Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
weichen. »Es könnte in dem Gesetz noch ein paar andere Paragrafen von Bedeutung geben«, murmelte er. »Ich muss nachsehen. Spuki, hast du Sazed zu unserem Treffen nicht eingeladen?«
Spuki zuckte die Achseln. »Ich konnte ihn nicht wecken.«
»Er erholt sich von der Reise«, erklärte Tindwyl und wandte sich von Elant und seinen Büchern ab. »So ist das bei den Bewahrern nun einmal.«
»Muss er seine Metallgeister nachfüllen?«, fragte Hamm.
Tindwyl schwieg zunächst und machte eine finstere Miene. »Er hat es euch also verraten?«
Hamm und Weher nickten.
»Ich verstehe«, sagte Tindwyl. »Aber wie dem auch sei, Euer Majestät, bei diesem Problem kann er Euch nicht helfen. Ich hingegen wäre Euch vielleicht von Nutzen, wenn es um Verwaltung geht, denn es ist meine Pflicht, Führern diejenigen Kenntnisse aus der Vergangenheit nahezubringen, die für sie wichtig sind. Reisende Bewahrer wie Sazed kennen sich in politischen Angelegenheiten nicht so gut aus.«
»In politischen Angelegenheiten?«, fragte Weher leichthin. »Du meinst damit zum Beispiel den Sturz des Letzten Reiches?«
Tindwyl schloss den Mund und kniff die Lippen zusammen. »Ihr solltet ihn nicht ermuntern, seinen Eid zu brechen«, sagte sie schließlich. »Wenn ihr Freunde wäret, würdet ihr alles tun, um das zu verhindern.«
»Ach ja?«, meinte Weher und deutete mit seinem Weinbecher auf sie. »Ich glaube eher, es ist dir peinlich, dass er euch allen nicht gehorcht hat und euer Volk genau deswegen die Freiheit wiederbekommen hat.«
Tindwyl sah Weher böse an. Sie hatte die Augen zusammengekniffen und sich versteift. So saßen sie eine Weile da. »Drück gegen meine Gefühle, wenn du willst, Besänftiger«, sagte Tindwyl. »Aber meine Gefühle gehören nur mir. Du wirst keinen Erfolg haben.«
Schließlich widmete sich Weher wieder seinem Wein und murmelte etwas über »die verdammten Terriser«.
Elant schenkte diesem Streit keine Aufmerksamkeit. Vor ihm auf dem Tisch lagen bereits vier geöffnete Bücher, und gerade durchblätterte er ein fünftes. Vin lächelte und erinnerte sich an die noch gar nicht so lange vergangenen Tage, als es zu seiner Werbung um sie dazugehört hatte, dass er sich in einen Sessel in ihrer Nähe fallen ließ und ein Buch öffnete.
Er ist noch immer derselbe, dachte sie. Und dieser Mann ist der, der mich geliebt hat, noch bevor er wusste, dass ich eine Nebelgeborene
bin. Er hat mich sogar dann noch geliebt, als er erfahren hat, dass ich eine Diebin war und er befürchtete, ich würde ihn bestehlen. Daran muss ich mich immer erinnern.
»Komm«, flüsterte sie OreSeur zu und erhob sich, als Weher und Hamm gerade einen weiteren Streit vom Zaun brachen. Sie musste nachdenken, und der Nebel war noch ganz frisch.
Es wäre alles viel einfacher, wenn ich nicht so geschickt wäre, dachte Elant belustigt, während er seine Bücher durchstöberte. Ich habe die Gesetze zu gut ausgearbeitet.
Er folgte einem besonderen Abschnitt mit dem Finger und las ihn noch einmal, während seine Mannschaft langsam aufbrach. Er wusste nicht, ob er sie schon entlassen hatte oder nicht. Tindwyl würde ihn dafür vermutlich wieder rügen.
Hier, dachte er und tippte auf die Textstelle. Ich hätte einen Grund, eine neue Abstimmung zu fordern, falls einige Mitglieder des Rates zu spät zur Versammlung erschienen sein sollten oder ihre Stimme in Abwesenheit abgegeben haben. Die Entscheidung musste einstimmig erfolgen – natürlich mit Ausnahme des Königs, der seines Amtes enthoben werden sollte.
Er hielt inne und bemerkte eine Bewegung. Tindwyl war die Einzige, die sich noch bei ihm im Zimmer befand. Resigniert schaute er von seinen Büchern auf. Jetzt wird sie mit mir ins Gericht gehen …
»Ich möchte mich dafür entschuldigen, dass ich unehrerbietig zu Euch war, Euer Majestät«, sagte sie.
Elant runzelte die Stirn. Das hatte ich nicht erwartet.
»Ich habe die Angewohnheit, alle Menschen wie Kinder zu behandeln«, sagte Tindwyl. »Ich glaube, das ist nichts, worauf ich stolz sein darf.«
»Es ist …« Elant hielt inne. Tindwyl hatte ihm beigebracht, nie das Fehlverhalten anderer Menschen zu entschuldigen. Er konnte die Menschen mit all ihren Fehlern akzeptieren und ihnen vielleicht auch vergeben, aber wenn er ihr Verhalten beschönigte,
dann würden sie sich nie verändern. »Ich nehme deine Entschuldigung an«, sagte er.
»Ihr lernt schnell, Euer Majestät.«
»Es bleibt mir ja nichts anderes übrig«, sagte Elant lächelnd.
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