Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
sollte, wird meine Ermordung sicherlich eine seiner ersten Taten sein. Er ist kein böser Mensch, aber ein unbarmherziger. Ich nehme an, dass das, was er durchgemacht hat, der Grund dafür ist.
Aber ich habe auch Angst, dass alles, was ich weiß – meine ganze Geschichte –, irgendwann vergessen sein wird. Ich ängstige mich vor der kommenden Welt. Ich habe Angst, dass Alendi versagen wird. Ich habe Angst vor dem Schicksal, das der Dunkelgrund bringt. Alles lässt sich auf den armen Alendi zurückführen. Ich fühle mich schuldig wegen ihm und all dem, was er erleiden musste. Und was er aus Zwang werden musste.
Ich sollte am Anfang beginnen. Zum ersten Mal bin ich Alendi in Khlennium begegnet. Damals war er ein junger Mann und noch nicht durch ein Jahrzehnt Armeeführung verdorben. Alendis Größe hat mich verblüfft, als ich ihn zum ersten Mal sah. Er war ein Mann, der die anderen überragte. Ein Mann, der trotz seiner Jugend und seiner einfachen Kleidung Respekt verlangte. Seltsamerweise war es Alendis einfache Unbefangenheit, die mich dazu gebracht hat, mich
mit ihm anzufreunden. Ich habe ihn während seiner ersten Monate in der großen Stadt als Assistent eingestellt. Erst Jahre später gelangte ich zu der Überzeugung, dass Alendi der größte Held aller Zeiten war. Der größte Held aller Zeiten: derjenige, den man in Khlennium Rabzeen nannte, den Anamnesor.
Den Retter.
Als mir endlich die Erkenntnis kam – als ich endlich alle Vorzeichen, die auf Alendi hinwiesen, miteinander in Verbindung gebracht hatte –, war ich so aufgeregt. Doch als ich meine Entdeckung den anderen Weltenbringern verkündete, schlugen mir nur Spott und Verachtung entgegen.
Wie sehr ich mir jetzt wünsche, ich hätte auf sie gehört.
Doch jeder, der mich kennt, wird verstehen, dass ich niemals so einfach aufgeben konnte. Sobald ich etwas finde, das ich erforschen kann, verbeiße ich mich in meine Aufgabe.
Ich hatte beschlossen, dass Alendi der gesuchte Held ist, und ich hatte vor, es zu beweisen. Ich hätte mich dem Willen der anderen beugen sollen; ich hätte nicht darauf bestehen dürfen, Alendi auf seiner Reise zu begleiten und seine Taten zu bezeugen. Es war unausweichlich, dass Alendi herausfinden würde, für wen ich ihn hielt.
Ja, er war derjenige, der danach die Gerüchte angeheizt hat. Ich hätte nie tun können, was er getan hat. Er hat die Welt davon überzeugt, dass er tatsächlich der Held war. Ich weiß nicht, ob er es selbst geglaubt hat, aber es ist ihm gelungen, es den anderen einzureden.
Wenn sich bloß die Religion von Terris und der Glaube an Vorahnungen nicht über unser Volk hinaus verbreitet hätte.
Wenn nur der Dunkelgrund nicht gekommen wäre! Er stellte eine Bedrohung dar, welche die Menschen sowohl im Glauben als auch in ihren Taten zur Verzweiflung trieb.
Wenn ich bloß über Alendi hinweggegangen wäre, als ich vor all den Jahren einen Gehilfen suchte.
Sazed lehnte sich von seiner Arbeit des Transkribierens der Durchpausung zurück. Es blieb noch eine Menge zu tun – es
war erstaunlich, wie viel Text dieser Kwaan auf eine relativ kleine Stahlplatte hatte schreiben können.
Sazed betrachtete seine Arbeit. Er hatte sich während der gesamten Reise nach Norden darauf gefreut, endlich mit der Abschrift beginnen zu können. Doch ein Teil von ihm hatte sich Sorgen gemacht. Würden die Worte des toten Mannes in einem hell erleuchteten Wohnzimmer noch genauso wichtig erscheinen, wie sie es in den Kerkern des Konvents von Searan getan hatten?
Er warf einen Blick auf einen anderen Teil des Dokuments und las einige Absätze. Solche, die für ihn von besonderer Bedeutung waren.
Als derjenige, der Alendi gefunden hatte, wurde ich zu einer wichtigen Persönlichkeit. Vor allem unter den Weltenbringern.
In der Überlieferung der Vorahnung gab es auch einen Platz für mich – ich hielt mich für den Heiligen Ersten Zeugen, den Propheten, dem es vorherbestimmt war, den größten Helden aller Zeiten zu entdecken. Wenn ich Alendi verleugnete, musste ich auch mein neues Amt verleugnen und würde von den anderen nicht mehr anerkannt sein.
Und so tat ich es nicht.
Aber jetzt tue ich es. Also soll es bekanntgemacht werden, dass ich, Kwaan, Weltenbringer von Terris, ein Betrüger bin.
Sazed schloss die Augen. Weltenbringer. Dieser Begriff war ihm bekannt; der Orden der Bewahrer war auf den Erinnerungen und Hoffungen der Legenden aus Terris begründet worden. Die Weltenbringer waren Lehrer und
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