Krieger der Stille
Mitsu ermordet. Und sie wollen auch das Mädchen haben. Und unter der grünen Kapuze steckt wahrscheinlich ein Scaythe vom Planeten Hyponeros. Denn wie ich von meinen Spionen hörte, sollen sich die Pritiv-Sektierer mit den Scaythen verbündet haben und gemeinsam für die Syracuser arbeiten …«
Plötzlich kam Long-Shu Pae ein erschreckender Gedanke. Er richtete sich auf und musterte das Profil des jungen Kriegers, das sich scharf vor der hellen Dachluke abzeichnete. In seinem üppigen gelockten Haar funkelten Lichter.
»Jetzt erst begreife ich, warum das Gremium unbedingt dieses Mädchens habhaft werden will«, sagte Long-Shu Pae. »Weil sie eine Quelle wertvoller Informationen ist und der Orden nicht weiß, welchen Feind er bekämpfen soll! Er weiß nicht einmal, mit welchen Mitteln, noch wo oder wann dieser Kampf stattfindet! Aber sie … sie weiß es vielleicht … Sollte ihr Vater noch Zeit gehabt haben, sie aufzuklären. Ist es nicht so?«
Flip Asmussa biss sich auf die Unterlippe. Er hatte zu viel geredet und auf diese Weise dem Ritter ermöglicht, scharfsinnig die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen. Diese Erkenntnis brachte ihn völlig durcheinander. Trotzdem raffte er sich mühsam zu einer Antwort auf.
»Es herrscht bald Krieg, Ritter«, sagte er leise, aber in schneidendem Ton. »Das Gremium und der Orden müssen alle Trümpfe in der Hand haben und dürfen sich nicht blindlings in ein solches Unternehmen stürzen!«
»Aber ja. Das ist mehr als verständlich, da der Orden bereits dabei überrascht wurde, sich außerhalb der Festung der Stille begeben zu haben, muss die Gefahr nun schnellstmöglich abgewendet werden, ganz gleich, auf welche Weise«, sagte Long-Shu Pae ironisch.
»Genug! Hätte ich nicht eine Mission zu erfüllen, würde ich Euch auf der Stelle für Eure Unverschämtheit züchtigen.«
Filp Asmussa hatte – ohne sich dessen bewusst zu sein – die Stimme erhoben. Die Bettler wichen automatisch zurück. Sie hatten Angst, in eine Schlägerei verwickelt zu werden. Das Einzige, was ihnen geblieben war, war ihr Leben, und das war ihnen wichtiger als das Spektakel unten im Saal. Also hielten sie Distanz. Nur Kraouphas, ein grauer gespenstischer Schatten, beugte sich noch über die Fensteröffnung.
»Kommt wieder zu Euch!«, befahl Long-Shu Pae. »Jetzt ist weder Zeit noch Ort, das Großmaul zu spielen. Ihr solltet Eure Energie auf das Handeln konzentrieren. Bald wird die Person versteigert, an der wir interessiert sind. Und die Kampftruppe des Käufers wird sich mit der unberechenbaren Leibgarde von Glaktus gegen uns verbünden. Deshalb scheint es mir ratsam, in dem Moment zu intervenieren, wenn die Geldübergabe stattfindet. Das geschieht normalerweise nicht im Sklavenmarkt, sondern oft in der Nähe des Deremats des Käufers, um das Risiko eventueller Überfälle zu minimalisieren. Wenn sich die Versteigerung ihrem Ende zuneigt, das heißt, wenn nur noch zwei
oder drei Bieter mitsteigern, wird sich Kraouphas mit den Spitzeln meines Netzes in Verbindung setzen. Auf diese Weise können wir vor Glaktus und dem Käufer am Ort der Geldübergabe sein und unsere Operation vorbereiten. – Kraouphas, hast du deinen Kommunizierer dabei?«
Kraouphas deutete auf die Ausbuchtung in seiner Jacke unter seinem Umhang. Dann nickte er und ging an den verängstigten Bettlern vorbei zu der Treppe, die zum Sklavenmarkt hinunterführte.
»So gehen wir vor, es sei denn, Ihr habt einen besseren Vorschlag, Krieger …«, fügte Long-Shu Pae hinzu.
Filp Asmussa war zutiefst gekränkt. Er antwortete nicht, sondern bereute es bitterlich, seinen Zorn nicht unter Kontrolle gehabt zu haben. Er konnte den beißenden Hohn des Ritters kaum noch ertragen, kämpfte aber gegen die Wut an, die in seinem Inneren brannte und ihn schier zerreißen wollte. Auf keinen Fall durfte er diese Mission aus verletztem Stolz scheitern lassen. Long-Shu Pae, dieser kaltblütige, berechnende Kerl, manipulierte ihn wie ein Kind, wie einen Novizen, der er ja auch noch immer war. Er hatte noch einen langen Weg bis zur völligen Selbstbeherrschung vor sich, bis zum Xui, dem ruhigen See heiterer Gelassenheit. Vor lauter Ärger gruben sich seine Fingernägel in seine Handflächen, bis sie bluteten.
Die Bettler spürten, dass das Unwetter vorbeigezogen war und nahmen wieder ihre Plätze am Dachfenster ein. Doch sie warfen den beiden Männern ständig verstohlene Blicke zu, so als würden sie dem Frieden nicht trauen.
»Es gibt noch
Weitere Kostenlose Bücher