und schrie: »Nein! Nein! Filp …«
Verwirrt ließ Tixu die junge Frau los. Er zögerte, weil er nicht wusste, was er tun sollte. Dann beschloss er, auf ihre Proteste nicht zu achten, denn ihr Protest war sicherlich dieser Krankheit zuzuschreiben. Trotzdem musste er seine Eifersucht bekämpfen, die bei der Nennung dieses Namens sofort wieder aufgeflackert war.
Also umfasste er resolut ihre schmale Taille, wehrte
sich so gut es ging gegen ihre Versuche, ihn zu kratzen, und legte sie über seine Schulter. Wieder strampelte Aphykit heftig mit Armen und Beinen, aber Tixu ließ sie nicht los.
Da fing sie an zu schreien, dass ihm fast das Trommelfell geplatzt wäre: »Ich will nicht! Lassen
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