Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
Vom Netzwerk:
Roter-Punkt. Sie war die letzte Hoffnung
eines Universums, das dem Untergang geweiht war. Er durfte keine Zeit verlieren und hoffte inständig, nicht zu spät zu kommen.
    Vorausgesetzt natürlich, dass die Deremat-Maschine in seinem Reisebüro noch funktionierte und dass der Inspobot-Schnüffler noch nicht hinter ihm her war.

FÜNFTES KAPITEL
    Steht Rotes Feuer im Zenit am Himmelszelt
Arbeitet kein Prouge auf dem Feld.
Der Mann dort draußen muss ein Godappi sein,
Weil ihn nicht schreckt des heißen Gestirnes Schein.
     
    Der Prouge ruht
Bei dieser mörderischen Glut.
     
    Prougische Volksweisheit

     
    A uch im Schatten der Rotweide konnte der alte Mann keinen Schlaf finden. Aus dem kleinen, halb von einem zartgrünen Gebüsch mit roten Blüten verborgenen Springbrunnen schossen Wasserstrahlen in die glühend heiße Luft empor, die wie Myriaden funkelnder Diamanten auf das lilafarbene Gras des Rasens fielen.
    Die drei Tagesgestirne des Planeten Roter-Punkt verwandelten die Stadt in einen Backofen. Sie wurde die Drei Feuer genannt: Grünes Feuer, das größte, ging als Erstes auf und als Letztes unter und verlieh der Morgen- sowie Abenddämmerung ein kaltes, fahles Licht. Orangenes Feuer, das kleinste, ging als Zweites auf und leckte wie mit Feuerzungen über den Himmel. Rotes Feuer ging mittags auf und ließ die Temperaturen bis ins Unerträgliche steigen. Es überzog Gebäude, Straßen und die spärliche Vegetation mit einem rostroten Schleier.
    Die alte, von Mauern umgebene prougische Stadt Matana mit ihren Plätzen, Häusern und verbotenen Vierteln wirkte unter dieser Gluthitze wie ausgestorben. Zu dieser Tagesstunde rührte sich praktisch nichts. Das Geschrei der Händler im großen Basar war verstummt. Man hörte nur das feine Summen der Hochöfen, die Tag und Nacht arbeiteten, um Energie zu produzieren. Von der Stadt aus konnte man ihre Silhouetten sehen, die in der heißen flimmernden Luft ganz verzerrt wirkten.

    Ein Pfau stolzierte über den lila Rasen. Aus halb geschlossenen Augen beobachtete ihn der alte Mann und stellte fest, dass sich sein kleiner Exilgefährte perfekt an das Klima auf Roter-Punkt angepasst hatte. Sein schillernd buntes Gefieder war ein Zeichen seiner Vitalität.
    Der alte Mann drehte sich mühsam in seiner schwebenden Hängematte um. Umsonst. Auch jetzt wollte der Schlaf nicht kommen. Wie gerne hätte er wenigstens einen Moment lang alles vergessen! Aber hatte er darauf noch ein Recht? Denn nicht die Hitze hinderte ihn am Einschlafen, sondern eine unablässige innere Stimme voller Bitterkeit und Reue.
    Er hatte die dunklen Wolken über der Konföderation von Naflin heraufziehen sehen und trotz seiner Mitgliedschaft in der Kongregation der Smellas nichts getan, um die hereinbrechende Katastrophe zu verhindern. Jetzt war es zu spät. Nichts und niemand konnte dieses verhängnisvolle Räderwerk noch aufhalten, und das bekannte Universum war nahe daran, wieder zu einem Schattenreich wie zu Zeiten der legendären Zivilisation auf Terra Mater zu werden.
    Noch hatte er sich nicht zum Handeln entschlossen, eher aus Feigheit, denn aus mangelnder Klarsicht. Noch hatte er seinen Teil der Verantwortung für die bevorstehende Katastrophe nicht übernommen, obwohl er wusste, dass er daran einen nicht unerheblichen Anteil hatte.
    Schritte knirschten auf dem Gartenweg. Der alte Mann zuckte zusammen. Als er im Morgengrauen des Grünen Feuers erwacht war, hatte er gesehen, wie sich Schattengestalten hinter seiner steinernen Gartenmauer versteckten. Er hatte ihr Vorhaben erkannt, noch ehe er versuchte, ihre Gedanken zu lesen. Diese gespenstig lautlosen Gestalten
waren nichts anderes als die Vorboten des Todes. Sie belauerten ihn wie eine Meute Hyänen, die die sterbende Wildkatze nicht aus den Augen lässt. Sie waren Mörder der übelsten Sorte, von der Sekte der Pritiv. Im Moment beobachteten sie nur sein Haus. Der alte Mann ahnte, warum sie ihn nicht sofort töteten: Weil sie der jungen Frau, die seit ein paar Stunden versuchte, mental mit ihm in Kontakt zu treten, eine Falle stellen wollten. Auf diese Weise benutzten sie ihn als Köder.
    Der alte Mann wusste ebenfalls, dass sein Denken ständig von einem Scaythen überwacht wurde und dass die junge Frau – Sri Alexus Tochter Aphykit – die Kommunikation der Stille kaum beherrschte. Hätte er ihr geantwortet, hätte sie sich wahrscheinlich verraten. Sie hielt sich in seiner Nähe auf, nur zwei oder drei Straßen von seinem Haus entfernt, und

Weitere Kostenlose Bücher