Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
auferlegt wären? Wenn es keine Strafe für deine Taten gäbe?«
Ich würde nach Norden gehen. Das war ihr erster Gedanke. Ich würde herausfinden, was dieses dumpfe Trommeln verursacht. Doch das sagte sie nicht. »Ich weiß es nicht«, antwortete sie stattdessen.
Seine Blicke bohrten sich in ihre. »Wie ich sehe, nimmst du mich nicht ernst. Ich entschuldige mich bei dir dafür, dass ich dir die Zeit gestohlen habe.«
Er ging zwischen ihr und OreSeur hindurch. Vin sah ihm zu und spürte einen plötzlichen Stich der Besorgnis. Er war zu ihr gekommen, hatte nicht kämpfen, sondern mit ihr reden wollen, und sie hatte diese Gelegenheit verstreichen lassen. Sie würde ihn nie auf ihre Seite ziehen können, wenn sie sich nicht mit ihm unterhielt.
»Du willst wissen, was ich tun würde?«, fragte sie. Ihre Stimme klang laut in den stillen Nebelschwaden.
Zane blieb stehen.
»Wenn ich meine Kräfte so einsetzen könnte, wie ich will?«, setzte sie hinzu. »Ohne eine Strafe fürchten zu müssen? Ich würde ihn beschützen.«
»Deinen König?«, fragte Zane.
Vin nickte heftig. »Diese Männer, die ihre Armeen gegen ihn geführt haben – dein Herr und dieser Mann namens Cett. Ich würde sie töten. Ich würde mit meinen Kräften dafür sorgen, dass niemand Elant bedrohen kann.«
Zane nickte langsam, und sie sah den Respekt in seinem Blick. »Und warum tust du es nicht?«
»Weil …«
»Ich erkenne die Verwirrung in deinen Augen«, sagte Zane.
»Du weißt, dass dein Instinkt, der dir rät, diese Männer zu töten, richtig ist, und dennoch hältst du dich zurück. Wegen ihm.«
»Es würde eine Strafe geben, Zane«, meinte Vin. »Wenn ich die beiden Könige umbringe, dann ist es wahrscheinlich, dass ihre Armeen sofort angreifen. Doch wenn ich es nicht tue, könnte Diplomatie noch etwas bewirken.«
»Möglicherweise«, gestand Zane ein. »Bis er dir befiehlt, jemanden zu töten.«
»So arbeitet Elant nicht«, sagte Vin verächtlich. »Er gibt mir keine Befehle, und die einzigen Menschen, die ich töte, sind diejenigen, die vorher versucht haben, ihn zu töten.«
»Ach ja?«, meinte Zane. »Du handelst vielleicht nicht auf seine Anordnung hin, aber du unterlässt es, etwas zu tun, wenn er es dir sagt. Du bist sein Spielzeug. Ich sage das nicht, weil ich dich beleidigen will – weißt du, ich bin genauso ein Spielzeug wie du. Keiner von uns beiden kann sich befreien. Nicht allein.«
Plötzlich flog die Münze, die Vin vorhin geworfen hatte, in die Luft und auf Zane zu. Vin spannte sich an, doch das Geldstück landete bloß in seiner wartenden Hand.
»Es ist bemerkenswert«, sagte er, während er die Münze zwischen den Fingern hin und her drehte. »Viele Nebelgeborene sehen den Wert dieser Münzen nicht mehr. Für uns sind sie nur etwas, das zum Springen verwendet werden kann. Es geschieht oft, dass man den Wert von etwas, das man zu oft benutzt, nicht mehr erkennt. Es wird alltäglich. Es wird zu … einem Werkzeug.«
Er warf die Münze hoch und schleuderte sie in die Nacht hinein. »Ich muss gehen«, sagte er und drehte sich um.
Vin hob die Hand. Als sie sah, wie er Allomantie einsetzte, erkannte sie, dass es noch einen anderen Grund gab, warum sie mit ihm reden wollte. Es war so lange her, seit sie sich mit einem anderen Nebelgeborenen unterhalten hatte, der ihre Kräfte verstand. Mit jemandem wie sie selbst. Aber sie hatte den Eindruck, dass sie ihn allzu verzweifelt zurückhalten wollte. Daher ließ sie ihn gehen und kehrte zu ihrer Nachtwache zurück.
Er zeugte keine Kinder, doch das ganze Land wurde zu seiner Nachkommenschaft.
Kapitel 25
D in hatte einen sehr leichten Schlaf – ein Erbe ihrer Kindheit. Diebesbanden arbeiteten aus Notwendigkeit zusammen, und jeder, der seine eigenen Besitztümer nicht schützen konnte, wurde deren als unwert erachtet. Vin hatte sich natürlich am unteren Ende der Hierarchie befunden, und auch wenn sie nicht viele Dinge ihr Eigen genannt hatte, war es für sie als junges Mädchen in einer überwiegend männlichen Umgebung auch aus anderen Gründen wichtig gewesen, nicht allzu tief zu schlafen.
So kam es, dass sie rein instinktiv handelte, als sie durch ein leises Bellen geweckt wurde. Sie warf das Laken beiseite und griff sofort nach der Phiole auf ihrem Nachttisch. Sie schlief nicht mit Metall im Magen, denn viele allomantische Metalle waren leicht giftig. Es war unvermeidbar, dass sie das Risiko einer Vergiftung einging, aber man hatte ihr dringend geraten, alle
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