Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
seufzte. »Dass Eure Fixierung auf diesen Zane sehr beunruhigend ist, Herrin.«
»Fixierung?«, fragte Vin. »Ich behalte ihn doch bloß im Auge. Es gefällt mir nicht, wenn noch ein Nebelgeborener in meiner Stadt herumläuft, sei er Feind oder Freund. Wer weiß schon, was er vorhat?«
OreSeur runzelte die Stirn, sagte aber nichts darauf.
»OreSeur«, meinte Vin, »wenn du etwas zu sagen hast, dann sage es!«
»Ich bitte um Entschuldigung, Herrin«, erwiderte OreSeur. »Ich bin es nicht gewohnt, mit meinen Herren zu plaudern – insbesondere nicht so offen.«
»Das ist schon in Ordnung. Rede nur frei heraus.«
»Also gut, Herrin«, sagte OreSeur und nahm den Kopf von den Pfoten. »Ich mag diesen Zane nicht.«
»Was weißt du über ihn?«
»Nicht mehr als Ihr«, gab OreSeur zu. »Aber die meisten Kandras können einen Charakter sehr gut einschätzen. Wenn man so lange andere Personen nachahmt wie ich, hat man gelernt, den Menschen bis ins Herz zu blicken. Was ich bisher von Zane gesehen habe, hat mir gar nicht gefallen. Er scheint mir zu selbstzufrieden zu sein. Und er hat sich zu zielstrebig mit Euch angefreundet. In seiner Nähe ist mir unbehaglich zumute.«
Vin setzte sich auf den Rand der Zinne, hatte die Beine gespreizt und stützte sich mit den Handflächen auf dem kühlen Stein ab. Er könnte Recht haben.
Aber OreSeur war nicht mit Zane durch die Luft geflogen, hatte nicht mit ihm im Nebel gekämpft. OreSeur konnte nichts dafür, aber er war wie Elant. Kein Allomant. Keiner von ihnen konnte verstehen, wie es war, durch Stahldrücken in die Luft aufzusteigen, Zinn zu verbrennen und den plötzlichen Schock fünf geschärfter Sinne zu erfahren. Sie konnten es nicht wissen. Sie konnten es nicht verstehen.
Vin lehnte sich zurück und betrachtete den Wolfshund im stärker werdenden Licht. Da war etwas, das sie schon immer hatte wissen wollen, und jetzt war durchaus der richtige Zeitpunkt, ihn danach zu fragen. »OreSeur, du kannst doch den Körper wechseln, wenn du willst.«
Der Wolfshund hob eine Braue.
»Da sind diese Knochen, die wir im Palast gefunden haben«, fuhr Vin fort. »Könntest du sie benutzen, wenn du den Hundekörper nicht mehr magst?«
»Nein, das könnte ich nicht«, erwiderte OreSeur. »Ich habe den Körper nicht in mich aufgenommen und wüsste daher nicht, wie ich die Muskeln und Organe anordnen soll, damit die Person korrekt aussieht.«
»Dann eben nicht«, meinte Vin. »Aber wir könnten dir einen Verbrecher besorgen.«
»Ich war der Ansicht, Euch gefallen die Knochen, die ich jetzt habe«, sagte OreSeur.
»Das stimmt«, meinte Vin. »aber ich will nicht, dass du in einem Körper steckst, der dich unglücklich macht.«
OreSeur schnaubte verächtlich. »Mein Glück steht hier nicht zur Debatte.«
»Doch«, entgegnete Vin. »Wir könnten …«
»Herrin«, unterbrach OureSeur sie.
»Ja?«
»Ich möchte diese Knochen behalten. Ich habe mich inzwischen an sie gewöhnt. Es ist sehr frustrierend, so oft die Gestalt zu wechseln.«
Vin zögerte. »In Ordnung«, sagte sie schließlich.
OreSeur nickte. »Aber«, fuhr er fort, »da wir gerade von Körpern sprechen, Herrin, ist es geplant, jemals wieder zum Palast zurückzukehren? Nicht alle haben die Konstitution einer Nebelgeborenen – manche Geschöpfe benötigen gelegentlich etwas Schlaf und Nahrung.«
Er beschwert sich inzwischen viel öfter, dachte Vin. Doch das empfand sie als gutes Zeichen, denn es bedeutete, dass OreSeur vertrauter mit ihr wurde. Es ging ihm bereits so gut, dass er es ihr sagte, wenn sie seiner Meinung nach eine Dummheit beging.
Warum mache ich mir so viele Gedanken um Zane?, fragte sie sich, während sie aufstand und den Blick nach Norden richtete. Der Nebel war noch immer recht dicht, und sie konnte kaum Straffs Armee erkennen, die den nördlichen Kanal besetzt hielt und die Belagerung fortführte. Sie saß da wie eine Spinne, die auf den richtigen Augenblick zum Losspringen wartete.
Elant, dachte sie. Ich sollte mehr an Elant denken. Seine Versuche, die Entscheidung des Rates zu verwerfen oder eine neue Abstimmung zu erzwingen, waren gescheitert. Und Elant war so stur und gesetzestreu, dass er seine Fehlschläge hinnahm. Er glaubte, er hätte noch immer die Möglichkeit, den Rat zu überreden, ihn als König zu wählen – oder wenigstens niemand anderen in dieses Amt einzusetzen.
So arbeitete er an seinen Reden und schmiedete Pläne mit Docksohn und Weher. Das ließ ihm wenig Zeit für Vin, und das
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