Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
als Sazed zu seinem Stuhl zurückkehrte. Sie sah ihn und Tindwyl eine Weile an.
»Ich muss mit dir reden, Sazed«, sagte sie schließlich.
»Ich glaube, ich kann ein paar Augenblicke für Euch erübrigen«, erwiderte Sazed. »Ich muss Euch aber mitteilen, dass meine Studien unter einem sehr großen Zeitdruck stehen.«
Vin nickte noch einmal und warf einen raschen Blick auf Tindwyl. Diese seufzte und erhob sich. »Ich glaube, ich sollte mich jetzt um das Mittagessen kümmern.«
Vin entspannte sich ein wenig, als die Tür geschlossen wurde; dann ging sie hinüber zum Tisch und setzte sich auf die Lehne
von Tindwyls Stuhl. Sie stellte die Füße auf den hölzernen Sitz und zog die Beine eng an sich heran.
»Sazed, woher weiß man, dass man verliebt bist?«, fragte sie.
Sazed kniff die Augen zusammen. »Ich … ich glaube nicht, dass ich der Richtige für dieses Thema bin, Herrin Vin. Ich weiß nur sehr wenig darüber.«
»Das sagst du immer«, wandte Vin ein. »Aber in Wirklichkeit bist du ein Fachmann auf allen Gebieten.«
Sazed kicherte. »Ich versichere Euch, dass meine Unsicherheit auf diesem Gebiet aufrichtig ist, Herrin Vin.«
»Aber du weißt doch bestimmt etwas darüber.«
»Ein wenig vielleicht«, gab Sazed zu. »Wie fühlt Ihr Euch, wenn Ihr bei dem jungen Grafen Wager seid?«
»Ich will ihn im Arm halten«, sagte Vin leise. Sie wandte sich von Sazed ab und schaute aus dem Fenster. »Ich will, dass er mit mir redet, auch wenn ich nicht verstehe, was er sagt. Ich will alles tun, damit er in meiner Nähe bleibt. Wegen ihm will ich ein besserer Mensch sein.«
»Das ist ein sehr gutes Zeichen, Herrin Vin.«
»Aber …« Vin senkte den Blick. »Ich bin nicht gut für ihn, Sazed. Er hat Angst vor mir.«
»Angst?«
»Zumindest ist ihm unbehaglich zumute, wenn er bei mir ist. Ich habe seinen Blick gesehen, als er mich während des Angriffs auf den Rat kämpfen gesehen hat. Er ist vor mir zurückgewichen. Er hatte Angst, er war entsetzt.«
»Er hatte gerade gesehen, wie ein Mann getötet wurde«, sagte Sazed. »Graf Wager ist noch recht unschuldig, was diese Dinge angeht, Herrin Vin. Ich glaube, dass nicht Ihr der Grund dafür wart. Es war einfach nur eine natürliche Reaktion auf das Grauen des Todes.«
»Wie dem auch sei«, meinte Vin und schaute wieder aus dem Fenster, »ich will nicht, dass er mich so sieht. Ich will das Mädchen sein, das er braucht – das Mädchen, das seine politischen Pläne unterstützt. Die Frau, die schön ist, wenn er sie an seinem
Arm braucht, und die ihn tröstet, wenn er enttäuscht ist. Aber das bin ich nicht. Du warst es, der mir beigebracht hat, wie man sich als Frau bei Hofe benimmt, Sazed, aber wir beide wissen, dass ich darin nicht besonders gut war.«
»Dennoch hat sich Graf Wager in Euch verliebt«, sagte Sazed. »Gerade weil Ihr nicht genauso reagiert habt wie all die anderen Frauen. Trotz Graf Kelsiers Einmischung und Eures Wissens, durch das Ihr alle Adligen als Eure Feinde betrachtet habt, hat sich Elant in Euch verliebt.«
»Das hätte ich niemals zulassen dürfen«, sagte Vin leise. »Ich muss mich von ihm fernhalten, Sazed – zu seinem eigenen Vorteil. Dann kann er sich wenigstens in eine andere Frau verlieben. In eine Frau, die besser zu ihm passt. In eine Frau, die nicht einfach hundert Leute umbringt, wenn sie missgelaunt ist. In eine Frau, die seine Liebe verdient hat.«
Sazed stand auf. Seine Robe raschelte, als er neben Vins Stuhl trat. Er bückte sich, brachte seinen Kopf auf eine Höhe mit ihrem und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Ach, mein Kind. Wann werdet Ihr endlich damit aufhören, Euch Sorgen zu machen, und einfach zulassen, dass Ihr geliebt werdet?«
Vin schüttelte den Kopf. »So einfach ist das nicht.«
»Wenige Dinge sind einfach. Aber ich möchte Euch das Folgende sagen, Herrin Vin. Man muss der Liebe erlauben, in beide Richtungen zu fließen. Wenn sie das nicht tut, dann ist es keine richtige Liebe, glaube ich. Dann ist es etwas anderes. Verblendung vielleicht? Wie dem auch sei, einige von uns wollen allzu rasch einen Märtyrer aus sich selbst machen. Wir stehen an der Seite, sehen nur zu und glauben, dass wir das Richtige tun, indem wir gar nichts tun. Wir fürchten den Schmerz – entweder unseren eigenen oder den einer anderen Person.«
Er drückte ihre Schulter. »Aber … ist das etwa Liebe? Ist es Liebe, wenn Ihr annehmt, dass Elant keinen Platz an Eurer Seite hat? Oder ist es Liebe, ihn die Entscheidung selbst
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