Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
in dem bevorstehenden Kampf jeden verfügbaren Vorteil brauchen würde. Bisher hatte er nur kleine Mengen jeder einzelnen Eigenschaft speichern können. Es reichte für einen Schub im Notfall, wenn seine anderen Metallgeister erschöpft waren.
Keuler humpelte in die Küche. Für Sazed war er kaum mehr als ein verschwommener Fleck. Obwohl er seine Brille trug, während er sein Sehvermögen in einem Zinngeist speicherte, konnte er alles nur noch undeutlich erkennen.
»Das war’s«, sagte Keuler mit gedämpfter Stimme – ein weiterer Zinngeist nahm gerade Sazeds Hörvermögen auf. »Sie sind endlich weg.«
Sazed hielt einen Moment lang inne und versuchte diese Bemerkung zu enträtseln. Seine Gedanken schwammen wie durch eine dicke, zähe Suppe, und es brauchte eine Weile, bis er begriff, was Keuler gesagt hatte.
Sie sind weg. Straffs Truppen. Sie haben sich zurückgezogen. Er hüstelte leise, bevor er erwiderte: »Hat er je auf eine von Graf Penrods Botschaften reagiert?«
»Nein«, meinte Keuler. »Aber den letzten Boten hat er hinrichten lassen.«
Also, das ist nicht unbedingt ein gutes Zeichen, dachte Sazed langsam. Natürlich hatte es in den letzten Tagen nicht gerade viele gute Zeichen gegeben. Die Stadt befand sich am Rande einer Hungerkatastrophe, und ihre kurze Wärmezeit war vorbei. Wenn Sazed richtig vermutete, dann würde es noch heute Abend schneien. Das verursachte ihm Schuldgefühle, weil er hier in diesem Küchenwinkel neben einem warmen Herd saß und Brühe löffelte, während seine Metallgeister ihm Kraft, Gesundheit, Sinne und Denkfähigkeit raubten. Nur selten hatte er versucht, so viele gleichzeitig zu füllen.
»Du siehst nicht sehr gut aus«, bemerkte Keuler, während er sich setzte.
Sazed blinzelte und dachte über diese Aussage nach. »Mein … Goldgeist«, sagte er langsam. »Er zieht die Gesundheit aus mir und speichert sie auf.« Er schaute auf seine Suppenschüssel. »Ich muss essen, damit ich meine Kraft nicht ganz verliere«, sagte er und bereitete sich mühsam darauf vor, noch einen Schluck zu nehmen.
Es war ein seltsamer Vorgang. Seine Gedanken waren so langsam, dass ihn der Entschluss, noch etwas zu essen, einige Augenblicke kostete. Dann reagierte sein Körper zäh, und der Arm brauchte einige Sekunden, bis er sich bewegte. Selbst dann zitterten die Muskeln; ihre Kraft floss aus ihnen und wurde in seinem Weißblechgeist gespeichert. Schließlich gelang es ihm, einen Löffel voll zum Munde zu führen und daran zu nippen. Es schmeckte nichtssagend; er speicherte auch Geruch auf, und ohne diesen war der Geschmackssinn ernstlich eingeschränkt.
Vermutlich sollte er sich hinlegen – aber wenn er das tat, würde er einschlafen. Und im Schlaf konnte er seine Metallgeister nicht füllen – bis auf einen einzigen. Der Bronzegeist – das Metall, das Wachsamkeit speicherte – würde ihn zwingen, länger zu schlafen, damit er bei anderer Gelegenheit länger ohne Schlaf auskam.
Sazed seufzte, legte vorsichtig den Löffel beiseite und hustete. Er hatte alles in seiner Macht Stehende getan, um den Kampf abzuwenden. Sein bester Plan war gewesen, Graf Penrod einen Brief zu schicken und ihn darin dringlich zu bitten, er möge Straff Wager mitteilen, dass Vin die Stadt verlassen hatte. Er hatte gehofft, Straff würde sich nun auf ein Geschäft einlassen. Doch anscheinend war seine Taktik nicht erfolgreich gewesen. Schon seit Tagen hatte niemand mehr etwas von Straff gehört.
Das Unheil näherte sich ihnen wie der unvermeidliche Sonnenaufgang. Penrod hatte drei getrennten Gruppen von Stadtbewohnern – eine davon bestand aus Angehörigen des Adels – den Versuch erlaubt, aus Luthadel zu fliehen. Straffs Soldaten, die nach Elants Entkommen aufmerksamer geworden waren, hatten jedoch jede Gruppe abgefangen und ihre Mitglieder ausnahmslos umgebracht. Penrod hatte sogar einen Boten zu Graf Jastes Lekal geschickt und gehofft, mit dem Anführer aus dem Süden einen Handel abschließen zu können, doch der Bote war nicht mehr aus dem Lager der Kolosse zurückgekehrt.
»Wenigstens haben wir sie ein paar Tage aufgehalten«, meinte Keuler.
Sazed dachte kurz nach. »Es ist nur eine Verzögerung des Unausweichlichen, fürchte ich.«
»Natürlich ist es das«, stimmte Keuler ihm zu. »Aber es ist eine wichtige Verzögerung. Elant und Vin sind jetzt schon seit fast vier Tagen unterwegs. Wenn die Kämpfe zu früh begonnen hätten, kannst du darauf wetten, dass die kleine Nebelgeborene umgekehrt und
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