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Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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ihren weißen Kapuzenmänteln und warteten unbeweglich das Ende des Spektakels ab.
    In seiner mit dem neuen kaiserlichen Emblem versehenen Loge – ein weißer Ring als Symbol des Universums, darin eine dreizackige goldene Krone, das Hoheitszeichen Syracusas – saß der in einfaches Purpur gekleidete Menati Ang. Den Herrscher interessierten die Tänzerinnen nicht. Er hatte den Blick unverwandt auf seine schöne Begleiterin gerichtet, deren Mantel aus Moiré perfekt zu ihrem bernsteingoldenen Haar passte. Eine kleine Krone aus Diamanten betonte den elfenbeinfarbenen Teint Dame Sibrits.
    Schließlich hielt Menati Ang es nicht mehr aus. Er sprengte die Barriere seiner mentalen Kontrolle, beugte sich über seine Schwägerin und flüsterte ihr ins Ohr: »Gefällt Euch die Darbietung, Madame?«
    »Ganz und gar nicht, Monseigneur!«, antwortete sie knapp, ohne ihm auch nur einen Blick aus ihren wunderschönen nachtblauen Augen zu schenken. »Warum müsst
Ihr mir eine solche Frage stellen? Ihr wisst doch, dass ich nicht freiwillig an Eurer Seite sitze. Das tue ich nur, weil Ihr mich auf die schändlichste Weise erpresst. Denn sollte ich Euch nicht gehorchen, muss ich um das Leben meiner Tochter Xaphit und das meiner Gesellschafterin Alakaït de Phlel fürchten.«
    Dame Sibrit hatte mit voller Absicht ihre schöne Stimme erhoben. Sofort wurden ihr aus den benachbarten Logen verstohlene, aber unmissverständlich vorwurfsvolle Blicke zugeworfen. Mit herrischer Geste setzte Menati Ang den Aufstieg der Loge in Gang. Sie entschwand den indiskreten Blicken der Höflinge und verharrte in großer Höhe, direkt unter einer Wolke kleiner schwebender Lichtkugeln.
    »Dämpft Eure Stimme, Madame!«, murmelte der Kaiser mit schmalen Lippen. »Es gehört sich nicht, derart laut zu sprechen und ist der Perfektion abträglich. Außerdem zeugt es von provinziellem Geist!«
    Dieses Mal drehte sie sich zu ihm um und sah ihn hasserfüllt an.
    »Nicht ich habe diese Unterhaltung begonnen, Monseigneur!«, zischte sie. »Und da Ihr bereits so viel Taktgefühl besitzt, mich an meine provinzielle Herkunft zu erinnern, könntet Ihr ebenfalls die Güte haben, mich in diese Provinz zurückkehren zu lassen, die Ihr anscheinend so verachtet.«
    Er biss sich auf die Lippen, weil er sonst die in ihm aufsteigende Wut nicht mehr unter Kontrolle gehabt hätte und explodiert wäre. Denn heute war ein besonderer Tag, der letzte Tag einer ganzen Reihe kaiserlicher Festlichkeiten, die auf Anraten des Konnetabels stattgefunden hatten, um den totalen Sieg seiner Armee über den Orden der
Absolution, diese letzte Bastion der Konföderation von Naflin, zu feiern. Und an diesem Tag, das hatte er sich geschworen, wollte er Dame Sibrit erobern, diese Frau, die ihn mit einer Kälte ohnegleichen verachtete. Sollte es ihm heute nicht gelingen, so hatte er sich ebenfalls geschworen, wollte er sie ihrem berühmten Vater Alloïst de Ma-Jahi wieder zuführen. Diesen Entschluss hatte er trotz des Abratens des Konnetabels gefasst, der der Meinung war, Dame Sibrit sei Zeugin zu vieler kompromittierender Ereignisse gewesen und dass man sie deshalb im kaiserlichen Palast gefangen halten, oder besser noch, für immer zum Schweigen bringen müsse – ein Vorgehen, das Menati Ang kategorisch ablehnte.
    Doch der Kaiser war sich nur zu bewusst, dass seine Schwägerin seine größte Schwäche war, eine offene Wunde. Nun war er fest entschlossen, dieser für ihn unerträglichen Situation ein Ende zu machen, und das um jeden Preis. Während der Festwoche hatte er sie zu allen Banketten und künstlerischen Veranstaltungen eingeladen, sie mit Geschenken und Blumen überhäuft, doch keine seiner Aufmerksamkeiten hatten ihre Haltung ihm gegenüber  – eine Mischung aus Verachtung und Gleichgültigkeit  – verändert.
    Und obwohl sich Menati Ang bemühte, in der Öffentlichkeit seine Gefühle für Dame Sibrit zu verbergen, kursierte bereits das Gerücht, die Witwe Ranti Angs, diese kleine, noch jungfräuliche Provinzlerin, verweigere sich vehement dem Herrscher aller Herrscher, ihrem Schwager. Als ob es am Hofe nicht andere verführerische Frauen gäbe! Die Würdenträger konnten es kaum fassen, dass der mächtigste Mann des Universums den Launen einer Frau ausgeliefert war, die der Seigneur Ranti nicht einmal angerührt
hatte, weil seine Liebe Spergus, diesem kleinen Paritolen vom Planeten Osgor galt. Insgeheim und von ihren Gedankenhütern geschützt, fanden sie Menati Angs Benehmen

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