Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
überzähligen Metalle am Ende des Tages zu verbrennen.
Sie schluckte den Inhalt der Phiole und griff gleichzeitig mit der anderen Hand nach den Obsidiandolchen, die unter ihrem Kissen versteckt waren. Die Tür zu ihrer Schlafkammer schwang auf, und Tindwyl trat ein. Die Terriserin erstarrte mitten in der Bewegung, als sie sah, dass Vin mit zwei glitzernden Dolchen in der Hand und angespanntem Körper auf der Bettkante saß.
Tindwyl hob eine Braue. »Du bist also wach.«
»Inzwischen ja.«
Die Terriserin lächelte.
»Was suchst du in meinen Gemächern?«, wollte Vin wissen.
»Ich wollte dich wecken. Ich bin der Meinung, wir sollten eine Einkaufstour machen.«
»Eine Einkaufstour?«
»Ja, meine Liebe«, sagte Tindwyl, durchquerte den Raum und zog die Vorhänge beiseite. Für gewöhnlich stand Vin nicht so früh am Morgen auf. »Wie ich gehört habe, wirst du dich morgen mit dem Vater Seiner Majestät treffen. Für diese Gelegenheit brauchst du ein passendes Kleid, oder?«
»Ich trage keine Kleider mehr.« Welches Spiel treibst du?
Tindwyl drehte sich um und sah Vin an. »Du schläfst angezogen? «
Vin nickte.
»Hast du keine Kammerzofen?«
Vin schüttelte den Kopf.
»Also gut«, meinte Tindwyl und ging in Richtung der Tür. »Nimm ein Bad und zieh dich um. Wenn du fertig bist, brechen wir auf.«
»Du hast mir nichts zu befehlen.«
Tindwyl blieb in der Tür stehen und wandte sich Vin zu. Ihr Gesicht wurde sanfter. »Das weiß ich, mein Kind. Du kannst mich begleiten, wenn du willst – du hast die Wahl. Aber willst du Straff Wager wirklich in Hemd und Hose gegenübertreten?«
Vin zögerte.
»Komm wenigstens mit, um etwas herumzustöbern«, lud Tindwyl sie ein. »Das wird dich auf andere Gedanken bringen.«
Schließlich nickte Vin. Tindwyl lächelte noch einmal und ging.
Vin warf OreSeur, der neben ihrem Bett saß, einen raschen Blick zu »Danke für die Warnung.«
Der Kandra zuckte die Hundeschultern.
Früher hätte sich Vin niemals vorstellen können, in einem Palast wie der Festung Wager zu leben. Die junge Vin war an verborgene Schlupfwinkel, elende Skaa-Hütten und Hinterhöfe gewöhnt
gewesen. Nun lebte sie in einem Gebäude mit Bleiglasfenstern, mächtigen Mauern und gewaltigen Torbögen.
Natürlich, dachte Vin, als sie das Treppenhaus verließ, sind viele Dinge passiert, mit denen ich niemals gerechnet hätte. Warum denke ich gerade jetzt an früher?
In letzter Zeit erinnerte sie sich oft an ihre Jugend in den Diebesbanden, und Zanes Bemerkungen gingen ihr nicht aus dem Sinn, auch wenn sie lächerlich gewesen waren. Gehörte Vin an einen Ort wie diese Festung? Sie besaß viele Fähigkeiten, aber diese passten nicht recht in so schöne Korridore. Sie passten eher zu aschfleckigen Gassen.
Vin seufzte. OreSeur befand sich neben ihr, während sie auf den Südeingang zuging, an dem Tindwyl auf sie warten wollte. Dort öffnete sich der Korridor unmittelbar in einen großen Hof. Für gewöhnlich fuhren die Kutschen hier vor, um die Adligen abzuholen, so dass sie nicht den Unbillen des Wetters ausgesetzt waren.
Als Vin näher kam, hörte sie mit ihren durch das Zinn geschärften Ohren Stimmen. Die eine gehörte Tindwyl, die andere …
»Ich habe nicht viel mitgebracht«, sagte Allrianne. »Ein paar hundert Kastlinge. Aber ich brauche unbedingt etwas zum Anziehen. Ich kann doch nicht für immer in geborgten Kleidern leben!«
Vin hielt inne, als sie in den letzten Teil des Korridors einbog.
»Das Geschenk des Königs wird sicherlich für ein Kleid reichen, meine Liebe«, sagte Tindwyl und bemerkte Vin. »Ah, da ist sie ja.«
Der mürrisch dreinblickende Spuki stand vor den beiden Frauen. Er trug seine Palastwachenuniform, aber das Jackett war aufgeknöpft, und die Hose saß sehr locker. Langsam kam Vin näher. »Ich hatte nicht noch jemanden erwartet«, sagte sie.
»Die junge Allrianne wurde zur adligen Hofdame ausgebildet«, sagte Tindwyl. »Sie kennt die augenblickliche Mode und wird dir bei deinen Einkäufen beratend zur Seite stehen.«
»Und Spuki?«
Tindwyl drehte sich um und betrachtete den Jungen. »Gepäckträger. «
Na, das erklärt seine Stimmung, dachte Vin.
»Kommt«, sagte Tindwyl und ging in den Hof. Allrianne folgte ihr schnell; sie lief mit leichtem, anmutigem Schritt. Vin warf Spuki einen raschen Blick zu. Er zuckte die Schultern, und die beiden setzten sich ebenfalls in Bewegung.
»Wie bist du denn in diese Sache hineingeraten?«, flüsterte Vin Spuki zu.
»Ich war
Weitere Kostenlose Bücher