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Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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kindisch und seines Rangs unwürdig, und sie fragten sich, wann endlich die Berater des Herrschers einschreiten würden, um dieser lächerlichen Situation ein Ende zu machen.
    »Was habe ich getan, Madame, um eine solche Behandlung zu verdienen?«, fragte er mit übertrieben flehendem Unterton in der Stimme. »Habe ich nicht alles versucht, Euch diese Woche so angenehm wie möglich zu gestalten?«
    »Um mir angenehm zu sein, Monseigneur, braucht Ihr nur eins zu tun«, entgegnete sie. »Erfüllt mir meinen Herzenswunsch und lasst mich nach Ma-Jahi ziehen.«
    Von ihre Loge aus dominierten die beiden die gesamte Szenerie. Sie überblickten sowohl die langsam dahingleitenden Logen der Höflinge als auch die Tänzerinnen auf der Bühne.
    »Ein diesbezüglicher Entschluss wäre auch Euch äußerst dienlich«, fuhr sie fort. »Denn es wird bereits auf hässliche Weise über Euch geklatscht. Und das allein meinetwegen. Meint Ihr nicht, es wäre in Eurem Interesse, mich so schnell wie möglich fortzuschicken, damit die Gerüchte ein Ende nehmen?«
    »Die Verleumdung gehört zu jenen Praktiken, die nun einmal bei Hofe gepflegt werden«, entgegnete er und warf ihr einen schmerzvollen Blick zu. »Und dass ich die Zielscheibe ihres Klatsches bin, ist mir völlig gleichgültig. Aber ich muss gestehen, dass es Euch gelungen ist, meine Geduld zu erschöpfen. Denn jetzt habe ich die Hoffnung aufgegeben, dass Ihr jemals Eure Haltung mir gegenüber
ändern werdet. Indessen möchte ich trotzdem meinem Erstaunen über Eure angebliche Zuneigung zu meinem Bruder Ranti Ausdruck verleihen. Er hat nichts anderes getan, als Euch zu vernachlässigen und Euch zu demütigen … Hat er Euch jemals mit seiner Anwesenheit in Eurem Bett geehrt, Madame?«
    »Er tat nichts anderes, als die heiligen Gebote der Kirche des Kreuzes zu befolgen«, sagte Dame Sibrit missbilligend, obwohl sie wusste, dass dieses Argument ihrem Gesprächspartner neuen Diskussionsstoff liefern würde.
    »Befolgte er diese Gebote auch, wenn er sich zu dem kleinen blonden Paritolen Spergus Sibar ins Bett legte?«, fragte Menati Ang und lächelte zynisch. »Madame, er hat Euch aus dem einfachen Grund nicht zur Frau gemacht, weil er nur die Körper von Knaben begehrte. Und nicht, wie Ihr behauptet, weil er irgendein kirchliches Gebot befolgte.«
    »Schweigt!«, befahl Dame Sibrit, bleich geworden. »Schweigt! Ihr habt nicht das Recht …«
    »Madame!«, unterbrach er sie. »Ich bitte Euch, seid so gütig und sprecht leiser! Ihr wisst genauso gut wie ich, dass ich die Wahrheit sage. Und die Wahrheit ist manchmal schmerzhaft … Doch um auf die Kirche zurückzukommen, sie toleriert körperliche Beziehungen zwischen Verheirateten, solange sie unter den kirchlichen Kodex der Ehelichen Duldung fallen … Und was die Gesetze betrifft, wir können sie nach Belieben auslegen. Hinter derartigen Ausreden könnt Ihr Euch nicht mehr verstecken. Lasst diese Maske der Scheinheiligkeit fallen, sie passt nicht zu Eurer Schönheit. Weder Ihr noch ich sind in dem Alter, uns mit kindischen Versteckspielen zu amüsieren. Eure angebliche Liebe für meinen idiotischen Bruder war nichts als
Selbsttäuschung. Damit verleugnet Ihr Eure wahre Natur als Frau. Und Ihr ignoriert das Glück, das Euch die Hand reicht und Euch eine einmalige Zukunft bietet …«
    »Nicht das Glück reicht mit die Hand, sondern Ihr, Monseigneur, Ihr, der Mörder meines Gemahls und meiner zwei Söhne. Das Wort Glück klingt seltsam aus Eurem Mund …«
    »Eure perfiden Anspielungen will ich Euch gern verzeihen … Doch war es nicht Euer angeblicher Gemahl, der noch kurz vor seinem Tod erklärte, man dürfe persönliche Gefühle nicht mit Staatsgeschäften verquicken? Hat nicht er bedenkenlos die Exekution Eurer teuren Freunde Tist und Maryt d’Argolon befohlen? Doch genug davon! Ich bin es leid, ständig dasselbe zu wiederholen und mir ständig dieselben Vorwürfe anzuhören. Vor wenigen Minuten habt Ihr noch um eine Gunst gebeten in Eure Heimatprovinz Ma-Jahi zurückkehren zu dürfen. Nun gut, diese Gunst sei Euch gewährt! Schon morgen, bei Anbruch des ersten Tages, seid Ihr frei dorthin zu gehen, wo es Euch beliebt. Ihr könnt in Begleitung Eures Bruders, Moulik de Ma-Jahi, reisen. Mir fiel auf, dass er sich in letzter Zeit häufig bei Hofe sehen lässt …«
    Dame Sibrit schrak zusammen und fragte sich, welche neue Falle sich hinter diesen Worten verbarg.
    »Natürlich wird Euch auch Eure Tochter Xaphit begleiten«,

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