Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
begeben, um den Dunkelgrund zu besiegen.«
»Ja«, stimmte Sazed zu. »Aber inzwischen war Kwaan davon überzeugt, dass Alendi nicht der vorhergesagte Held aller Zeiten war.«
»Warum sollte das etwas ändern?«, fragte Tindwyl. »Es bedurfte keiner besonderen Person, um den Dunkelgrund aufzuhalten. Rascheks Erfolg hat das bewiesen. Überblättere die nächsten Abschnitte. Lies die Passage über Raschek vor.«
»Ich habe einen jungen Neffen namens Raschek«, las Sazed. »Er hasst alles, was aus Khlennium kommt, mit der Leidenschaft der neidischen Jugend. Alendi hasst er noch stärker, obwohl er ihm nie begegnet ist, denn Raschek fühlt sich verraten, weil einer unserer Unterdrücker der Held aller Zeiten sein soll.
Alendi wird Führer in den Bergen von Terris brauchen. Ich habe Raschek beauftragt, dafür zu sorgen, dass er und einige seiner Vertrauten und Freunde diese Führer sind. Raschek soll versuchen, Alendi in die falsche Richtung zu leiten, ihn zu entmutigen oder sonst wie seine Suche zu hintertreiben. Alendi wird nicht bemerken, dass er getäuscht wird.
Wenn es Raschek nicht gelingen sollte, Alendi in die Irre zu führen, dann habe ich dem Jungen befohlen, meinen früheren Freund zu töten. Aber das ist nur eine vage Hoffnung. Alendi hat schon Attentate, Kriege und Katastrophen überlebt. Dennoch hoffe ich, dass er in den eisigen Bergen von Terris sein Ende finden wird. Ich hoffe auf ein Wunder.
Alendi darf die Quelle der Erhebung nicht erreichen. Er darf die Macht nicht für sich selbst nehmen.«
Tindwyl runzelte die Stirn.
»Was ist?«
»Ich glaube, hier stimmt etwas nicht«, sagte sie. »Aber ich kann dir nicht genau sagen, was es ist.«
Sazed überflog den Text noch einmal. »Wir sollten ihn zunächst in einfache Feststellungen einteilen. Raschek – der Mann, der später zum Obersten Herrscher wurde – war Kwaans Neffe.«
»Ja«, bestätigte Tindwyl.
»Kwaan hat Raschek befohlen, seinen früheren Freund Alendi den Eroberer in die Irre zu führen und, wenn nötig, sogar zu töten – einen Mann, der die Berge von Terris erkletterte, um die Quelle der Erhebung zu finden.«
Tindwyl nickte.
»Kwaan hat das getan, weil er um die Folgen fürchtete, falls Alendi die Macht der Quelle für sich selbst in Anspruch nehmen sollte.«
Tindwyl hob den Finger. »Warum hat er diese Befürchtung gehegt?«
»Ich glaube, das war eine verständliche Angst«, sagte Sazed.
»Vielleicht allzu verständlich«, erwiderte Tindwyl. »Wenn du Alendis Tagebuch liest, Sazed, hast du dann den Eindruck, dass er der Typ von Mensch war, der eine solche Macht für sich selbst beanspruchen würde?«
Sazed schüttelte den Kopf. »Ganz im Gegenteil. Das ist einer der Gründe, warum das Tagebuch so verwirrend ist. Wir konnten bisher nicht erklären, warum der Mann, der uns darin vorgestellt wird, das getan hat, was wir vermuten. Wahrscheinlich ist das der Grund, aus dem Vin schließlich angenommen hat, der Oberste Herrscher sei nicht Alendi, sondern sein Träger Raschek gewesen.«
»Und Kwaan sagt, dass er Alendi gut kennt«, meinte Tindwyl. »In seinem Text lobt er den Mann bei mehreren Gelegenheiten. Ich glaube, er nennt ihn einen guten Menschen.«
»Ja«, sagte Sazed, nachdem er den Abschnitt gefunden hatte. »›Er ist ein guter Mann – trotz allem ist er ein guter Mann. Ein Mann, der Opfer bringt. Tatsächlich haben ihn all seine Taten – all die Tode, die Vernichtung, die Schmerzen, die er verursacht hat – tief getroffen.‹«
» Also kannte Kwaan Alendi gut und hatte eine hohe Meinung von ihm«, schloss Tindwyl. »Vermutlich kannte er auch seinen Neffen Raschek. Verstehst du die Schwierigkeiten, die ich damit habe?«
Sazed nickte langsam. »Warum sendet man einen Mann von ungezügeltem Temperament, dessen Handlungen von Hass und Neid bestimmt werden, zur Ermordung eines Menschen aus, den man als gut und wertvoll ansieht? Das scheint mir eine seltsame Entscheidung zu sein.«
»Genau«, stimmte Tindwyl ihm zu und legte die Arme auf die Tischplatte.
»Aber Kwaan sagt hier, er bezweifle, dass Alendi die Macht wieder abgeben werde, wenn er die Quelle der Erhebung erreicht hat«, sagte Sazed.
Tindwyl schüttelte den Kopf. »Das ergibt keinen Sinn, Sazed. Kwaan schreibt mehrmals, dass er den Dunkelgrund fürchtet, aber er versucht, jede Hoffnung auf einen Sieg über diese Bedrohung zu vereiteln, indem er einen rachsüchtigen jungen Mann losschickt, um einen geachteten und vermutlich weisen Führer zu töten.
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