Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2

angreifenden Armee zu. Warum macht er diesen Ausfall? Wir wollten uns doch morgen treffen!

    Hatte Straff etwa von Elants Plan erfahren, beide Armeen gegeneinander auszuspielen? Vielleicht gab es wirklich einen Spion in den inneren Reihen.
    Wie dem auch sei, Elant konnte nur hilflos zusehen, wie sich die Armee rasch seiner Stadtmauer näherte. Einem seiner eigenen Hauptmänner gelang es, ein Bündel Pfeile abschießen zu lassen, doch sie richteten nichts aus. Nun schossen Pfeile von der anderen Seite an der Mauer hoch, und auch Münzen flogen umher. Unter Straffs Kämpfern befanden sich Allomanten.
    Fluchend duckte sich Elant hinter eine Zinne, als die Münzen gegen die Steine prallten. Einige Soldaten fielen. Elants Soldaten. Getötet, weil er zu stolz gewesen war, die Stadt zu übergeben.
    Vorsichtig spähte er über die Mauer. Eine Gruppe von Männern kam mit einem Rammbock herbei; ihre Körper wurden sorgfältig von anderen Männern mit Schilden geschützt. Ihre Vorsicht mochte bedeuten, dass es sich bei den Soldaten am Rammbock um Schläger handelte – eine Vermutung, die von dem Geräusch bestätigt wurde, das der Rammbock machte, als er gegen das Tor donnerte. Das waren nicht die Kräfte gewöhnlicher Männer.
    Als Nächstes folgten Enterhaken. Sie wurden von Münzwerfern hochgeschleudert und gingen viel präziser nieder, als wenn normale Soldaten es getan hätten. Rasch versuchten Elants Soldaten, sie zu entfernen, doch weitere Münzen flogen hoch und fällten die Männer genauso schnell, wie diese vorgeprescht waren. Das Tor erzitterte weiterhin unter ihnen, und Elant bezweifelte, dass es noch lange halten würde.
    Und so gehen wir unter, dachte Elant. Fast ohne jeden Widerstand.
    Es gab nichts, was er daran ändern konnte. Er fühlte sich ohnmächtig und war gezwungen, in gebückter Haltung zu bleiben, denn seine weiße Uniform machte ihn zu einem ausgezeichneten Ziel. Seine ganzen politischen Manöver, seine Vorbereitungen, seine Träume und Pläne – vorbei.

    Und dann kam Vin. Schwer atmend landete sie inmitten der verwundeten Männer auf der Mauer. Münze und Pfeile näherten sich ihr und wurden abgelenkt. Männer hasteten um sie herum, entfernten die Enterhaken und zerrten die Verwundeten in Sicherheit. Vin durchschnitt Seile, warf sie über die Mauer. Sie begegnete Elants Blick, wirkte entschlossen und wollte über den Rand der Mauer auf die Schläger mit ihrem Rammbock hinunterspringen.
    Elant hob die Hand, doch jemand rief etwas.
    »Vin, warte!«, brüllte Keuler und hatte soeben das obere Ende der Treppe erreicht.
    Sie hielt inne. Nie zuvor hatte Elant ein so heftiges Kommando aus dem Mund des knorrigen Generals gehört.
    Die Pfeile flogen nicht mehr. Das Donnern von unten wurde leiser. Zögernd stand Elant da und sah mit einem Stirnrunzeln zu, wie sich die Armee über die aschfahlen Felder zu ihrem Lager zurückzog. Sie hinterließ einige Leichen; tatsächlich war es Elants Männern gelungen, ein paar Soldaten mit ihren Pfeilen zu treffen. Seine eigene Arme hingegen hatte weitaus größere Verluste erlitten. Etwa zwei Dutzend Männer schienen verwundet zu sein.
    »Was …?«, begann Elant und drehte sich zu Keuler um.
    »Sie hatten nicht die Leitern angelegt«, sagte Keuler und sah der zurückweichenden Streitmacht nach. »Das war kein richtiger Angriff.«
    »Was war es dann?«, fragte Vin und runzelte die Stirn.
    »Eine Probe«, erklärte Keuler. »Das ist im Kriegshandwerk üblich – ein schnelles Scharmützel, damit man sieht, wie der Feind reagiert. So erkennt man seine Taktik und weiß, wie gut er vorbereitet ist.«
    Elant beobachtete die chaotische Schar seiner eigenen Männer dabei, wie sie Platz für die Heiler machten, damit diese zu den Verwundeten vordringen konnten. »Eine Probe«, meinte er und warf Keuler einen raschen Blick zu. »Ich vermute, dass wir uns nicht gerade sehr gut geschlagen haben.«

    Keuler zuckte die Achseln. »Viel schlechter, als es eigentlich der Fall hätte sein sollen. Vielleicht wird das die Jungs endlich dazu bringen, während der Übungen besser aufzupassen.« Er verstummte, und Elant bemerkte, dass sich auf seinem Gesicht ein bestimmtes Gefühl nicht abzeichnete. Sorge.
    Elant schaute hinaus über die Mauer und beobachtete den Rückzug der Armee. Plötzlich ergab alles einen Sinn. Es war genau die Art von Schachzug, die sein Vater so liebte.
    Das Treffen mit Straff würde wie geplant stattfinden. Doch davor hatte Straff dafür sorgen wollen, dass Elant