Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2

vorbereitet hatten und die genau jene Punkte angesprochen hätte, auf welche der Rat offensichtlich gewartet hatte.
    Warum diese Änderung?, fragte sich Vin. Tindwyl hielt es offenbar nicht für eine gute Idee. Doch seltsamerweise vertraute Vin Elants Instinkt mehr als dem von Tindwyl.
    »Also«, sagte Graf Penrod, während er sich wieder dem Rednerpult näherte, »vielen Dank für diesen Bericht, Graf Wager. Ich bin mir nicht sicher, ob wir noch andere Dinge zu besprechen …«
    »Graf Penrod?«, fragte Elant.
    »Ja?«
    »Vielleicht solltet Ihr die Vorschläge einsammeln?«
    Graf Penrod runzelte die Stirn.
    »Die Vorschläge für das Amt des Königs, Penrod«, fuhr Philen ihn an.
    Vin betrachtete den Kaufmann eingehend. Er hat eine schnelle Auffassungsgabe, dachte sie.
    »Ja«, sagte Elant und sah auch Philen an. »Wenn der Rat einen neuen König wählen will, dann müssen die Nominierungen mindestens drei Tage vor der Wahl erfolgen. Ich schlage vor, wir führen diese Nominierung jetzt durch, damit die Wahl so schnell wie möglich erfolgen kann. Jeder Tag ohne Führung ist eine Qual für die Stadt.«

    Elant hielt inne und lächelte. »Es sei denn, Ihr habt vor, diesen Monat ohne Wahl eines neuen Königs verstreichen zu lassen …«
    Gut, dass er seinen Anspruch auf die Krone damit noch einmal angedeutet hat, dachte Vin.
    »Vielen Dank, Graf Wager«, sagte Penrod. »Dann werden wir das jetzt tun. Und wie sollen wir dabei vorgehen?«
    »Jeder Ratsherr macht einen Vorschlag, falls er es wünscht«, sagte Elant. »Damit wir nicht zu viele Empfehlungen erhalten, schlage ich vor, dass wir uns in Beschränkung üben. Jeder soll nur eine Person vorschlagen, von der er wirklich und ehrlich glaubt, dass sie einen guten König abgeben wird. Wer einen solchen Vorschlag machen will, soll sich erheben und ihn vor der Versammlung kundtun.«
    Penrod nickte und kehrte zu seinem Sitz zurück. Noch während er Platz nahm, stand einer der Skaa auf. »Ich schlage Graf Penrod vor.«
    Das muss Elant klar gewesen sein, dachte Vin, nachdem er Penrod als Kanzler vorgeschlagen hat. Warum hat er dem Mann, von dem er weiß, dass er sein schärfster Konkurrent um den Thron ist, freiwillig eine so große Autorität verliehen?
    Die Antwort war einfach: Weil Elant wusste, dass Penrod die beste Wahl für das Amt des Kanzlers war. Manchmal ist er ein wenig zu ehrenhaft, dachte Vin nicht zum ersten Mal. Sie sah den Ratsherrn an, der Penrod vorgeschlagen hatte. Warum waren die Skaa so schnell bereit, sich hinter einen Adligen zu stellen?
    Sie vermutete, dass es einfach noch zu früh war. Die Skaa waren es gewohnt, von Adligen geführt zu werden, und auch in Freiheit waren sie traditionsbewusste Menschen – traditionsbewusster als viele Adlige. Ein Graf wie Penrod – gelassen und gebieterisch – schien ihnen vermutlich ein besserer Anwärter auf den Titel zu sein als ein Skaa.
    Irgendwann müssen sie diese Einstellung überwinden, dachte Vin. Sie werden es allerdings nur dann schaffen, wenn aus ihnen irgendwann das Volk wird, das Elant vorschwebt.
    Es blieb still im Saal; niemand machte einen weiteren Vorschlag.
Einige Zuschauer husteten, doch es erhob sich kein Flüstern. Schließlich stand Graf Penrod auf.
    »Ich schlage Elant Wager vor«, sagte er.
    »Ah …«, flüsterte jemand hinter Vin.
    Vin drehte sich um und sah Weher an. »Wie bitte?«, flüsterte sie.
    »Großartig«, meinte Weher. »Verstehst du nicht? Penrod ist ein ehrenwerter Mann. Zumindest ist er so ehrenwert, wie es Adlige sein können – und das bedeutet, dass er darauf besteht, als ehrenwert angesehen zu werden. Elant hat Penrod als Kanzler vorgeschlagen …«
    In der Hoffnung, dass Penrod sich im Gegenzug verpflichtet fühlt, Elant zum König vorzuschlagen, erkannte Vin. Sie sah Elant an und bemerkte, wie ein leises Lächeln um seine Lippen spielte. Hatte er das wirklich vorausgeplant? Es war so raffiniert, dass es von Weher hätte stammen können.
    Weher nickte anerkennend. »So ist Elant nicht nur der misslichen Lage entgangen, sich selbst vorzuschlagen – was ihn als ziemlich verzweifelt hätte erscheinen lassen –, sondern jedermann im Rat glaubt nun, dass der Mann, den sie respektieren und vielleicht zum König gewählt hätten, lieber Elant in dieser Position sähe. Brillant.«
    Penrod setzte sich, und Schweigen breitete sich im Saal aus. Vin vermutete, dass er diesen Vorschlag auch gemacht hatte, um nicht ohne Mitbewerber dazustehen. Vermutlich war der gesamte Rat der