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Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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breiten, runden Hüften, die makellose weiße Haut. Einen Körper, den er bis ins Letzte erforscht hatte, aber dessen er noch lange nicht überdrüssig war.
    Armina glitt zwischen die Laken, legte die Hände um den Hals ihres Geliebten und presste seinen Kopf fest an ihre Brust, so als würde sie ein Kind trösten. Doch sie war es, die Trost brauchte. Heiße, salzige, bittere Tränen flossen aus ihren grünen Augen und liefen über ihre von Müdigkeit gezeichneten Wangen. Und Ariav spürte die abgrundtiefe Traurigkeit dieser Umarmung ebenso stark, als hätte sie ihn selbst ergriffen. Jetzt begriff er, dass Arminas Sorgen nicht einer krankhaften Vorstellungskraft entsprangen, und ihn fröstelte.
    Draußen begrüßten die Vögel den beginnenden Tag mit ihrem Gesang, und die Liebenden schliefen eng umschlungen ein.
     
    Ein Strahl des Tagesgestirns Silberkönig weckte Armina zwei Stunden später.
    Eine ungewöhnliche Stille lastete über dem Runden Haus der Wortling-Dynastie. Schwer und drückend. Kein Ruf, kein Schrei, kein Lachen war vom Hof in der Mitte des Palastes zu hören, wo zu dieser Stunde gewöhnlich Lieferanten und Händler ihre Waren brachten. Sogar die Singvögel unter den Kuppeln waren verstummt. Armina hörte auch die Kammerzofen nicht schwatzen und über die anzüglichen Bemerkungen der Wachen, die in regelmäßigen Abständen auf den Fluren postiert waren, lachen, wie sie es normalerweise taten.

    Nur das sonore Hupen der Ovalibusse – der automatischen Pendelflieger in Duptinat – unterbrach die Stille. Das Runde Haus schien wie ausgestorben.
    Irritiert rüttelte Armina ihren Geliebten an der Schulter. Ariav brummte und öffnete ein Auge.
    »Ariav! Ariav! Wacht auf!«
    Sie hatte das Gefühl, dass sich in der Stille verbergende Schatten jeder ihrer Worte und jeder ihrer Gedanken bemächtigten und dass sich etwas eiskaltes, eckelerregendes in ihren Mund, in ihre Ohren und in ihr Gehirn schlängelte.
    »Hört …«
    »Was soll ich denn hören?«, murrte Mohing verschlafen. »Ich höre nichts.«
    »Das ist es ja gerade! Silberkönig steht schon ziemlich hoch am Himmel, und alles ist still … Nicht einmal die Vögel singen … Man könnte meinen … das Ende der Welt sei gekommen … Ich habe Angst, Ariav …«
    Er richtete sich im Bett auf, legte den Arm um Arminas Taille und lauschte.
    Plötzliche sprangen die Riegel aus den codierten Schlössern der Tür und fielen auf den Marmorboden. Dame Arminas Herzschlag setzte aus. Eine Flügeltür aus massivem Holz wurde mit brutalem Krachen aufgestoßen. Sechs in graue Uniformen gekleidete und weiß maskierte Männer mit drei ineinander verschlungenen glänzenden Dreiecken auf der Brust stürmten in das Schlafgemach und postierten sich zu beiden Seiten des Himmelbetts. Dann deuteten sie mit ihren ausgestreckten rechten Armen auf das wie erstarrt daliegende Liebespaar. Aus ihren Ärmeln blitzten die Metallschienen der Wurfgeräte für die runden Scheiben hervor.

    Kommandant Mohing tastete unter der Matratze nach seiner Dienstwaffe. Die scharf geschliffenen Scheiben glitten über die Metallschienen.
    »Keine Bewegung!«, schrie einer der Pritiv-Söldner mit einer näselnd klingenden Stimme. »Sonst bist du tot. Und du, Frau, ich rate dir, dich ebenfalls nicht zu rühren!«
    Armina war so verwirrt, dass sie keinen anderen Gedanken fassen konnte, als das Laken über ihrer Brust zusammenzuraffen und zu stammeln: »Sie … Sie haben hier nichts zu suchen … Verlassen Sie augenblicklich mein Schlafgemach … oder … oder Sie bekommen es mit der mahortinischen Phalanx zu tun …«
    Zynisches Gelächter war die einzige Reaktion auf ihre Worte. Sie suchte fieberhaft nach einer Erklärung für das Eindringen dieser Uniformierten. Hatte ihr Schwager, der Regent, sie geschickt, um ihrer skandalösen Affäre mit dem Kommandanten Mohing ein Ende zu bereiten? Wohl kaum. Stry Wortling bediente sich nicht solcher Methoden. Hatten diese Männer etwas mit der fehlenden Nachrichtenübermittlung zu tun? Und herrschte ihretwegen diese bedrückende Stille über dem Runden Haus?
    Sie wurde von einem derartigen Entsetzen ergriffen, dass ihr übel wurde. Sie hatte das Gefühl, sich gleich übergeben zu müssen.
    Ariav Mohing hatte die Maskierten sofort als Pritiv-Söldner, als professionelle Mörder erkannt. Sie standen bewegungslos da, wie in Erwartung eines Befehls. Der Kommandant beobachtete sie, er hoffte auf ein Nachlassen ihrer Wachsamkeit, aber die Söldner gaben

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