Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
Cett als die beste Möglichkeit an, Luthadel auf lange Sicht zu schützen.
Jeder der dreiundzwanzig Ratsherren hatte eigene Gedanken, Ziele und Probleme. Das war genau das, was Elant hatte erreichen wollen. In einem solchen Umfeld konnten die unterschiedlichsten Ideen wachsen und gedeihen. Er hatte bloß nicht vorhergesehen, dass so viele dieser Ideen seinen eigenen widersprachen.
»Du hattest Recht, Hamm«, sagte Elant.
Hamm schaute auf und hob eine Braue.
»Ganz zu Anfang warst du zusammen mit einigen anderen der Ansicht, wir sollten ein Bündnis mit einer der beiden Armeen schließen und ihr die Stadt im Austausch gegen den Schutz vor der anderen Armee übergeben.«
»Ich erinnere mich daran«, meinte Hamm.
»Nun, das ist es wohl, was die Leute wollen«, sagte Elant. »Es sieht so aus, als würden sie die Stadt an Cett ausliefern, ob mit meiner Zustimmung oder ohne sie. Wir hätten ganz einfach deinem Plan folgen sollen.«
»Euer Majestät?«, fragte Sazed leise.
»Ja?«
»Ich bitte um Entschuldigung, aber es ist nicht Eure Pflicht, das zu tun, was die Leute wollen.«
Elant kniff die Augen zusammen. »Du klingst schon wie Tindwyl. «
»Ich kenne wenige Menschen, die so weise sind wie sie, Euer Majestät«, erwiderte Sazed und warf Tindwyl einen Seitenblick zu.
»Ich bin anderer Meinung«, sagte Elant. »Ein König sollte nur mit Zustimmung seines Volkes herrschen.«
»Das sehe ich ebenso, Euer Majestät«, sagte Sazed. »Zumindest glaube ich in der Theorie daran. Aber ich bin nicht der Meinung, dass Ihr immer das tun müsst, was das Volk verlangt. Ihr seid verpflichtet, so gut wie möglich zu regieren und dem Diktat eures Gewissens zu folgen. Euer Majestät, Ihr müsst dem Mann die Treue halten, zu dem Ihr werden möchtet. Wenn dieser Mann nicht der ist, den das Volk als König haben will, dann muss es halt jemand anderen wählen.«
Elant schwieg darauf. Das ist richtig. Wenn ich selbst keine Ausnahme von meinen eigenen Gesetzen bilden will, dann darf ich auch keine Ausnahme von meiner eigenen Ethik sein. Sazeds Worte waren nur eine Wiederholung dessen, was Tindwyl über das Vertrauen in die eigene Person gesagt hatte, doch Sazeds Erklärung war besser. Ehrlicher.
»Es führt nur ins Chaos, wenn man herauszufinden versucht, was die Leute von einem wollen«, sagte Sazed. »Ihr könnt es nicht allen recht machen, Elant Wager.«
Das kleine Ventilationsfenster des Raumes flog auf. Vin quetschte sich hindurch und zog dabei ihren Nebelmantel hinter sich her. Sofort schloss sie das Fenster wieder und sah sich im Zimmer um.
»Noch mehr?«, fragte sie ungläubig. »Du hast noch mehr Bücher gefunden?«
»Natürlich«, meinte Elant.
»Wie viele haben die Leute denn insgesamt geschrieben?«, fragte sie verzweifelt.
Elant öffnete den Mund und wollte gerade etwas erwidern, als er das Zwinkern in ihren Augen sah. Er seufzte. »Du bist ein
hoffnungsloser Fall«, sagte er und wandte sich wieder seinen Briefen zu.
Er hörte ein Rascheln hinter sich, und im nächsten Moment landete Vin auf einem seiner Bücherstapel; irgendwie gelang es ihr, darauf das Gleichgewicht zu halten. Die Quasten ihres Nebelmantels hingen an ihr herunter und verschmierten die Tinte auf seinem Blatt.
Elant seufzte. »Huch«, meinte Vin und zog den Nebelmantel hoch. »Entschuldigung. «
»Ist es wirklich notwendig, die ganze Zeit so herumzuspringen, Vin?«, fragte Elant.
Vin hüpfte von den Büchern herunter. »Entschuldigung«, sagte sie noch einmal und biss sich auf die Lippe. »Sazed sagt, das ist so, weil die Nebelgeborenen gern hoch sitzen, damit sie alles überblicken können.«
Elant nickte und widmete sich wieder seinem Brief. Er zog es vor, wenn sie seine eigene Handschrift aufwiesen, aber diesen verschmierten hier würde ein Schreiber kopieren müssen. Er schüttelte den Kopf. So viel zu tun …
Vin sah zu, wie Elant schrieb. Sazed saß lesend da, genau wie einer von Elants Schreibern – der Obligator. Sie betrachtete den Mann, und er sackte auf seinem Stuhl ein wenig in sich zusammen. Er wusste, dass sie ihm nicht traute. Obligatoren sollten niemals fröhlich sein.
Sie war ganz aufgeregt und wollte Elant unbedingt berichten, was sie über Demoux herausgefunden hatte, aber sie zögerte. Es waren zu viele Leute hier, und sie hatte keine Beweise, sondern nur ihren Instinkt. Also hielt sie sich zurück und betrachtete die Bücherstapel.
Im Zimmer herrschte eine bedrückende Stille. Tindwyl saß mit glasigen Augen da;
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