Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
wegzog und hin zum Nebel und der tröstlichen Dunkelheit dahinter führte. Sie hob die Hand und holte eine Metallphiole für die Reise hervor. Bei dieser Bewegung wirbelte Zane misstrauisch herum.
Er hat gute Instinkte, dachte Vin. Instinkte wie meine eigenen. Instinkte, die ihm das Vertrauen unmöglich machen, ihn aber am Leben erhalten.
Er entspannte sich, als er sah, was sie tat; er lächelte sie an und drehte sich wieder um. Vin folgte ihm, aber sie verspürte eine plötzliche Angst. Das ist es, dachte sie. Hiernach wird sich alles ändern. Die Zeit der Entscheidungen ist vorbei.
Und ich habe die falsche Entscheidung getroffen.
Elant wäre nicht so zusammengefahren, wenn ich die Phiole hervorhole.
Sie erstarrte. Zane zerrte an ihrem Handgelenk, aber sie bewegte
sich nicht. Im Nebel drehte er sich zu ihr um und runzelte die Stirn, während er am Rande ihres Balkons stand.
»Es tut mir leid«, flüsterte Vin und befreite ihre Hand aus seinem Griff. »Ich kann nicht mit dir gehen.«
»Wie bitte?«, fragte Zane. »Warum nicht?«
Vin schüttelte den Kopf, drehte sich um und schritt zurück in ihr Zimmer.
»Sag mir, was los ist!«, befahl Zane ihr mit lauter Stimme. »Was hat er denn an sich, das dich so anzieht? Er ist kein großartiger Anführer. Er ist kein Krieger. Er ist kein Allomant, kein General. Was hat er an sich?«
Die Antwort kam ihr mit einer ungeheuren Selbstverständlichkeit. Triff deine Entscheidungen – und ich werde dich unterstützen. »Er vertraut mir«, flüsterte sie.
»Was?«, fragte Zane ungläubig.
»Als ich Cett angegriffen habe«, sagte Vin, »da haben die anderen geglaubt, ich würde etwas völlig Unsinniges tun – und sie hatten Recht. Aber Elant hat zu ihnen gesagt, ich hätte einen guten Grund dafür, auch wenn er ihn nicht kenne.«
»Also ist er ein Narr«, sagte Zane.
»Als wir uns später unterhalten haben«, fuhr Vin fort und sah Zane nicht mehr an, »war ich ihm gegenüber kalt. Ich glaube, er hat gewusst, dass ich mir die Frage gestellt habe, ob ich bei ihm bleiben soll oder nicht. Und … er hat gesagt, dass er auf mein Urteil vertraut. Er würde mich unterstützen, auch wenn ich ihn verlassen sollte.«
»Also ist er auch noch undankbar«, meinte Zane.
Vin schüttelte den Kopf. »Nein. Er liebt mich einfach nur.«
»Ich liebe dich.«
Vin hielt inne und sah Zane nun doch wieder an. Er wirkte wütend. Sogar verzweifelt. »Ich glaube dir. Aber ich kann dich nicht begleiten.«
»Warum nicht?«
»Weil das bedeuten würde, dass ich Elant verlassen muss«, sagte sie. »Auch wenn ich seine Ideale nicht mit ihm teilen kann,
so respektiere ich sie doch. Auch wenn ich ihn nicht verdient habe, kann ich doch in seiner Nähe sein. Ich bleibe, Zane.«
Zane stand eine Weile schweigend da, während der Nebel an seinen Schultern herunterfloss. »Also habe ich versagt.«
Vin wandte sich von ihm ab. »Nein. Du hast nicht versagt. Es ist doch nicht deine Schuld, wenn ich …«
Er prallte gegen sie und schleuderte sie auf den nebelbedeckten Boden. Schockiert warf Vin den Kopf herum, als sie auf die Holzdielen schlug und keine Luft mehr bekam.
Zane ragte über ihr auf; sein Gesicht war dunkel. »Du solltest mich retten«, zischte er.
Vin fachte sofort jedes Metall an, das sie in sich trug. Sie drückte Zane nach hinten und zog mit ihrer inneren Kraft an den Türangeln. Sie flog rückwärts und traf hart gegen die Tür. Das Holz knirschte und splitterte, aber sie war so angespannt – und so schockiert –, dass sie außer dem Stoß nichts spürte.
Zane erhob sich leise und stand groß und dunkel vor ihr. Vin rollte sich nach vorn ab und ging in die Hocke. Zane griff sie an. Er griff sie wirklich an.
Aber … er …
»OreSeur!«, rief Vin und beachtete die Einwände ihres Verstandes nicht. Sie riss ihre Dolche hervor. »Lauf weg!«
Nachdem sie diese Codeworte gegeben hatte, stürmte sie vor und versuchte Zanes Aufmerksamkeit von dem Wolfshund abzulenken. Zane sprang ihr mit beiläufiger Anmut aus dem Weg. Vin stach mit einem der Dolche nach seinem Hals. Sie verfehlte ihr Ziel nur knapp, als Zane den Kopf nach hinten wegdrehte. Sie stach auf seine Seite, auf seinen Arm, auf seine Brust ein. Jeder Stich ging daneben.
Sie wusste, dass er Atium verbrannte. Sie hatte es erwartet. Schlitternd kam sie zum Stillstand und sah ihn an. Er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, seine eigenen Waffen zu ziehen. Mit dunklem Gesicht stand er vor ihr, während der Nebel einen rasch
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