Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2

gestellt worden. Straff fürchtet sich davor, einen vollen Angriff zu führen, weil er dadurch seine Kräfte schwächen könnte.
    Während unseres Treffens sagte Straff mir, er habe ein Bündnis mit Cett geschlossen. Doch ich glaube, das war ein Täuschungsmanöver – wenn auch ein sehr gutes. Ich vermute, er hatte tatsächlich vor, uns trotz Cetts Gegenwart anzugreifen. Dieser Angriff ist aber abgewendet.«
    »Wieso?«, fragte einer der Arbeiterräte. »Weil Ihr sein Sohn seid?«
    »Nein«, antwortete Elant. »Straffs Entschlossenheit wird niemals durch familiäre Beziehungen beeinträchtigt.« Elant hielt
inne und sah Vin an. Allmählich begriff er, dass es ihr nicht gefiel, diejenige zu sein, die Straff das Messer gegen die Kehle hielt, aber sie hatte ihm die Erlaubnis gegeben, sie in seiner Rede zu erwähnen.
    Dennoch …
    Sie hat gesagt, es ist in Ordnung, vergewisserte er sich. Ich stelle meine Pflicht nicht höher als ihre Person.
    »Na los, Elant«, sagte Philen. »Schluss mit der Dramatik. Was habt Ihr Straff dafür versprochen, dass er seine Armeen von der Stadt fernhält?«
    »Ich habe ihm gedroht«, erwiderte Elant. »Meine verehrten Herren Räte, als ich meinem Vater gegenüberstand, habe ich begriffen, dass wir als Gruppe eine unserer stärksten Waffen einfach übersehen haben. Wir halten uns für eine ehrenwerte Körperschaft, die durch das Mandat des Volkes eingesetzt wurde. Doch wir sind nicht aufgrund unserer eigenen Leistungen hier. Es gibt nur einen einzigen Grund, warum wir unsere Positionen innehaben – und dieser Grund ist der Überlebende von Hathsin.«
    Elant sah den Ratsmitgliedern nacheinander in die Augen, während er fortfuhr: »Ich habe mich zeitweise genauso gefühlt wie Ihr alle. Der Überlebende ist längst eine Legende, der wir nicht nacheifern können. Er übt seine Macht über das Volk aus, obwohl er schon tot ist, und seine Macht ist größer, als es unsere je sein wird. Wir sind eifersüchtig. Sogar unsicher. Das sind ganz natürliche menschliche Gefühle. Anführer verspüren sie genauso deutlich wie andere Menschen – vielleicht noch deutlicher.
    Meine Herren, wir können es uns nicht leisten, weiterhin so zu denken. Das Erbe des Überlebenden gehört nicht nur einer einzigen Gruppe und auch nicht nur dieser Stadt. Er ist unser Vorfahr – der Vater von jedem, der frei in diesem Lande lebt. Es ist gleichgültig, ob Ihr auch seine religiöse Autorität akzeptiert oder nicht, jedenfalls müsst Ihr zugeben, dass wir ohne seine Tapferkeit und sein Opfer unsere gegenwärtige Freiheit nicht genießen würden.«

    »Und was hat das mit Straff zu tun?«, fuhr Philen ihn an.
    »Alles«, antwortete Elant. »Denn auch wenn der Überlebende nicht mehr unter uns weilt, bleibt uns doch sein Erbe. Insbesondere in Gestalt seiner Schülerin.« Elant deutete mit dem Kopf auf Vin. »Sie ist die mächtigste lebende Nebelgeborene – was Straff am eigenen Leibe spüren durfte. Meine Herren, ich kenne das Temperament meines Vaters. Er wird diese Stadt nicht angreifen, solange er Vergeltung aus einer Quelle befürchtet, die er nicht kontrollieren kann. Wenn er jetzt angreift, beschwört er den Zorn der Erbin des Überlebenden herauf – und das ist ein Zorn, dem nicht einmal der Oberste Herrscher widerstehen konnte.«
    Elant verstummte und hörte, wie sich Flüstern in der Menge fortpflanzte. Die Neuigkeiten, die er soeben verkündet hatte, würden sich im Volke verbreiten und ihm Kraft spenden. Vielleicht würden sie sogar bis zu Straff dringen, denn sicherlich befanden sich seine Spione unter den Zuhörern. Jedenfalls hatte Elant bemerkt, dass der Allomant seines Vaters in der Menge saß – jener mit dem Namen Zane.
    Und wenn diese Informationen Straffs Armee erreichten, dann würden die Männer es sich gründlich überlegen, ob sie einem Angriffsbefehl gehorchen wollten. Wer wollte sich schon der Macht entgegenstellen, die den Obersten Herrscher vernichtet hatte? Es war zwar nur eine schwache Hoffnung – vermutlich glaubten die Soldaten in Straffs Armee nicht jede Geschichte, die aus Luthadel kam –, aber alles, was möglicherweise die Moral der Truppe schwächte, war hilfreich.
    Außerdem würde es Elant nicht schaden, sich etwas stärker mit dem Überlebenden in Verbindung zu bringen. Er musste nur seine Unsicherheit überwinden. Kelsier war ein großer Mann gewesen, aber er lebte nicht mehr. Elant würde sein Bestes tun, damit die Legende des Überlebenden weiterhin Bestand hatte.
    Denn