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Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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des Kriegers. Und er erkannte, dass das Entscheidungsgremium in seiner fanatischen Rigorosität ihm – dem noch immer als subversiv angesehenen Abtrünnigen, der unschuldige Seelen vom rechten Weg abbringen könnte – in der Person Filp Asmussas eine Warnung zukommen ließ. Ebenso offensichtlich war aber auch, dass das Gremium ihn um Hilfe bat, weil es sich in einer verzweifelten Lage befand und nicht wusste, an wen es sich sonst hätte wenden können. Auf keinen Fall aber würden sie ihn wieder in ihre Gemeinschaft aufnehmen,
noch ihm eine späte Anerkennung zollen, wie er insgeheim gehofft hatte. Mit einer ungeheuren Willensanstrengung gelang es ihm, seine Enttäuschung zu verbergen, denn alle seine Illusionen waren jetzt verflogen.
    »Nun gut, Krieger Filp Asmussa, ich freue mich, Euch helfen zu können.«
    »Tausend Dank, Ritter«, stieß der Krieger mühsam hervor. Er bemühte sich gelassen zu wirken, konnte aber seine Anspannung nicht verbergen.
    Kraouphas saß auf einem schwebenden Kissen und betrachtete gedankenverloren die Buchrücken.
    Eine Frage brannte Long-Shu Pae auf der Zunge: »Habt Ihr in letzter Zeit den Mahdi Seqoram gesehen?«
    »Ihr wisst doch nur zu gut, Ritter, dass der Mahdi mir erst die Ehre eines Treffens erweist, nachdem ich die Kutte anlegen und die Tonsur tragen darf«, antwortete Filp Asmussa in spöttischem Ton. »Wie könnte ich es wagen, ihn zu stören? Er hat, weiß Gott, Wichtigeres zu tun.«
    Long-Shu Pae fand die Überheblichkeit des jungen Mannes widerwärtig. Er hatte den Eindruck, nicht der Krieger spreche zu ihm, sondern durch ihn eine der Stimmen des Entscheidungsgremiums. Sie hatten ihm diesen Novizen geschickt, weil es ihnen leichtgefallen war, diesen Mann durch Indoktrination zu fanatisieren. Aber was fürchtete der Orden, wenn er es nötig hatte, seine jüngsten Mitglieder auf diese Weise zu manipulieren?
    »Vor nicht allzu langer Zeit noch konnte man den Mahdi jederzeit sprechen. Sogar jeden Tag …«, sagte Long-Shu Pae und seufzte.
    »Die Zeiten ändern sich«, entgegnete Filp Asmussa. »Da müssen wir uns eben anpassen. Wenn sich der Mahdi Seqoram nicht mehr um die Angelegenheiten des Klosters
kümmert und die Leitung in die Hände des Entscheidungsgremiums gelegt hat, wird er seine Gründe dafür haben. Und gute Gründe. Zweifelt Ihr etwa daran, Ritter?«
    »Meine Zweifel dürften Euch hinreichend bekannt sein, nicht wahr? Ihr habt hier einen Paria vor Euch, einen Mann, der wegen seiner Neigung gewisse Dinge anzuzweifeln, ins Exil geschickt wurde …«
    »Warum? Was werft Ihr der von uns vertretenen Lehre vor?«, stieß der Krieger mit Vehemenz hervor.
    »Der Lehre werfe ich nichts vor. Im Gegenteil«, antwortete der Ritter ruhig. »Aber sprechen wir von denselben Dingen? Mir scheint, dass wir sie beide, jeder auf seine Art, interpretieren und für sich beanspruchen. Und ich war einfach nicht damit einverstanden, wie das Kollegium sich ihrer bemächtigte …«
    »Auf was sonst bezieht sich das Gremium Eurer Meinung nach? Wer oder was leitet und berät es? Was repräsentiert es? Sollte es sich etwa den Anordnungen des Mahdi widersetzen? Das hieße, sich ihm zu widersetzen!«, stieß Filp Asmussa wütend hervor. Obwohl Wut oder Zorn nicht zu den Tugenden des Ordens gehörte.
    »Ich weiß, das Gremium behauptet, in seinem Namen zu handeln. Doch lassen wir das. Ich werde mich mit Euch nicht auf ein überflüssiges Rededuell einlassen, auf das Ihr mir wahrhaftig gut vorbereitet scheint. Doch da Ihr mich um meine Meinung gefragt habt, habe ich sie Euch gesagt. Als ich noch im Kloster lebte, hatte ich Zugang zu dessen Geheimarchiv. Nach ausgedehnten Recherchen darin, kam ich zu dem Schluss, dass der Orden dabei war seine Spiritualität zu verlieren, sein Wesen … und dass er allem den Rücken gekehrt hatte, was einst zu seiner Gründung führte.«

    »Die Regeln haben sich nicht geändert!«, sagte Filp Asmussa mürrisch.
    Long-Shu Pae ließ sich in einen Sessel sinken und verlor sich einen Moment in der Betrachtung des schwebenden Lichts.
    »Nun setzt Euch endlich, Ritter … Ihr sagtet, die Regeln hätten sich nicht geändert … Aber wisst Ihr denn, dass der Klang – unser berühmter Klang des Todes – ursprünglich der Verinnerlichung diente? … Wollt Ihr Euch wirklich nicht setzen?«
    Doch Filp Asmussa blieb stehen, mit schräg geneigtem Kopf, die Hände in die Hüften gestemmt. Eine Pose der Herausforderung.
    »Ganz wie Ihr wollt! Ich sagte bereits,

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