Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
Finger auf eines der Muster.
»Wie wäre es denn mit Schwarz?«, fragte Vin.
»Himmel, nein«, stöhnte Tindwyl. »Kein Schwarz oder Grau mehr für dich, Kind.«
»Und was ist hiermit?«, fragte Vin und zog einen Ballen mit Königsblau hervor. Es war ungefähr die Farbe, die sie in jener Nacht vor langer Zeit getragen hatte, als sie Elant zum ersten Mal begegnet war.
»Ah, ja«, meinte der Schneider. »Das würde wunderbar zu Eurer hellen Haut und dem dunklen Haar passen. Hmm, ja.
Und jetzt müssen wir einen Stil wählen. Die Terriserin sagte, Ihr braucht das Kleid morgen Abend?«
Vin nickte.
»Also gut. Wir müssten eines der Kleider von der Stange ein wenig abändern, aber ich glaube, wir haben etwas in dieser Farbe vorrätig. Wir müssen einiges daran tun, aber für eine Schönheit wie Euch arbeiten wir gern die ganze Nacht hindurch, nicht wahr, Junge? Und jetzt zum Stil …«
»Dieser hier ist in Ordnung«, sagte Vin und schaute an sich herunter. Es war ein Standardschnitt, den auch ihre Ballkleider gehabt hatten.
»Wir wollen uns doch nicht mit ›in Ordnung‹ zufriedengeben, oder?«, meinte der Schneider lächelnd.
»Vielleicht könnte man ein paar Unterröcke entfernen?«, schlug Tindwyl vor und zupfte an den Seiten von Vins Kleid. »Und vielleicht den Saum etwas heben, damit sie sich freier bewegen kann.«
»Wäre das möglich?«, fragte Vin.
»Natürlich«, versicherte ihr der Schneider. »Mein Junge sagt, dass dünnere Röcke eher im Süden modern sind, auch wenn man dort ein wenig hinter der Mode von Luthadel herhinkt.« Er hielt inne. » Allerdings weiß ich nicht, ob es in Luthadel überhaupt noch eine Mode gibt …«
»Mach die Ärmel weiter«, sagte Tindwyl. »Und näh ein paar Taschen für kleine persönliche Gegenstände in sie ein.«
Der alte Mann nickte, während sein stiller Gehilfe die Vorschläge niederschrieb.
»Brust und Hüfte können eng anliegen«, fuhr Tindwyl fort, »aber sie dürfen nicht beengen. Herrin Vin muss in der Lage sein, sich ungehindert zu bewegen.«
Der alte Mann wirkte erstaunt. »Herrin Vin?«, fragte er. Er sah sich seine Kundin etwas genauer an, kniff die Augen zusammen und wandte sich dann an seinen Gehilfen. Der Junge nickte stumm.
»Ich verstehe …«, sagte der Mann; nun zitterte seine Hand
noch ein wenig mehr. Er legte sie auf den Knauf seines Stocks, als ob er sich damit eine größere Standfestigkeit verschaffen könnte. »Ich … ich bitte um Entschuldigung, wenn ich Euch beleidigt haben sollte, Herrin. Ich hatte ja keine Ahnung.«
Vin errötete wieder. Noch ein Grund, warum ich keinen Einkaufsbummel machen sollte. »Nein«, sagte sie beruhigend zu dem Mann. »Es ist schon in Ordnung. Du hast mich nicht beleidigt. «
Er entspannte sich ein wenig, und Vin bemerkte, wie Spuki herbeischlenderte.
»Anscheinend sind wir entdeckt worden«, sagte Spuki und deutete auf die Schaufenster.
Vin sah an den Puppen und Stoffballen vorbei und stellte fest, dass sich draußen eine Menschenmenge versammelte. Tindwyl beobachtete Vin neugierig.
Spuki schüttelte den Kopf. »Was macht dich nur so berühmt?«
»Ich habe ihren Gott umgebracht«, sagte Vin leise und wich hinter eine der Schaufensterpuppen zurück, weil sie den zahllosen Blicken entgehen wollte.
»Ich habe doch auch dabei geholfen«, meinte Spuki. »Ich habe meinen Spitznamen sogar von Kelsier höchstpersönlich bekommen. Trotzdem kümmert sich keiner um den armen kleinen Spuki.«
Vin sah sich rasch in dem Laden um. Es muss eine Hintertür geben. Aber bestimmt warten bei ihr auch schon die Neugierigen.
»Was willst du jetzt tun?«, fragte Tindwyl.
»Ich muss gehen«, antwortete Vin. »Ich muss von diesen Leuten wegkommen.«
»Warum trittst du nicht vor die Tür und redest mit ihnen?«, schlug Tindwyl vor. »Sie sind offenbar sehr interessiert daran, dich zu sehen.«
Allrianne kam aus einem der Umkleidezimmer hervor – sie trug nun ein Kleid in Gelb und Blau – und wirbelte theatralisch herum. Als sie bemerkte, dass sie damit nicht einmal Spukis Aufmerksamkeit erlangte, war sie offensichtlich sehr verärgert.
»Ich gehe nicht nach draußen«, sagte Vin. »Warum sollte ich so etwas tun?«
»Sie brauchen Hoffnung«, sagte Tindwyl. »Hoffnung, die du ihnen geben kannst.«
»Falsche Hoffnung«, wandte Vin ein. »Ich würde sie nur ermutigen, mich als Gegenstand ihrer Verehrung anzusehen.«
»Das ist nicht wahr«, mischte sich Allrianne plötzlich ein. Sie war zu den anderen gekommen und
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