Krieger der Stille
auftauchen. Er startete sein Boot und manövrierte es so nah wie möglich an die Steilküste. Gleichzeitig öffnete er die Luke. Tixu schob
Aphykit mit dem Kopf voran an Bord, wo der Fischer sie in Empfang nahm.
Als der Oranger ebenfalls an Bord war, gab Kwen Daël Gas und fuhr aufs offene Meer zu. Jetzt war nicht der Moment, seine Neugier zu befriedigen. Die Zeit drängte. Denn kaum hatten sie eine gewisse Entfernung zum Festland zurückgelegt, brach ein großes Stück der Festungsmauer unter enormem Getöse in sich zusammen und stürzte ins brodelnde Meer. Jetzt konnten sie sogar die Dächer und Türme der Gebäude innerhalb der Anlage erkennen.
»Mögen die Feen uns zu Hilfe kommen!«, flehte der Fischer, den Blick noch immer auf die zerstörte Mauer gerichtet. »Und was sollen wir jetzt machen?«
Aphykit lag auf dem Boden und stöhnte leise. Tixu fragte sich, wie lange sie noch diesem tödlichen Virus widerstehen könne. Ein Heilmittel hatte er nicht.
»Fahren Sie zur Insel«, antwortete er zerstreut.
»Der Insel? Zu welcher Insel?«, fragte Kwen Daël.
»Zu jener Insel, von der Sie gesprochen haben … Erinnern Sie sich? Als Sie mich gerettet haben, sprachen Sie von einer Insel. Der Insel der Monager. Ich habe das Gefühl, dass wir dorhin fahren sollen …«
»Aber ich … ich weiß gar nicht, wo sie ist«, sagte Kwen Daël verblüfft. »Ich weiß nicht einmal, ob sie existiert.«
»Na, dann fahren Sie erst einmal zu der Stelle, wo Sie mich aus dem Wasser gefischt haben«, entgegnete Tixu und zuckte mit den Schultern. »Dort treffen wir vielleicht jemanden, der uns hinbringt.«
Den Fischer zu bitten, an den Ort zurückzukehren, wo er den Monager gesehen hatte, kam der Bitte gleich, zu den Schwarzen Inseln der Ager zu fahren. Trotzdem brauchte Kwen Daël nicht lange, um seine Ängste zu besiegen,
denn in Gesellschaft dieses geheimnisvollen, von den Feen geschickten Fremden erschien ihm nichts mehr unmöglich. Also folgte er Tixus Rat, wobei er stumm den Beistand aller Feen von Albar erflehte.
Als der Tiefstand der Ebbe erreicht war, lagen Abertausende Leichen auf dem Strand der Halbinsel. Der Orden der Absolution existierte nicht mehr. Die Pritiv-Söldner reduzierten mit ihren Strahlenwaffen die Körper der Toten zu schwarzem Staub.
Der Leichnam des Ritters Filp Asmussa lag neben dem seines Paten, des Ritters Choud Al Bah.
Nicht einer entkam dem Massaker – weder Ritter noch Krieger noch Aspirant, gleich welchen Status’, gleich welchen Alters. Doch die mentalen und physischen Befragungen der Scaythen innerhalb der Klosteranlage erwiesen sich als fruchtlos. Die Tochter des Syracusers Alexu blieb unauffindbar. Und für ihr Verschwinden gab es keine plausible Erklärung, auch nicht für die zerstörerische Feuersbrunst innerhalb der Klostermauern.
Der Experte Harkot hatte mit großem Vergnügen die Gehirne der Ordensmitglieder zerstört – eins nach dem anderen, wie in einem prähistorischen Kegelspiel. Trotzdem hatte er ständig diese ärgerliche Präsenz gespürt, eine nicht greifbare Präsenz, wie ein Hauch, staubgleich, die sich aber jederzeit als ein störender Sand im Getriebe erweisen konnte, im Getriebe seiner fürchterlichen Maschinerie, die er bald in Gang zu setzen trachtete, er, der Vollstrecker der sechsten Stufe des Plans.
Als alle Leichen beseitigt waren und eine feine schwarze Staubschicht den goldenen Sand bedeckte, wurden Kanonen vor dem Kloster in Stellung gebracht. Ihre runden
Rachen spien glänzende grüne Strahlen aus, und es dauerte nur fünf Stunden, bis die gesamte Anlage zu Asche zerfallen war.
Die Halbinsel Houhatte hatte sich in eine Wüstenei verwandelt, die die Selpdiker von jenem Tag an nur noch das »Grab der Absolution« nannten.
EINUNDZWANZIGSTES KAPITEL
Die Errichtung des neuen Kaiserreichs erlaubte unserer heiligen Kirche ein in ihrer langen Geschichte bisher nie gekanntes Aufblühen. Jeder Planet, jede Stadt, jedes Dorf, jede Straße hatte ihren eigenen Tempel, in dem das Wahre Wort verkündet wurde und von jenen gehört werden konnte, die vordem in der Unkenntnis des Göttlichen und der vollkommenen Gesetze der Kirche des Kreuzes gelebt hatten, die einst auf den Hügeln der großen Osgor-Wüste verkündet wurden. Dank der unzähligen Deremats, die unseren heiligen Missionaren zur Verfügung gestellt wurden, verbreitete sich das Wahre Wort gleich einer Feuersbrunst auf allen Welten des bekannten Universums. Für jene, die unverzeihlicherweise ihre
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