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Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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fror. Sie hatte bereits den Knopf gedrückt, um die Atomkugelheizung in Gang zu setzen. Winzige Reproduktionen leuchtender Sterne sausten summend unter der goldverzierten Zimmerdecke umher und verbreiteten im Raum eine konstante, angenehme Wärme. Ein endloses Sternenballett, das während der ersten Minuten nervtötend war, an das man sich aber schnell gewöhnte.
    Doch das Strahlen der Kügelchen wärmte Dame Armina nicht, denn sie fror innerlich. Dieses Frieren konnte keine äußere Wärmequelle lindern. Trotzdem zog sie mit einer automatischen Geste ihren Morgenmantel enger um sich.
    »Wenn Ihr Euch entschieden habt, Madame, seid Ihr
willkommen«, brummte Ariav Mohing und legte sich wieder hin. »Die Wärme hier bei mir unter der Decke ist viel angenehmer als die Wärme dieser schrecklichen Atomkügelchen.«
    Dame Armina stellte sich wieder vor die Luftglasscheibe des Spitzbogenfensters ihres Schlafgemachs. Es befand sich unter der Kuppel des Krisit-Wortling-Turms. Er war der höchste der neun Türme des Runden Hauses der Herren des Marquisats. Und von dort aus konnte man die ganze Stadt überblicken. Duptinat war eine homogene Stadt. Wie ein ruhiger See lag sie da. Am Horizont leuchteten die beiden nächtlichen Gestirne nur noch schwach. Blauer Traum und Wind der Nacht versuchten ein letztes Mal den Morgennebel zu durchdringen, ehe sie hinter dem gezackten Kamm des Gebirges verschwanden.
    Sie hörte an Ariav Mohings regelmäßigen, tiefen Atemzügen, dass ihr Geliebter wieder eingeschlafen war. Trotz ihrer geheimen Ängste war sie das Risiko eingegangen. Seit dem plötzlichen Tod ihres edlen Gatten, Abasky Wortling, einhundertsiebenundzwanzigster Herrscher der Dynastie der Wort-Mahor, hatte sie zum ersten Mal mit einem Mann ihr Bett geteilt. Ein Wahnsinn, denn der Brauch auf Marquisat verurteilte die Witwen der Herrscher zu lebenslanger Keuschheit. Diese Tradition war derart tief verwurzelt, dass sie mittlerweile als ein ungeschriebenes Gesetz galt.
    Also riskierte Dame Armina nicht nur ihre Ächtung, sondern auch Verbannung oder gar Folter, je nach Richterspruch.
    Doch sie hatte davon profitiert, dass sie durch ihren Schwager und Sohn im Augenblick nicht überwacht werden konnte, da die beiden sowie der Dayt-General verreist
waren. Eine persönliche Revanche, ein Drahtseilakt zwischen Provokation und Leichtsinn. Sie wollte beweisen, dass sie noch frei war, dass sie – wenn auch nur vorübergehend  – ausbrechen, aus diesem Gefängnis der Witwenschaft fliehen konnte.
    Ihre Liaison mit dem jungen und attraktiven Kommandanten der mahortischen Phalanx dauerte jetzt seit zwei Standardjahren. Das Geheimnis wurde streng gehütet: Nur ihre Gesellschafterin hatte davon Kenntnis. Doch nun hatte Armina wagemutig damit begonnen, ihren Geliebten im ehelichen Schlafgemach zu empfangen, in demselben Zimmer, wo der Seigneur Abasky sie geliebt hatte. Obwohl sie wusste, dass das Runde Haus – die Hochburg der Wortlings – voller geheimer Gänge und Türen war, aus denen jederzeit unerwartet ein Wächter, ein Diener oder eine Kammerzofe auftauchen konnte. Das Personal des Palastes war ihr nicht besonders zugetan, einige Dienstboten waren ihr sogar feindlich gesinnt; und der erste, der sie in den Armen Ariav Mohings überraschte, würde nicht zögern, sie zu denunzieren.
    Deshalb hielt sie bei jeden Schritt und jedem Türschlagen den Atem an. Doch dieses amouröse Abenteuer und ihre ausschließliche Liebe zu ihrem Sohn List waren das Einzige, das ihr noch das Gefühl gab, lebendig zu sein.
    Als Armina nach der Befriedigung ihrer sinnlichen Bedürfnisse nicht hatte einschlafen können, hatte eine wachsende Angst sie aus dem Bett getrieben. Sie hatte sich vor das Fenster gestellt, als ob der Anblick der nächtlichen, wie in Tinte getauchten Hauptstadt ihre finsteren Gedanken etwas aufhellen könnte.
    Denn sie ängstigte sich nicht nur über ihre eigene maßlose Kühnheit, sondern ebenso schwer wogen die Sorgen
der Mutter um ihren Sohn. Seit drei Standardtagen hatte sie keine Nachricht vom Planeten Syracusa mehr erhalten  – keine Nachricht von List. Obwohl sie einen ihr ergebenen Dayt damit beauftragt hatte, ihr täglich über den Verlauf der Asma und das Betragen ihres Sohnes zu berichten.
    Da die marquisatische Delegation in großer Zahl vertreten war, hatte der Regent aus Zeitgründen entschieden, dass die Mitglieder die Dienste der InTra in Anspruch nehmen, der größten Gesellschaft für intergalaktische und zellulare

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