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Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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Herzen vor der Wahrheit verschlossen, wurden die Feuerkreuze auf öffentlichen Plätzen errichtet. Die inquisitorischen Scaythen arbeiteten eng mit den Kardinälen und den mit der Mission betrauten Bischöfen zusammen, um Abtrünnige, Heuchler und Rebellen zu bekämpfen. So wurden nach und nach die Anhänger alter abergläubischer Lehren ausgemerzt. Die Priester dieser abscheulichen Lehren wurden zu Tode gefoltert, um dem Volk zu zeigen, was mit Häretikern geschieht. Ihre heidnischen Kultstätten wurden ohne Rücksicht auf ihren architektonischen oder künstlerischen Wert zerstört.
    Der Muffi Barrofill XXIV., dessen Heiligsprechung erwogen wird, zeigte sich fest entschlossen, jeden noch so verborgenen Winkel des neuen Kaiserreichs vom Gedankengut eventueller Andersdenkender zu befreien. Also fanden die Schulen der heiligen Propaganda großen Zustrom. Aus allen
Welten eilten die Schüler herbei. In ihnen brannte jene glühende Begeisterung, die uns an jungen Menschen so gefällt. Und der Name des Kreuzes wurde gepriesen und sein unvergleichlicher Klang fand einen einmaligen Widerhall vom einen Ende des Universums zum anderen.
    Es geschah jedoch, dass der Großkonnetabel Pamynx – dem wir so viel zu verdanken haben – beschloss, sich aus dieser Welt zurückzuziehen. Der Großseneschall Harkot folgte ihm, und unter seinem Terrorregime begann eine neue Ära, die, obwohl eine Blütezeit, in die Geschichte als die »Schreckensherrschaft der Experten« eingegangen ist.
    Was mich betrifft, so vegetierte ich zu jener Zeit in einem finsteren Kerker des Palastes der Inquisition – dem einstigen Runden Haus der Herrscherfamilie Wortling auf dem Planeten Marquisat – dahin. Damals weigerte sich mein rebellischer Geist, sich dem Wahren Wort zu öffnen. Denn ich dachte nur an den gefolterten Körper der Dame Armina Wortling, der großen Sünderin. Heute gestehe ich, dass dieser Körper die ausschweifende Fantasie eines einsamen Pubertierenden beflügelte, von der ich nicht lassen wollte. Doch die Würdenträger der Kirche begegneten mir mit unendlicher Geduld: Sie schenkten mir das Leben und ließen der göttlichen Liebe der Kirche des Kreuzes alle Zeit, in meine Seele einzudringen und für immer die Fleischeslust aus meinem Körper zu verbannen …
    Mentale Memoiren des Kardinals Fracist Bogh, der unter dem Namen Barrofill XXV. zum Muffi der Kirche des Kreuzes aufstieg

    A uf der holografischen Bühne in der Mitte des Theaters bewegten sich Sohorgo-Tänzerinnen des medianischen Zeitalters mit unendlicher Grazie und Leichtigkeit. Die Schleppen ihrer schillernden Kostüme wickelten sich geschmeidig um ihre Körper und malten flüchtige geometrische Figuren, während drei Sänger, die auf von innen beleuchteten Wassersäulen saßen, den anmutigen Tanz mit ihren wohlklingenden Stimmen begleiteten.
    Mobile Logen – große, gepolsterte weiße Kugeln – schwebten in dem in den kaiserlichen Gärten errichteten Amphitheater. Keine der Logen war leer. Um nichts auf der Welt hätten sich die Höflinge diese seltene Darbietung entgehen lassen, deren Besuch normalerweise nur den wenigen Adelsfamilien Syracusas vorbehalten war. Dem Anlass entsprechend hatten sie ihre schönsten Garderoben angelegt, sich in die kostbarsten Stoffe gekleidet, mit den erlesensten Geschmeiden behängt und keine Mühe gescheut, ihre Gesichter pastellfarben oder weiß zu schminken, die Lippen zinnoberrot, blau oder schwarz anzumalen und die Zähne mit rosa, blassgrüner oder azurblauer Perlmuttfarbe zu tönen …
    Mit ihrem pompösen Auftreten glaubten sie allen Ernstes, ihre Defizite wie mangelnde Bildung und nicht standesgemäße Herkunft kaschieren zu können. Doch diese aufgeblasenen Hohlköpfe besaßen in den Augen der
Wächter der Etikette nur einen Vorzug: ihr Geld. Denn die Kassen des neuen Kaiserreichs waren praktisch leer, also hatte der Finanzminister diese Soiree einzig und allein zu dem Zweck organisiert, sie wieder zu füllen, worüber er natürlich nach außen kein Wort verloren hatte.
    Die schwebenden Logen änderten in ständiger langsamer Bewegung ihre Positionen, sodass den Insassen aus den verschiedensten Perspektiven ein Blick auf die Darbietung geboten werden konnte. Auf den Mauern des Amphitheaters spiegelte sich das goldene Licht einer inmitten des Ovals aufsteigenden parfümierten Fontäne, deren Wasserstrahlen den aufgerissenen Mäulern stilisierter Tiere entströmten. Um das Bassin standen in Gruppen die Gedankenschützer in

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