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Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2

Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2

Titel: Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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bei dem Versuch gestorben wäre, uns zu retten.«
    »Ach ja«, sagte Sazed langsam und zwang sich, einen weiteren Löffel Brühe zu sich zu nehmen. Der Löffel lag schwer in seinen gefühllosen Fingern; natürlich wurde auch sein Tastsinn gerade in einem Zinngeist gespeichert. »Wie steht es um die Verteidigung der Stadt?«, fragte er, während er mit dem Löffel kämpfte.
    »Schlimm«, antwortete Keuler. »Zwanzigtausend Soldaten sind zwar eine Menge – aber versuch einmal, sie in der ganzen Stadt zu postieren.«

    »Die Kolosse haben allerdings keine Ausrüstung für eine Belagerung«, sagte Sazed, der sich noch immer ganz auf seinen Löffel konzentrierte. »Und auch keine Bogenschützen.«
    »Ja«, meinte Keuler, »allerdings müssen wir acht Stadttore schützen – und fünf davon liegen in der unmittelbaren Reichweite der Kolosse. Keines dieser Tore wurde gebaut, um einem Angriff standzuhalten. So wie es aussieht, kann ich an jedem dieser Tore nur wenige tausend Soldaten postieren, weil ich nicht weiß, wo die Kolosse zuerst angreifen werden.«
    »Oh«, meinte Sazed leise.
    »Was hast du denn erwartet, Terriser?«, fragte Keuler. »Etwa gute Nachrichten? Die Kolosse sind größer, stärker und viel verrückter als wir. Und sie sind uns zahlenmäßig überlegen.«
    Sazed schloss die Augen; der zitternde Löffel befand sich auf halbem Weg zu seinen Lippen. Plötzlich verspürte er eine Schwäche, die nichts mit seinen Metallgeistern zu tun hatte. Warum ist sie nicht mit ihnen gegangen? Warum ist sie nicht geflohen?
    Als Sazed die Augen wieder öffnete, sah er Keuler nach einer Dienerin winken, damit diese ihm etwas zu essen brachte. Das junge Mädchen kam mit einer Schüssel Suppe zurück. Keuler betrachtete das Mahl unzufrieden, doch dann hob er die knorrige Hand und schlürfte die Suppe. Dabei warf er Sazed einen raschen Blick zu. »Erwartest du eine Entschuldigung von mir, Terriser?«, fragte er zwischen zwei vollen Löffeln.
    Sazed saß eine Weile entsetzt da. »Überhaupt nicht, Graf Cladent«, sagte er schließlich.
    »Gut«, meinte Keuler. »Du bist ein anständiger Kerl. Du bist nur etwas verwirrt.«
    Sazed nippte an seiner Brühe und lächelte. »Das ist tröstlich zu hören. Glaube ich.« Er dachte kurz nach. »Graf Cladent, ich habe eine Religion für Euch.«
    Keuler runzelte die Stirn. »Du gibst nie auf, was?«
    Sazed senkte den Blick. Es dauerte eine Weile, bis er seine Gedanken wieder beisammenhatte. »Was Ihr zuvor gesagt habt, Graf Cladent. Über Situationsmoral. Dabei habe ich an einen
Glauben gedacht, der als Dadradah bekannt ist. Seine Anhänger kamen aus vielen Ländern und Völkern; sie glaubten, es gebe nur einen einzigen Gott, und es gebe nur einen richtigen Weg, ihn anzubeten.«
    Keuler schnaubte verächtlich. »Ich bin wirklich nicht an einer deiner toten Religionen interessiert, Terriser. Ich glaube …«
    »Sie waren Künstler«, sagte Sazed ruhig.
    Keuler zögerte.
    »Sie glaubten, die Kunst bringe sie Gott näher«, erklärte Sazed. »Sie waren sehr interessiert an Farben und Schattierungen, und sie verfassten gern Gedichte, in denen sie die Farben beschrieben, die sie in der Welt um sie herum wahrnahmen.«
    Keuler war nachdenklich geworden. »Warum predigst du mir gerade ihre Religion?«, wollte er wissen. »Warum nimmst du nicht eine, die genauso ungehobelt ist wie ich selbst? Oder eine, die den Krieg und die Soldaten angebetet hat?«
    »Weil …« Sazed blinzelte und bemühte sich, die verschwommenen Erinnerungen zurückzuholen. »Weil Ihr nicht so seid. Das ist es zwar, was Ihr tun müsst, aber das seid nicht Ihr. Ich glaube, die anderen vergessen gern, dass Ihr ursprünglich Holzschnitzer wart. Künstler. Als wir in Eurem Laden lebten, habe ich oft gesehen, wie Ihr den Stücken, die Eure Lehrlinge geschnitzt hatten, den letzten Schliff gabt. Ich habe die Sorgfalt gesehen, mit der Ihr gearbeitet habt. Dieser Laden war nicht nur eine Fassade für Euch. Ich weiß, dass Ihr ihn vermisst.«
    Keuler erwiderte nichts darauf.
    »Ihr müsst das Leben eines Soldaten führen«, sagte Sazed und zog mit schwacher Hand etwas aus seiner Robe hervor. »Aber Ihr seid noch immer in der Lage, wie ein Künstler zu träumen. Hier. Ich habe dies für Euch anfertigen lassen. Es ist ein Symbol des Dadradah-Glaubens. Für seine Anhänger stand die Berufung zum Künstler über der zum Priester.«
    Er legte eine hölzerne Scheibe auf den Tisch. Dann lächelte er Keuler unter Mühen an. Es war lange her,

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