Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
Überlebenden des Konzils von Khlennium. «
»Schreib es für mich ab«, sagte Sazed und schob seinen Stuhl etwas näher an ihren heran. Er musste einige Male blinzeln, als sie schrieb, und seine Gedanken waren von Müdigkeit umnebelt.
Bleib wach!, ermahnte er sich. Uns bleibt nicht mehr viel Zeit. Gar nicht mehr viel Zeit …
Tindwyl ging es etwas besser als ihm, aber auch ihre Wachsamkeit nahm offenbar ab, denn sie sank immer mehr in sich zusammen. In der Nacht hatte er ein kurzes Schläfchen gemacht, hatte sich einfach neben ihr auf dem Boden zusammengerollt, aber sie hatte weitergearbeitet. Soweit er wusste, hatte sie schon seit mehr als einer Woche nicht mehr geschlafen.
Während jener Tage wurde viel über den Rabzeen gesprochen, schrieb Tindwyl. Einige sagten, er werde kommen und gegen den Eroberer kämpfen. Andere sagten, er sei der Eroberer. Helenntion enthüllte mir seine Gedanken darüber nicht. Der Rabzeen ist angeblich »jener, der nicht aus dem Volke stammt, aber dessen Wünsche erfüllt.« Wenn das der Fall ist, dann ist es vielleicht wirklich der Eroberer. Es heißt, er stamme aus Khlennium.
Hier hielt sie inne. Sazed runzelte die Stirn und las die Worte noch einmal. Kwaans letztes Zeugnis – die Durchpausung, die Sazed im Konvent von Searan gemacht hatte – war in mehr als nur einer Hinsicht sehr nützlich gewesen. Sie stellte einen Schlüssel dar.
Erst Jahre später gelangte ich zu der Überzeugung, dass Alendi der größte Held aller Zeiten war, hatte Kwaan geschrieben. Der größte Held aller Zeiten: derjenige, den man in Khlennium Rabzeen nannte, den Anamnesor …
Die Durchpausung war ein Hilfsmittel zur Übersetzung – nicht von einer Sprache in eine andere, sondern von gleichbedeutenden Begriffen. Es war durchaus verständlich, dass es noch weitere Bezeichnungen für den Helden aller Zeiten gab. Eine so wichtige und von Legenden umrankte Gestalt musste einfach mehrere Titel haben. Doch aus jenen Zeiten war so vieles verlorengegangen. Bei dem Rabzeen und dem Anamnesor handelte es sich um mythische Gestalten, die Sazed vage vertraut waren, aber sie waren nur zwei unter vielen. Bis zur Entdeckung des durchgepausten Textes hatte es keine Möglichkeit gegeben, diese beiden Titel mit dem Helden aller Zeiten in Verbindung zu bringen.
Nun konnten Tindwyl und er ihre Metallgeister mit offenen Augen durchsuchen. Vielleicht hatte Sazed irgendwann jenen Abschnitt aus der Lebensbeschreibung Helenntions gelesen; zumindest hatte er viele ältere Berichte nach religiösen Querverweisen abgesucht. Doch er hätte niemals erkennen können, dass sich dieser Abschnitt auf den Helden aller Zeiten bezog, eine Gestalt aus der Überlieferung von Terris, welche
das Khlenni-Volk in ihrer Sprache mit einem neuen Namen belegt hatte.
» Ja …«, sagte er langsam. »Das ist gut, Tindwyl. Sehr gut.« Er streckte die Hand aus und legte sie auf die ihre.
»Vielleicht«, meinte sie, »auch wenn uns die Stelle nichts Neues verrät.«
»Aber die Formulierung könnte wichtig sein«, gab Sazed zu bedenken. »Die einzelnen Religionen drücken sich in ihren Schriften oft sehr sorgfältig aus.«
»Insbesondere wenn es um Prophezeiungen geht«, meinte Tindwyl und zog die Stirn ein wenig kraus. Ihr gefiel nichts, was nach Aberglaube und Wahrsagerei roch.
»Ich dachte, angesichts unserer gegenwärtigen Aufgabe hättest du deine Vorurteile beiseitegelegt«, bemerkte Sazed.
»Ich sammle Informationen«, sagte sie, »weil sie uns vieles über die Menschen und die Vergangenheit verraten, das in der Gegenwart wichtig sein könnte. Aber es gibt einen guten Grund, warum ich nicht Theologie, sondern Geschichte studiert habe. Ich halte nichts davon, Lügen immer weiter fortzuschreiben.«
»Glaubst du, dass ich das tue, wenn ich mich mit den Religionen beschäftige?«, fragte er belustigt.
Tindwyl sah ihn an. »Ein wenig«, gab sie zu. »Wie kannst du die Menschen lehren, die Götter der Toten zu betrachten, Sazed? Diese Religionen haben ihren Völkern nicht viel gebracht, und ihre Prophezeiungen sind jetzt nur noch Schall und Rauch.«
»Religionen sind ein Ausdruck der Hoffnung«, verteidigte sich Sazed. »Und diese Hoffnung verleiht den Menschen Kraft.«
»Also bist du doch nicht gläubig?«, fragte Tindwyl. »Du gibst den Menschen nur etwas, worauf sie vertrauen und womit sie sich selbst belügen können?«
»So würde ich das nicht nennen.«
»Dann glaubst du also, dass die Götter, über die du sprichst, tatsächlich
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