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Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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das gekünstelte und nur scheinbar kultivierte Getue der Hofschranzen. Denn sein Verhalten zeugte noch von einer gewissen Aufrichtigkeit.
    Endlich gelang es ihm, sich aus den Krakenarmen der Höflinge zu befreien, und die beiden verließen das Amphitheater durch das Hauptportal, von einer imposanten Eskorte aus Pritiv-Söldnern und den sechs Gedankenschützern begleitet.
    In einigem Abstand gingen Dame Sibrits persönliche Gedankenhüter hinter ihr her, die Gesichter unter den weißen, rot gesäumten Kapuzen verborgen. Einer der beiden war kein anderer als der Scaythe Harkot, der mentale Terminator und Held der Schlacht von Houhatte. (Er galt als Held, obwohl er nichts Außergewöhnliches geleistet hatte.) Es war seltsam, dass die Menschen dieses Bedürfnis hatten, alles zu glorifizieren …
    Harkot hatte den Dame Sibrit zugeteilten Gedankenhüter überredet, ihm für eine Weile dessen Platz zu überlassen. Überredet war nicht das richtige Wort. Das Hyponeriarchat hatte einfach einen Impuls ausgesandt und den Plan dahingehend geändert. Denn Harkot war zu der Überzeugung gelangt, dass der Schlüssel zum Erfolg seiner Machenschaften darin liege, ständig die Witwe des Herrschers Ranti Ang überwachen zu können.
    Sofort hatte er eine Schwachstelle in ihr entdeckt: Dame
Sibrit spielte unablässig das filigrane Spiel der Verführung und Verweigerung. Sie verweigerte sich dem Kaiser nicht, weil sie ihn nicht liebte, sondern weil sie Angst vor ihrem eigenen Begehren hatte. Außerdem war sie im Besitz der interessanten Gabe, in ihren Träumen die Zukunft zu sehen. Und diese seltsame Fähigkeit – die nichts mit der Voraussicht der Meister-Creatoren zu tun hatte – faszinierte den mentalen Terminator. Er hatte dem Muffi die Resultate seiner Inquisition sofort mitgeteilt. Daraufhin hatten die beiden beschlossen, von der vorübergehenden Abwesenheit des Konnetabels Pamynx zu profitieren und unverzüglich zu handeln.
     
    Die kaiserliche Eskorte durchquerte den Park, während die Sonne Saphyr, deren Strahlen die Welt in ein blauviolettes Licht tauchten, im Sinken begriffen war. Die erste Nacht kündigte sich an, und schon schwebten die ersten Lichtkugeln über Wegen und Alleen. Hinter der üppigen Vegetation ragte die gigantische Fassade des Palastes mit seinen Hunderten leuchtenden Skulpturen und Türmen in den Himmel empor. Die mit Lapislazuli und Perlmutt belegte Freitreppe endete vor einem von Statuen gesäumten Rondell, das von Rasenflächen umgeben war, auf dem Pfaue ihr prächtiges Gefieder spreizten. Überall, auf Wegen und auf in der Luft schwebenden Stegen, flanierten Menschen. Sobald sie den Kaiser erblickten, blieben sie stehen und verneigten sich tief.
    Dame Sibrit hatte während der oft rüden Avancen des Kaisers immer darauf verwiesen, dass es im Palast nicht genug Intimität gebe. Viele Diener seien Spione des Konnetabels oder der Kirche. Einmal hätte er fast die Tür ihres Schlafzimmers eingetreten, weil er vor Begierde wie von
Sinnen war, doch es war ihr gelungen, ihn mit dem Hinweis in die Schranken zu verweisen, dass er noch immer von dem Muffi und dem Konnetabel abhängig sei. Nach diesem Vorfall hatte sie es so eingerichtet, dass eine ihrer Kammerfrauen – ihr ergebene Osgoritinnen – immer in der Nähe waren und als Zeuginnen dienen konnten, sollte Menati Ang die Kontrolle verlieren. Sie wusste indes nicht, dass diese Kammerfrauen in ihrer Ergebenheit so weit gingen, dass sie dem frustrierten Herrscher zu Willen waren. Er nahm sie brutal, egal wo, im Flur, auf einem Sofa … Und nachdem er sein Verlangen gestillt hatte, zog er sich wie ein Schatten in seine kaiserlichen Gemächer zurück, gefolgt von seinen sechs Gedankenschützern.
    Jetzt, da Dame Sibrit über ihren Schwager triumphiert hatte, bedauerte sie diesen Sieg fast ein wenig. Dieses verführerische Spiel hatte ihr bis zu einem gewissen Grad gefallen. Denn es hatte sie aus ihrer Lethargie und Langeweile erlöst, die sie jahrelang hatte ertragen müssen.
    Menati Ang blieb auf der Freitreppe stehen. Mit glühenden Augen sah er Dame Sibrit an. Sie konnte seinem Blick nicht standhalten.
    »Ich verlasse Euch jetzt, Madame«, sagte er mit rauer Stimme. »Ich wünsche Euch eine gute Nacht und … und ich sage Euch Lebewohl. Euer liebster Wunsch wurde Euch erfüllt: Ihr seht mich nie wieder! Ihr könnt, wann immer es Euch beliebt, mit Eurer Tochter abreisen. Je eher, je besser …«
    Daraufhin drehte er sich so brüsk um, dass sich das

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