Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
Flecken. Er gefiel ihr.
»OreSeur …«, begann Vin und schaute weg. »Vielen Dank für das, was du für mich getan hast.«
»Ich habe nur meinen Vertrag erfüllt.«
»Ich habe schon früher Kämpfe ausgefochten«, meinte Vin. »Damals hast du dich nicht eingemischt.«
OreSeur antwortete darauf nicht sofort. Schließlich sagte er: »Nein.«
»Warum dieses Mal?«
»Ich habe das getan, was ich als richtig angesehen habe, Herrin«, antwortete OreSeur.
»Obwohl es dem Vertrag widersprochen hat?«
Stolz setzte sich OreSeur auf seine Hinterbeine. »Ich habe den Vertrag nicht gebrochen«, sagte er mit fester Stimme.
»Aber du hast einen Menschen angegriffen.«
»Ich habe ihn nicht getötet«, wandte OreSeur ein. »Man rät uns, nicht in Kämpfe einzugreifen, damit wir nicht versehentlich den Tod eines Menschen bewirken. Die meisten meiner Brüder sind der Ansicht, dass die Beihilfe zu einer Tötung selbst schon eine Tötung und deshalb ein Bruch des Vertrages ist. Aber der Wortlaut ist eindeutig. Ich habe nichts Falsches getan.«
»Und was wäre gewesen, wenn der Mann, den du angegriffen hast, sich den Hals gebrochen hätte?«
»Dann wäre ich zu meiner Art zurückgekehrt und hätte meine Hinrichtung erwartet«, erklärte OreSeur.
Vin lächelte. »Du hast tatsächlich für mich dein Leben aufs Spiel gesetzt.«
»In gewisser Weise ja«, gab OreSeur zu. »Doch die Gefahr, dass mein Eingreifen den Tod des Mannes verursachen könnte, war sehr gering.«
»Trotzdem vielen Dank.«
OreSeur neigte bescheiden den Kopf.
»Hingerichtet«, meinte Vin. »Also kannst du doch sterben?«
»Natürlich, Herrin«, sagte OreSeur. »Wir sind nicht unsterblich. «
Vin sah ihn fest an.
»Ich werde keine Einzelheiten mitteilen, Herrin«, sagte OreSeur. »Wie Ihr Euch vorstellen könnt, möchte ich die Schwachstellen meiner Art lieber nicht offenlegen. Bitte gebt Euch mit dem Hinweis darauf zufrieden, dass sie existieren.«
Vin nickte, runzelte bei dieser Vorstellung aber die Stirn. Sie zog die Knie vor die Brust. Irgendetwas störte sie noch immer. Es war etwas, das Elant zuvor gesagt hatte, etwas über OreSeurs Handlungen …
»Aber«, meinte sie langsam, »du kannst nicht durch ein Schwert oder einen Stab sterben, oder?«
»Das stimmt«, bestätigte OreSeur. »Obwohl unser Fleisch wie
das Eure aussieht und wir Schmerzen empfinden können, haben Schläge oder Stiche keine dauerhafte Wirkung auf uns.«
»Was hast du dann zu befürchten?«, fragte Vin schließlich, als ihr klarwurde, was sie nachdenklich gemacht hatte.
»Herrin?«
»Warum schließt ihr diese Verträge ab?«, fragte Vin. »Warum unterwerft ihr euch den Menschen? Wenn unsere Soldaten euch nichts antun können, warum macht ihr euch dann überhaupt Gedanken um uns?«
»Ihr habt die Allomantie«, sagte OreSeur.
»Also kann Allomantie euch töten?«
»Nein«, sagte OreSeur und schüttelte seinen Hundekopf, »das kann sie nicht. Aber vielleicht sollten wir das Thema wechseln. Es tut mir leid, Herrin, aber das ist ein sehr gefährliches Gebiet für mich.«
»Ich verstehe«, sagte Vin und seufzte. »Es ist bloß so frustrierend. Es gibt so vieles, was ich nicht weiß – über den Dunkelgrund, über die Gesetze … und sogar über meine eigenen Freunde!« Sie lehnte sich zurück und schaute hoch zur Decke. Und es gibt immer noch einen Spion im Palast. Vermutlich ist es doch Demoux oder aber Docksohn. Vielleicht sollte ich befehlen, dass sie beide für einige Zeit in den Kerker geworfen werden? Aber würde Elant so etwas tun?
OreSeur beobachtete sie; anscheinend bemerkte er ihre Enttäuschung. Schließlich stieß er einen Seufzer aus. »Vielleicht gibt es doch das eine oder andere, worüber ich sprechen darf, Herrin, wenn ich sehr vorsichtig bin. Was wisst Ihr über den Ursprung der Kandras?«
Vin hob den Kopf. »Nichts.«
»Vor der Erhebung hat es uns nicht gegeben«, sagte er.
»Willst du damit sagen, dass der Oberste Herrscher euch erschaffen hat?«
»Das behaupten unsere Überlieferungen«, meinte OreSeur. »Wir sind uns über unseren Zweck nicht sicher. Vielleicht sollten wir die Spione des Vaters sein.«
»Des Vaters?«, fragte Vin. »Es klingt seltsam, wenn du so über ihn redest.«
»Der Oberste Herrscher hat uns erschaffen, Herrin«, wiederholte OreSeur. »Also sind wir seine Kinder.«
»Und ich habe ihn getötet«, sagte Vin. »Ich … ich habe das Gefühl, als müsste ich mich bei dir dafür entschuldigen.«
»Nur weil er unser Vater ist,
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